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Insekten und Käfer für die Gains?

Du denkst, dass Insekten und Käfer eklig sind? Denk‘ noch einmal darüber nach. Eine neue Generation von Köchen, Bauern, Nachhaltigkeits-Experten und experimentierfreudigen Essern beschäftigen sich aktuell mit der Entomophagie, dem Essen von Insekten. Wir Kraftsportler und Fitnessenthusiasten könnten vielleicht die nächste Gruppe sein, die diesem krabbeligen Trend verfällt. Aus diesem Grund erklären wir euch heute, wo genau die Vorteile an Insekten und Käfern als Nahrungsmittel liegen!

Frau trifft Wanze

Eine juwelenfarbige Raupe schmiegt sich in meine Handfläche. Ihre kleinen Füße, wie kleine Schnurrhaare, pieksen in meine Haut. Ich streichle das kleine türkise Würmchen in meiner Hand. Es hat winzige 8-förmige Markierungen an seinem Bauch. Seine Unterseite ist weich. Nicht das, was ich erwartet hätte.

Ich nasche einen gerösteten Mehlwurm. Er schmeckt wie knusprige Schwarte.. Dann gönne ich mir eine Heuschrecke im Schokoladenmantel. Das Ding ist zu lecker. um gesund zu sein. Auch nicht das, was ich erwartet hätte.

„Nicht was ich erwartet hätte“ könnte der Slogan sein, wenn es um das Essen von Insekten geht. Es ist ganz einfach nicht so eklig, wie viele Menschen vielleicht denken.

Jenseits des Igitt-Faktors

Wenn man die meisten Europäer oder Amerikaner danach fragt, was sie über das Essen von Krabbeltieren denken, antworten die meisten wohl mit „Ihhh!“.

Wir verwöhnten Menschen der westlichen Welt mögen unser Protein eher ordentlich verpackt. Schön in Plastik, kein ekliges Zeug. Nichts, was darauf hindeutet, dass das Protein von einem Tier stammt. Wir bevorzugen blasse Hähnchenbrüste gegenüber moschusartigen, nach Eisen riechenden Lebern oder Herzen. Wir essen lieber Burger und schön zurecht geschnittene Steaks als Nieren und Mägen. Wir fühlen uns gut mit Proteinpulvern und -riegeln, die schmecken sollen wie ein Dessert. Wir machen Omelettes aus Eiklar aus dem Tetra-Pack (Eier kommen aus dem Hintern von Hühnern? Ekelhaft!). Und oh, wie lieben wir unsere Chicken Nuggets und Würstchen? Doch im weltweiten vergleich sind wir die verrückten Außenseiter.

Anders sieht es auf Märkten in einem schwarzafrikanischen Land oder in Süd-West-Asien aus. Essbare Insekten sind dort so beliebt wie Brezeln auf dem Oktoberfest. Bedenkt man, dass Insekten seit circa 400 Millionen Jahren auf diesem Planeten existieren – etwa 398 Millionen länger als wir Menschen, plus/minus ein paar Millionen Jahre – und dass von den 950.000 verschiedenen Insektenspezies da draußen ungefähr 2000 von uns Menschen gegessen werden, ist die Entomophagie (vom grieschischen Entonom, oder Insekt und Phagein, oder „zu essen“) nichts dermaßen Neues mehr. Aber immer noch ekelhaft.

Wie bekommen wir die Zimplerlichen noch überzeugt? Ganz einfach, wir zeigen ihnen, wie nahrhaft und lecker Insekten wirklich und was für ein nachhaltiges, ökologisch wertvolles Lebensmittel sie sein können.


Das Verhältnis zwischen Fett und Eiweiß verschiedener Insekten.
(Quelle: precisionnutrition.com/eating-bugs)

Nahrhafte Insekten

Mageres Protein – Gesundheitsbewusste Menschen und Athleten sind immer auf der Jagd nach ihm. Sie analysieren Speisekarten, werfen Pulver in Shakes, lesen Zutatenlisten. Was wäre, wenn es eine praktische, haltbare und transportierbare Proteinquelle gäbe, die immer noch „echte“ unverarbeitete Nahrung ist? Nun, es gibt Beef Jerky und Dosenthunfisch. Aber was sonst noch?

Jordan Goldin möchte das zusammen mit seinen Bürdern Ryan und Darren ändern. Sie betreiben Farmen des 21. Jahrhunderts, welcher Krista Scott-Dixon und ihre Kollegen von precisionnutrition.com einen Besuch abstatten.

