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Sind wir süchtig nach Zucker?

Ob Zucker süchtig macht oder nicht, ist in der heutigen Zeit immer öfter Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Fast jeder von uns kennt das Verlangen nach zuckerreichen Lebensmitteln wie Kuchen, Eis oder Schokolade. Bei manchen wird es ausgelöst durch Stress, bei anderen durch Frust, Kummer oder Langeweile. Wenn man einmal damit angefangen hat, wollen die meisten immer mehr und können gar nicht aufhören, Süßigkeiten in sich hinein zu stopfen. Schnell kommt da der Eindruck auf, wir wären süchtig nach dem weißen Stoff. Doch ist das wirklich so? Können wir tatsächlich eine Abhängigkeit nach Zucker entwickeln?

Um die Frage gleich zu Beginn dieser Erörterung zu beantworten: Nein, Zucker macht nicht süchtig. Doch dass Zucker im Übermaß trotzdem nicht gut für uns ist, steht außer Frage. Die Aussage, dass Zucker an sich nicht abhängig macht, dürfte nun jedoch für einige Diskussionen sorgen, denn viele Menschen schieben der süßschmeckenden Substanz die Schuld für zahlreiche Dinge, wie beispielsweise Fettleibigkeit, in die Schuhe. Um zu verstehen, warum Zucker kein Suchtfaktor ist, solltest du daher zunächst aufmerksam lesen, wie wir zu diesem Schluss kommen.

Alles nur Saccharose

Die simpelste Art unseren Punkt deutlich zu machen ist, sich selbst eine einfache Frage zu stellen: Hast du das Verlangen, tütenweise Haushaltszucker zu löffeln? Wenn nicht, dann bist du auch nicht süchtig nach Zucker! Injizierst du dir gelösten Zucker direkt in deine Venen? Nein? Dann bist du auch nicht süchtig danach!

Der Punkt ist, dass Zucker an und für sich nicht süchtig macht. Zumindest nicht auf die Art und Weise, wie es herkömmliche Drogen machen, von denen man irgendwann nicht mehr weg kommt. Wenn Zucker süchtig machen würde, würdest du die weißen Kristalle kiloweise nach Hause schleppen und sie mit dem Löffel direkt in deinen Mund schaufeln.

Wenn man diese Behauptung aufstellt, sind die Leute immer schnell damit, die Forschungsarbeiten von Bartley Hoebel zu zitieren, die angeblich zeigen, dass Zucker bei Nagetieren ein stärkeres Suchtpotenzial hat als Kokain. Dennoch hat der gute Mann nicht gezeigt, dass Zucker schneller abhängig macht als Kokain. Er zeigte lediglich, dass Kokain den Dopaminspiegel im Gehirn der Nager auf ähnliche Art und Weise steigert wie eine Belohnung durch Nahrungsmittel. Er ist weiterhin Co-Autor eines Papers mit dem Titel „Beweise für Zuckersucht“, welches verhaltenstechnische Ähnlichkeiten zwischen der freiwilligen Aufnahme von Drogen und dem unterbrochenem Zugang zu Nahrung bei Nagetieren zeigte [1, 2]. Was die Leute jedoch nicht verstehen ist, dass die Umstände, die bei zuckerfressenden Nagetieren zu Suchtverhalten führen, nicht auf den Menschen übertragbar sind.


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Der Zustand der Sucht

Tatsache ist, dass suchtähnliches Verhalten, wie der unkontrollierte Verzehr von Zucker, nur dann stattfindet, wenn du den Nagetieren diskontinuierlichen Zugang zu Zucker gibst [3]. Ich nehme den Tieren beispielsweise für zwölf bis 16 Stunden das Futter weg und gebe ihnen dann freien Zugang für acht bis zwölf Stunden. Unter diesen bestimmten Umständen und unter der Auswahl von Versuchstieren, die eine Präferenz für Zucker haben (anders als in Studien zu süchtig machenden Drogen, bei denen die Tiere vollkommen unbehaftet der Versuchsdroge gegenüber standen), kann ich ein suchtähnliches Verhalten erzeugen. Gebe ich den Nagetieren jedoch uneingeschränkten Zugang zu Zucker, kann ich auch kein suchtähnliches Verhalten beobachten [3].

