Muskelbepackte Männer gelten in den Augen der breiten Masse häufig als dümmlich und werden oft voreilig als „stumpfe Pumper“ abgestempelt. Noch extremer sind die argwöhnischen Blicke der Öffentlichkeit allerdings bei Bodybuilderinnen, die meist als Freaks betrachtet werden. Eine Dokumentation blickte nun hinter die muskulöse Fassade und deckte auf, welche Opfer zwei Damen für ihren Traum von der Pro Card bringen müssen und wann für sie persönlich die Grenze erreicht ist.
Die Reportage „Ripped – Inside Women`s Bodybuilding“ begleitet zwei erfolgreiche Amateurathletinnen auf ihrem Weg zu den Canadian Nationals und der dort zu erreichenden Pro Card. Krystia Petrossie ist schon seit ihrer Kindheit sportlich aktiv und entwickelte zunehmend den Wunsch, fitter und muskulöser als „normale“ Frauen zu sein. Obwohl sie selbst ihren Sport über alles liebt, gesteht die Kanadierin, dass Bodybuilding auf derart hohem Niveau auch viele dunkle Seiten mit sich bringe.
So sei es beispielsweise für die Beziehung mit ihrem Freund oftmals eine Zerreißprobe, da die Athletin in der Vorbereitung sehr egoistisch sein müsse, um die geforderte Leistung bringen zu können. Darüber hinaus deutete ihr Gatte bereits mehrfach an, dass ihm die Muskulatur seiner Frau langsam zu viel werde, er sie aber trotzdem unterstütze. Anders als viele andere Athleten aus dem amerikanischen Raum bestreitet Krystia nicht, dass auch Steroide eine Rolle auf dieser Ebene spielen. Zwar hätte sie selbst anfangs noch Angst vor diesem Schritt gehabt, betont jedoch, dass diese schnell verschwinde und man immer mehr und neues ausprobiere, um den Körper an die eigene Leistungsgrenze zu bringen.
Kurz vor ihrem Auftritt bei den Nationals muss die Kanadierin den Strapazen der letzten Monate schließlich Tribut zollen und wird trotz absoluter Spitzenform sehr emotional. Nachdem sich die 29-Jährige in die Top 5 kämpfen und sich einen Platz im Finale sichern kann, ist ihr lang gehegter Traum von Sieg und der damit verbundenen Pro Card zum Greifen nahe. Trotz hervorragender Performance reicht es am Ende allerdings nur für den vierten Platz, sodass Krystia sehr enttäuscht ist und erneut emotional reagiert. Allerdings betont die Bodybuilderin, dass für sie die Grenze erreicht sei und sie nicht noch muskulöser werden wolle, obwohl ihr dieser Umstand höhere Chancen auf die Profilizenz einräumen würde.
Genau wie Krystia ist auch Teresa leidenschaftliche Kraftsportlerin, war jedoch die ersten 40 Jahre ihres Lebens übergewichtig. Erst mit 41 beschloss die heutige Wettkampfathletin ihr Leben zu ändern und ihren Körper Stück für Stück in Topform zu bringen. Da die Erfolge nicht lange auf sich warten ließen, nahm auch sie später an Meisterschaften teil und befindet sich auch im Rahmen dieser Reportage in der Vorbereitung für die Nationals. Anders als die zuvor benannte Bodybuilderin startet Teresa jedoch nicht in der Physique, sondern in der Masters Division für Frauen ab 45.
Zudem betont die heute 47-Jährige, dass sie trotz mehrfacher Überlegung zum Entschluss gekommen sei, keinerlei Steroide zu verwenden und trotz unterstützer Konkurrenz komplett natural auf die Bühne zu gehen. Nachdem sich die Athletin in ihrem ersten Event die Qualifikation sichern konnte, geht es auch für sie zu den Canadian Nationals. Allerdings reicht es bei Teresa nicht für das Finale und so muss sich die früher Übergewichtige mit einem sechsten Platz zufrieden geben. Allerdings betont die Athletin, dass für sie nicht primär die Platzierung entscheidend wäre, sondern dass die damit bestätigte Selbstdisziplin und Zielstrebigkeit viel mehr Wert sei.
Insgesamt nimmt die hier beschriebene Dokumentation zwei vollkommen unterschiedliche Frauen unter die Lupe, die den gleichen Sport lieben und das selbe Ziel im Auge haben. Der Blick hinter die muskulöse Fassade zeigt nicht nur den enormen Willen, sondern auch überraschende persönliche Grenzen, die vielen bisher verborgen blieben. Ohne Zweifel eine Reportage, die das oftmals verrufene Frauenbodybuilding in ein neues, etwas positiveres Licht rückt.