Es folgt ein kleiner Erfahrungsbericht aus der Ich-Perspektive:

Während ich einen Schmetterling an mir aufsteigen lasse, gibt mir Jarrod eine Plastiktüte voll mit Mehlwürmern. Das ist ganz offensichtlich „echte Nahrung“. Ich meine, zumindest sieht es so aus. Mehlwürmer, das ganze Ding voll. Mutig nehme ich eine handvoll heraus und stecke sie mir in den Mund. Sie schmecken ein bisschen wie Puffreis, aber mit mehr Röstaromen. Köstlich.

Sie wären lecker mit etwas Knoblauchsalz,“ sage ich, während ich versuche, keine Mehlwurm-Krümel auszuspucken, während ich spreche. „Ja,“ sagt Jarrod, „du kannst sie über den Salat geben wie Croutons. Statt Hähnchenbrust streust du ein paar davon oben drauf“.

Ich greife schon wieder in die Tüte. Ich kann mir gut vorstellen, eine Packung davon vor dem Fernseher zu knabbern. Statt einer Tüte Chips, die mir fast keinen Nährwert bietet, sich in Wahrheit sogar negativ auf die Gesundheit auswirken kann, liefert mir eine Tüte Mehlwürmer Protein, Ballaststoffe, Fettsäuren und Mineralien. Das durchschnittliche Insekt besteht zu ungefähr der Hälfte aus Protein in der Trockenmasse. Manche von ihnen, beispielsweise Heuschrecken, enthalten sogar bis zu 75 Prozent.

Das bedeutet, dass Insekten mit anderen tierischen Nahrungsmitteln vergleichbar sind, jedoch ohne viele der anderen Probleme der Massentierhaltung, wie zum Beispiel dem überhöhten Gebrauch von Antibiotika, Hormonen und Getreidefütterung.


Mehlwürmer liefern 45 Prozent Eiweiß und kaum Kohlenhydrate!

Mit Insekten kochen

Auch wenn du jetzt vielleicht den überragenden, ernährungsphysiologischen Qualitäten von Insekten zustimmen magst, stellt sich dir eventuell noch eine Frage: Wie schmeckt das Zeug? Meiner Meinung nach verdammt lecker!

Vor meinem Besuch in der Insekten-Farm habe ich bereits ein wenig mit ihren Grillen- und Mehlwurm-Mehlen herumexperimentiert. Sie bestehen im Prinzip aus dem gesamten Insekt, fein gemahlen zu einem Pulver. Das Mehl schmeckt wie die Kruste eines Toasts – als wenn jemand eine gut geröstete Scheibe Brot pulverisiert. Es hat einen nussig gerösteten Geschmack. Ich mache daraus Grillen-Kuchen und -Cookies. Mehlwurmpulver eignet sich gut für Shakes und Smoothies. Manchmal löffle ich mir das Zeug auch direkt in den Mund. Ich glaube ich bin süchtig.

Aus irgendeinem Grund denken manche Menschen, das Essen von Insekten bedeutet, sie – wie Gollum sagen würde – roh und zappelnd zu essen. Meine Antwort darauf ist: „Und wie isst du dein Hühnchen? Steckst du deinen Kopf in den Hühnerstall und beißt wild um dich?“ Natürlich nicht. 

Also lieber Leser, falls du dich wunderst: Auch wenn gute Abenteuergeschichten immer den Satz „Ich habe eine lebende… gegessen“ beinhalten, werden Insekten, die hierzulande für die Lebensmittelindustrie gezüchtet werden, schmerzfrei getötet und dann verarbeitet, beispielsweise durch die Röstung. Das bedeutet, sie sind tot, gegart und vielleicht sogar zu Mehl vermahlen, bevor sie bei dir auf dem Tisch landen. Kein Grund, davor größere Angst zu haben als vor einem Schrimp-Cocktail. 

Erfahrungsbericht Ende.

Religiöse Ernährungsregeln und Insekten

Die koscheren Ernährungsregeln spezifizieren, welche Arten von Insekten ein gläubiger Jude essen darf.