Was von beiden ist für uns Menschen wohl relevanter? Natürlich der uneingeschränkte Zugang, denn wir können heutzutage immer und überall Zucker zu uns nehmen. Es gibt keinen gigantischen Labormitarbeiter, der uns das Essen wegnimmt. Und wenn wir den Zucker nicht im Haus haben, rennen wir einfach zum nächsten Supermarkt oder Tankstelle und besorgen ihn uns. Unser Zugang zu Zucker ist also nicht beschränkt.

Die Vermeidung von Übelkeit

Ein weiterer großer Unterschied zu suchterzeugenden Drogen ist, dass Nagetiere mit anhaltendem Zugang zu Zucker anfällig für Abwertung bleiben [3]. Wenn ich dem Zucker etwas zugebe, was bei den Nagetieren Unwohlsein auslöst, dann werden sie aufhören, ihn zu fressen. Das gilt jedoch nicht für echte Drogen. Auch wenn man etwas beimischt, was die Nagetiere sich schlecht fühlen lässt, werden sie es weiter konsumieren. Du denkst, du wärst süchtig nach Keksen? Bestimmt würdest du aufhören, sie zu essen, sofern man etwas hinzugeben würde, was dich jedes Mal erbrechen lässt, wenn du sie isst. Du bist also auch nicht süchtig nach Keksen.


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Der Kontrast der Gelüste

Ein weiterer Unterschied zwischen Drogen und Zucker ist, dass das Verlangen nach ihnen unterschiedlich ist. Gelüste nach Nahrungsmitteln sind sehr verschieden von der Drogenabhängigkeit, sie unterscheiden sich in ihrer Intensität, Frequenz und Dauer [3]. Heißhunger auf ein bestimmtes Essen ist von relativ kurzer Dauer im Vergleich zum Verlangen nach einer Droge. Er kann tatsächlich verschwinden, wenn man verzichtet, doch das Verlangen nach Drogen besteht selbst bei anhaltender Abstinenz. Gelüste nach Nahrung sind keine Reflexion der Sucht nach einem bestimmten Nahrungsmittel. Viel mehr sind sie mit einer bestimmten Einstellung zu Nahrung verbunden [4].

Nehmen wir Schokolade als Beispiel für ein Nahrungsmittel, welches viele Menschen als „süchtig machend“ beschreiben. Für manche Menschen ist Schokolade etwas sehr Begehrenswertes – sie schmeckt einfach extrem gut. Allerdings denken wir, dass man Schokolade mit einer gewissen Zurückhaltung essen sollte. Wenn du versuchst, deine Schokoladenaufnahme bewusst zu beschränken, gewinnt sie für dich immer mehr an Bedeutung und lässt dich dauernd an sie denken. Wir nehmen das als Heißhunger wahr und die Leute vergleichen das mit Sucht. Es ist aber keine Sucht.

Bereits in den frühen 1940er Jahren zeigten Forschungsarbeiten, dass Zucker nicht abhängig macht [5]. Die Forscher schauten sich an, wie die Zuckerkonzentration im Wasser die Trinkmenge von Nagetieren beeinflusste. Sie beobachteten, dass die Nager mehr tranken, wenn der Anteil des Zuckers im Wasser stieg, jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt. Sobald die Zuckerkonzentration zu hoch wurde, tranken sie sogar weniger. Tatsächlich tranken sie bei einer sehr hohen Konzentration sogar weniger als vom reinen Wasser. Wenn Zucker süchtig machen würde, würde das nicht passieren. Stattdessen würden sie mit steigender Konzentration immer mehr trinken. 


Wenn Zucker wirklich süchtig machen würde, hätten die Tiere mit steigender Konzentration immer mehr getrunken.

Was passiert hier also? Es ist ganz einfach ein Problem der Schmackhaftigkeit. Zucker steigert die Schmackhaftigkeit von Wasser, er lässt es besser schmecken. Wenn die Zuckerkonzentration jedoch zu hoch wird, schmeckt es nicht mehr so gut und du wirst nicht mehr so viel davon trinken. Bei wirklich hohen Konzentrationen schmeckt es sogar so schlecht, dass du stattdessen lieber pures Wasser trinkst. Das passiert aber nicht bei wirklich suchterzeugenden Substanzen, was uns zum nächsten Punkt führt.

