Während Doping im Profibereich mittlerweile fast schon zur traurigen Selbstverständlichkeit geworden ist und kaum mehr für Verwunderung sorgt, scheint die selbe Problematik im Freizeitsport öffentlich weniger bekannt zu sein. Um aufzuklären, wie weit verbreitet leistungssteigernde Substanzen mittlerweile sind und welche Risiken dieser Konsum birgt, nahm sich der MDR dieser Problematik an und nahm Einzelschicksale, „Expertenmeinungen“ und auch die Fitness YouTuber genauer unter die Lupe. In diesem Beitrag haben wir die wichtigsten Punkte und die (zum Teil höchst fragwürdigen) Erkenntnisse für euch zusammengefasst.
Im Rahmen der Dokumentation „Pillen, Spritzen und Hormone – Doping im Freizeitsport“ untersuchte der MDR, wie weit der Einsatz leistungssteigernder Substanzen abseits der Profibranche verbreitet ist. Da das Einstiegsalter derzeit zwischen 16 und 19 Jahren liege, möchte eine Schule mit gutem Beispiel vorangehen und sich möglichst stark für Aufklärung und Präventionsarbeit einsetzten. Dazu spricht ein Psychologe, dessen Fachgebiet eigentlich die Suchtberatung sei, der sich aber auch hervorragend in dopende Personen hineinversetzen könne, vor den jungen Schülern und erklärt, dass dieses Thema weit verbreitet ist und erhebliche Gefahren birgt.
So könne man schon durch den Konsum von Eiweißshakes und weiteren Supplements an eine bedenkliche Schwelle herankommen. Dies bestätigt auch ein Experte des Olympischen Sportbundes, da man beispielsweise durch den Einsatz von Kreatin in ein „Kurdenken“ hineingerate und somit die Hemmschwelle für Steroidkuren sinken könnte. Ob ein solches Phänomen allerdings auch bei Hausfrauen, die eine Saft- oder Detox-Kur machen, zu beobachten sei, wird nicht aufgeklärt.
Um die Nebenwirkungen einiger muskelaufbauender Präparate zu verdeutlichen, werden nicht nur zwei Mediziner, sondern auch ein Konsument befragt. Jens ist 48 Jahre alt und arbeitet bereits seit 25 Jahren mit leistungssteigernden Mitteln, um seine sportlichen Ziele zu erreichen und dem Alter entgegen zu wirken. Er selbst empfehle Testosteron in Kombination mit Trenbolon, hätte aber erst kürzlich vermeintliche negative Effekte feststellen können. Laut Aussage der behandelnden Ärztin sei der Wadenmuskel des Athleten aufgrund der zu hohen Trainings- und Medikamentenbelastung gerissen und hätte zu massiven Blutungen im Beinbereich geführt. Laut dem interviewten Professor würden potentielle Nebenwirkungen von Akne, Knochen- und Leberschäden bis hin zur Gynäkomastie führen.
Zudem scheinen die beiden Ärzte auch die tatsächliche Dopingfreiheit einiger Fitness YouTuber (gezeigt werden im Laufe der Reportage Karl Ess, Tim Gabel, Mischa Janiec und FitnessOskar) zu bezweifeln, da diese nicht nur viele Supplemente sondern vor allem Programme mit extremen Transformationsbildern vermarkten würden.
Auch der am Anfang erwähnte Psychologe scheint jene „Tuber“ mit kritischem Auge zu betrachten und deutet ebenfalls an, dass diese falsche Erwartungen wecken könnten. Er selbst habe nämlich des Öfteren auch Patienten, die zu schnell zu viel wollten und schlussendlich an den psychischen Folgen ihrer Dopingsucht zugrunde gehen würden. Besonders extrem sei sein jüngster Patient gewesen, der schon mit 12 Jahren zu verbotenen Substanzen gegriffen und in Folge gesteigerter Aggressivität sogar die eigene Mutter attackiert hätte.
Dass der Markt mit Anabolika und Co. boomt wie kaum ein zweiter bestätigen auch die befragten Zollfahnder. Da einige Präparate für rund 2€ zu beziehen und über 40€ bis 60€ zu verkaufen wären, habe man 30 – 60% Gewinnspanne – Ein Rechenbeispiel, welches sich zwar beeindruckend anhört, bei genauerer Betrachtung jedoch alles andere als mathematisch korrekt wirkt.
Die Möglichkeiten, die diese Branche bietet, konnte auch Bodybuilder Markus am eigenen Leib erfahren. Damals konsumierte er nicht nur selbst, sondern fing zunehmend an zu experimentieren und wurde schlussendlich selbst zum Händler. Es folgten 4 Jahre Gefängnis und die Erkenntnis, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Dass der Sportler allerdings auch heute noch überdurchschnittlich muskulös aussehe, sei nicht nur seinem täglich bis zu 5 Stunden dauerndem Training, sondern den früher eingesetzten Hormonimplantaten geschuldet, die noch immer für Testosteronschübe sorgen würden, was sicherlich auch eine der interessanteren Thesen dieses Beitrages ist.
Ein 12-jähriger Dopingkonsument attackiert seine Mutter, Kreatinkuren könnten zu Testosteronkuren führen, Implantate sorgen noch immer für Hormonschübe – Dies sind nur einige der Thesen, die die vermeintlichen Experten hier erwähnten. Alles in allem eine umfangreiche Reportage, die für viel Aufsehen innerhalb der Fitness Szene sorgen dürfte.
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