Alle fliegenden Insekten, die auf allen Vieren gehen, sollen dir widerwärtig sein. Es gibt jedoch einige geflügelte Kreaturen, die auf allen Vieren gehen, die du verspeisen kannst: Jene, die Beine mit Gelenken zum Hüpfen auf dem Boden haben. Von denen kannst du Heuschrecken, Grillen oder Grashüpfer essen. Alle anderen geflügelten Kreaturen mit vier Beinen sollst du aber verschmähen. – Levictus 11

Unter islamischen Gelehrten gibt es ein paar Diskussionen darüber, ob Insekten theoretisch halal, also erlaubt sind, oder haram, sprich verboten. Einigen Gelehrten zufolge sind ein paar Arten halal und Insekten, die aus Versehen im Essen landen, sind generell zu verzeihen. Allgemein werden Insekten unter Muslimen aber als haram klassifiziert.


https://www.gannikus.de/news/der-proteinriegel-aus-grillenmehl/


Nachhaltigkeit

Auf einer Insektenfarm gibt es keine Felder, keine Ställe, keine Zäune. Sie befinden sich meist in Industriegebäuden am Rande von Großstädten. Man würde von außen nie erahnen, was dort drinnen vor sich geht. Was dort drinnen vor sich geht, ähnelt jedoch einer niemals enden wollenden Biologiestunde. Adlermotten und Mehlwürmer in verschiedenen Entwicklungsstadien tummeln sich in Regalen voller Plastik-Behälter. In den dunklen, staubigen Räumen machen hunderte flatternde Motten Liebe miteinander, nippen an der Futterstation vor ihnen und legen Eier auf Pflanzen ab.

Ein Tisch voller Käferfutter, bestehend aus blassem Maisbrot, wartet darauf, verspeist zu werden. Manche Farmen experimentieren jedoch auch mit getreidefreiem Futter, um ein echtes „Paleo-Produkt“ herstellen zu können. Außerdem versuchen sie die Tierchen beispielsweise mit Äpfeln und Zimt zu füttern, um ihnen so ein Aroma zu verleihen.

Weiterhin hat die Zucht von Insekten einen sehr geringen ökologischen Fußabdruck. Vergleichen wir es einmal mit einer Kuh. Eine Kuh braucht viel Platz sowie viele Ressourcen. Außerdem leben Insekten nur kurz. Eine durchschnittliche Grille lebt vielleicht zwei bis drei Monate, eine Motte vielleicht drei bis sechs Monate. Wenn man nur die Larven verwendet, so wie bei Mehlwürmern, ist es nicht einmal nötig, sie puppen zu lassen. Das bedeutet, dass der Farmer das Ei innerhalb von ein paar Wochen zum Endprodukt heranreifen lassen kann.

Insekten eignen sich auch sehr gut dafür, Nahrung in essbares Gewebe zu verwandeln – etwa doppelt so effizient wie Hühner und Schweine und mehr als fünfmal effizienter als ein Rinderkalb. Außerdem begnügen sich Insekten mit einem sehr viel breiteren Speiseangebot als herkömmliche Nutztiere. In der Futterschlange der Raupen gibt es jedenfalls keine Beschwerden über den faden Weizenkeim-Brei. Sie sind oft in der Lagen Dinge zu essen, die wir Menschen nicht essen können, wie beispielsweise Maulbeeren, Blätter oder Holz. Außerdem sind sie in der Lage, das weniger hochwertige Eiweiß aus Pflanzen in hochwertiges Protein für den menschlichen Organismus umzuwandeln.

Bedenkt man all diese Fakten, ist die tatsächliche Effizienz der Nahrungsumwandlung circa 20 Mal effektiver als bei Rindern. Das bedeutet, dass die Insektenzucht – gemeinsam mit anderen Formen moderner Agrarkultur – einer der Eckpfeiler für eine nachhaltige Landwirtschaft sein kann.


So sieht eine Insekten-Farm von innen aus.

Den Hunger bekämpfen

Gemäß der Nahrungsmittel und Landwirtschafts-Organisation der vereinigten Staaten (FDA) stirbt einer von sechs Menschen weltweit an den Folgen von Hunger und Unterernährung. Fruchtbare Böden und frisches, sauberes Wasser gehen schnell zurück. Die Pflanzenvielfalt verringert sich. Großangelegte Nutztierhaltung wird immer schwieriger, besonders in Regionen der Welt, in denen Ressourcen knapp sind. Entomophagie bietet eine mögliche Lösung des globalen Problems der Nahrungsknappheit und Erschöpfung der Ressourcen. Einige Forscher schätzen, dass zehn Trillionen einzelne Insekten jederzeit auf der Erde leben. Auch wenn wir nur 2000 Arten essen, ist das ein ziemlich guter Anfang.

