Genau wie in Deutschland boomt die Supplement-Industrie auch in Großbritannien und bringt immer neue Produkte auf den Markt, die längst nicht mehr nur professionelle Athleten sondern primär Freizeitsportler überzeugen sollen. Ob der durchschnittliche Studiobesucher überhaupt weiß, was genau er zu sich nimmt und ob sich sogar schon eine „Sucht“ nach Proteinpulvern entwickelt hat, versucht nun eine BBC Dokumentation aufzudecken.
Im Rahmen der Dokumentation „Addicted to Protein“ untersucht BBC Reporter Rick, ob es für den typischen Freizeitsportler tatsächlich Sinn macht, mit Supplements zu arbeiten oder ob dieses Vorgehen rein wissenschaftlich betrachtet nur Geldverschwendung ist. Darüber hinaus möchte er untersuchen, ob es in der Tat ein „zu viel“ an Protein gibt und ob sich gegebenenfalls sogar eine Sucht nach dem Baustein für die Muskeln entwickelt hat.
Zunächst besucht der Brite dazu den jungen Zahnarzt Ali, der erst vor wenigen Monaten mit dem Training begonnen hat, jedoch seit Tag 1 mit Proteinshakes arbeitet. Da er selbst keine Ahnung hätte, wie viel er brauche, hält sich der Dentalspezialist an die Empfehlungen seiner Freunde und konsumiert täglich zwei Shakes a 60g Whey. Zusammen mit dem Reporter geht es anschließend zu einem Mediziner, der zunächst den Status quo mittels Dexa Scan ermittelt und Ali anschließend 6 Wochen auf Supplement-Entzug setzt. Dieser Professor vertritt den Ansatz „Food First“ und hält Nahrungsergänzungsmittel zwar nicht für notwendig, aber in Maßen für eine legitime Vereinfachung, die jedoch nicht mit vollwertiger Nahrung konkurrieren könne.
Der Trugschluss, dass Supplements hartes und jahrelanges Training ersetzten können, sei allerdings falsch und leider trotzdem weit verbreitet. Bevor es jedoch zum zweiten Scan geht, besucht der Reporter verschiedene Personen von Nahrungsergänzungsmittelhändlern, über Freizeitsportler bis hin zu professionellen Bodybuildern. Während eine Studentin das Thema Eiweiß für eine reine Trenderscheinung hält, betonen professionelle Athleten, dass diese Supps eine wahre Erleichterung für den Alltag, jedoch keine Wundermittel seien.
Zudem wird ein weiterer Reporter besucht, der früher ebenfalls die Ambition hegte, groß und breit zu werden. Für seinen Traum habe er damals bis zu 250g Protein pro Tag konsumiert, bis er eines Tages mit unerträglichen Schmerzen ins Krankenhaus gebracht wurde – Diagnose Nierensteine. Obwohl die Ursache nicht eindeutig geklärt scheint, vermutet der Betroffene den hohen Eiweißkonsum als Hauptgrund. Er gesteht zwar, nicht süchtig nach dem Protein als solches gewesen zu sein, behauptet allerdings auch, dass er in der Tat süchtig nach der Vorstellung war, dass derartige Supplements zum Aufbau eines beachtlichen Körpers dazugehören würden. Vor allem von dem Fakt, dass der Interviewte trotz der damaligen Diagnose noch heute Proteinshakes trinke, zeigt sich der BBC Reporter verwundert.
Der bereits am Anfang erwähnte Professor betont allerdings, dass gesundheitliche Schäden von zu viel Eiweiß sehr unrealistisch seien und wenn überhaupt nur bei wirklich extremen Konsum auftreten könnten. Als Zahnarzt Ali nach seinem 6-wöchigen Proteinpulver-Entzug zum erneuten Check kam, stellte der Mediziner fest, dass der junge Sportler trotz des Verzichts keinesfalls abgebaut, sondern sogar 1 kg reine Muskelmasse aufgebaut hätte. Trotz dieses Ergebnisses möchte der junge Kraftsportler jedoch weiterhin seine Shakes in den Ernährungsplan integrieren, da diese seinen stressigen Alltag ganz einfach erleichtern würden.
Insgesamt ist der Reportage die große Skepsis bezüglich Nahrungsergänzungsmitteln und der damit verbundenen Industrie deutlich anzumerken. Die These, dass der erhöhte Konsum wirklich schädlich sei, wurde allerdings von dem interviewten Professor verneint. Schlussendlich zieht die BBC Dokumentation das Fazit, dass Supplements zwar nicht schädlich seien, im Regelfall allerdings zu viel oder zur falschen Zeit konsumiert werden und somit nüchtern betrachtet reine Geldverschwendung seien.