Es ist die Schmackhaftigkeit

Zucker macht nicht süchtig. Er sorgt jedoch dafür, dass dein Essen verdammt gut schmeckt. Wenn du beispielsweise bei Nagetieren die Geschmacksrezeptoren für süß ausschaltest, sodass sie keinen Zucker mehr wahrnehmen können, werden die resistent gegenüber der Fettzunahme, wenn man ihnen Zuckerwasser gibt [6]. Wenn du dann Fett zur Zuckerlösung gibst, um die Schmackhaftigkeit dennoch zu steigern, werden die Tiere fett, obwohl sie den Zucker nicht schmecken können. Daher ist der übermäßige Verzehr von Nahrung stark mit seiner Schmackhaftigkeit verknüpft, nicht mit der einzigartigen Fähigkeit von Zucker, eine Sucht auszulösen. In der Tat ist es so, dass Menschen auf einer zuckerreichen Diät sehr viel Gewicht verlieren, solange die Ernährung sehr fade ist, sodass sie nicht so viel essen wollen [7]. Außerdem ist die Schmackhaftigkeit und nicht der Zuckergehalt ein Anzeichen dafür, wie viel man essen wird [8].

In der Realität ist es so, dass sehr schmackhafte und belohnende Nahrungsmittel die natürlichen Mechanismen des Appetitsignals aufheben können und der Genuss sowie die Belohnung können im Gehirn einige derselben Stoffwechselwege auslösen wie eine echte Sucht [9]. Daher können sehr schmackhafte und sehr belohnende Nahrungsmittel einige suchtähnliche Eigenschaften besitzen und sehr verführerisch sein, sodass man sich an ihnen leicht über(fr)isst, doch das ist keine echte Sucht. Zucker ist eine Komponente in unserer Nahrung, die Schmackhaftigkeit und Belohnungswert steigert, was wiederum die Wahrscheinlichkeit anhebt, dass wir zu viel davon zu uns nehmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Zucker süchtig macht.


Primärquelle: weightology.net/no-youre-not-addicted-to-sugar/

Literaturquellen:

  1. Hernandez, Luis, and Bartley G. Hoebel. „Food reward and cocaine increase extracellular dopamine in the nucleus accumbens as measured by microdialysis.“ Life sciences 42.18 (1988): 1705-1712.
  2. Avena, Nicole M., Pedro Rada, and Bartley G. Hoebel. „Evidence for sugar addiction: behavioral and neurochemical effects of intermittent, excessive sugar intake.“ Neuroscience & Biobehavioral Reviews 32.1 (2008): 20-39.
  3. Westwater, Margaret L., Paul C. Fletcher, and Hisham Ziauddeen. „Sugar addiction: the state of the science.“ European journal of nutrition 55.2 (2016): 55-69.
  4. Rogers, Peter J., and Hendrik J. Smit. „Food craving and food “addiction”: a critical review of the evidence from a biopsychosocial perspective.“ Pharmacology Biochemistry and Behavior 66.1 (2000): 3-14.
  5. Richter, Curt P., and Kathryne H. Campbell. „Sucrose taste thresholds of rats and humans.“ American Journal of Physiology-Legacy Content 128.2 (1939): 291-297.
  6. Glendinning, John I., et al. „The role of T1r3 and Trpm5 in carbohydrate-induced obesity in mice.“ Physiology & behavior107.1 (2012): 50-58.
  7. Hashim, Sami A., and Theodore B. Van Itallie. „Studies in normal and obese subjects with a monitored food dispensing device.“ Annals of the New York Academy of Sciences 131.1 (1965): 654-661.
  8. Holt, Susanne HA, et al. „A satiety index of common foods.“ European journal of clinical nutrition 49.9 (1995): 675-690.
  9. de Macedo, Isabel Cristina, Joice Soares de Freitas, and Iraci Lucena da Silva Torres. „The influence of palatable diets in reward system activation: a mini review.“ Advances in pharmacological sciences 2016 (2016).
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