Insekten bieten eventuell auch eine einfach anzubauende Nahrungsquelle für Austronaten auf Missionen im Weltall. Egal ob Köche, Bauern, Käferliebhaber, Nachhaltigkeitsexperten oder einfach nur neugierige Genießer, immer mehr Menschen trauen sich Insekten zu essen. Entomophagie ist nicht die einzige Möglichkeit, ethisch korrekt und nachhaltig zu essen, aber es ist eine gute.

Was wir machen sollten

Du denkst darüber nach, Insekten in deinen Speiseplan aufzunehmen, weist aber nicht so richtig, wo du beginnen solltest?

Hier sind ein paar Anregungen:

  • Schau‘ dir die Nährwerte an. Auch wenn du zögerlich bist, sind die ernährungsphysiologischen Eigenschaften ziemlich eindeutig. Überleg‘ dir, wo du Grillen- oder Mehlworm-Mehl untermischen kannst, um den Nährwert zu erhöhen.
  • Versuche mit der einfachsten Option anzufangen: Insektenmehl. Es mischt sich gut in Shakes, Smoothies oder Suppen. Es kann auch mit Gebackenem, wie zum Beispiel Pancakes oder Muffins, kombiniert werden. Du musst nicht gleich eine ganze Grille essen.
  • Füge Geschmack hinzu. Versuche Insekten umhüllt von dunkler Schokolade als süßen Snack. Oder eine der vielen online verfügbaren Optionen mit Geschmack. Oder du kaufst dir eine Tüte gerösteter Mehlwürmer und experimentierst selbst nach deinem Geschmack, z.B. mit Knoblauch und Chilli.
  • Gib Insekten zu deinen Lieblingsspeisen hinzu. Gemahlene Insekten sind ein guter Start. Wenn du abenteuerlustiger bist, dann streu‘ Mehlwürmer auf deinen Salat wie Croutons.

Fazit

Was in vielen Ländern der Welt bereits seit Jahrhunderten verzehrt wird, kommt langsam auch bei uns an. Entomophagie beziehungsweise das Essen von Insekten wird hierzulande immer beliebter und das zurecht. Insekten sind eine exzellente Proteinquelle und darüber hinaus auch noch sehr ökologisch und nachhaltig zu erzeugen. Das Einzige, mit dem sich viele von uns noch anfreunden müssen, ist die Vorstellung, Insekten zu verspeisen. Doch in Zukunft werden wir immer häufiger auch diese Tierchen in Supermärkten, Online-Shops und Speisekarten sehen.


Primärquelle: precisionnutrition.com/eating-bugs
Studienquellen:
Bednarova, Martina, et al. Purine derivate content and amino acid profile in larval stages of three edible insects. Journal of the Science of Food and Agriculture 94 (2014): 71–76.
Chakravorty, Jhama, et al. “Comparative survey of entomophagy and entomotherapeutic practices in six tribes of Eastern Arunachal Pradesh.” Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine 9 no. 50 (2013).
Chakravorty, Jharna, et al. “Practices of entomophagy and entomotherapy by members of the Nyishi and Galo tribes, two ethnic groups of the state of Arunachal Pradesh.” Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine 7 no.5 (2011).
Durst, Patrick B., et al. Edible Forest Insects: Humans Bite Back! Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): Bangkok, Thailand; 2010.
Katayama, N. et al. “Entomophagy: A key to space agriculture.” Journal of Advanced Space Research (2007). doi:10.1016/j.asr.2007.01.027
McGrew, William C. “The ‘other faunivory’ revisited: Insectivory in human and non-human primates and the evolution of human diet.” Journal of Human Evolution 71 (2014): 4-11.
Raubenheimer, David, et al. “Macronutrient contributions of insects to the diets of hunter-gatherers: A geometric analysis.” Journal of Human Evolution 71 (2014): 70-76.
Raubenheimer, David, and Jessica M. Rothman. “Nutritional Ecology of Entomophagy in Humans and Other Primates.” Annual Review of Entomology 58 (2013): 141–60.
Rothman, Jessica M. “Nutritional contributions of insects to primate diets: Implications for primate evolution.” Journal of Human Evolution 71 (2014): 59-69.
Rumpold, Birgit A. and Oliver K. Schluter “Nutritional composition and safety aspects of edible insects.” Mol. Nutr. Food Res. 57 (2013): 802–823.
van Huis, Arnold, et al. Edible Insects: Future Prospects for Food and Feed Security. Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): Rome; 2013.

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