Neid, Missgunst und Hass findet man überall dort, wo Menschen aufeinander treffen und miteinander in Konkurrenz treten. In der heutigen Zeit beweisen das beispielsweise Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, die sich hin und wieder auf mehr oder weniger kindliche Art und Weise auf den Social Media Kanälen duellieren. Möchte man über ernstzunehmende Auseinandersetzungen innerhalb der Fitness- und Bodybuildingszene sprechen, fallen schnell die berühmten Duelle zwischen Kai Greene und Phil Heath oder Arnold Schwarzenegger und Lou Ferrigno. Abseits der Wettkampfbühnen gibt es aber einen über lange Zeit ausgetragenen Kampf, den das Bodybuilding so wohl kein zweites Mal erleben wird und der in seiner Bedeutung viel tiefer geht als alles, was man aus der Öffentlichkeit kennt!
Denkt man an Konkurrenten im Bodybuilding verleitet der Verstand dazu, sofort an die großen Bühnen dieser Welt zu denken. Wer nimmt am Mr. Olympia teil und wer steht dort in größter Konkurrenz zu wem?
Dass aber hinter den Kulissen über Jahrzehnte eine Schlacht ausgetragen wurde, die viel schmutziger und viel hinterhältiger war als jede Situation, die sich im Fokus der Öffentlichkeit erkennen lässt, ist kaum jemandem bekannt.
Es ist die Schlacht zwischen Joe Weider und Dan Lurie.
Dan Lurie?
Für die wenigsten Anhänger der heutigen Szene ist dieser Name ein Begriff, obwohl er unumstritten einer der wohl faszinierendsten Akteure in der Geschichte des Bodybuildings ist.
Dan Lurie war in den 1940er Jahren als Wettkampfathlet im Bodybuilding aktiv. Dort gelang es ihm, den Mr. America Titel – „America’s Most Muscular Man“ – vier Mal für sich zu beanspruchen.
Nebenbei sammelte der spätere Unternehmer Weltrekorde für verschiedenste Kraftleistungen. So legte er mit insgesamt 1665 Push Ups in 90 Minuten einen Wert vor, den man bis heute bewundert.
Zusätzlich dazu war der einstige Pionier des Bodybuildings über eine lange Zeit in der TV-Branche aktiv, bevor er sich dazu entschloss, die Seite zu wechseln und als Unternehmer im Bodybuilding die Fäden zusammenlaufen zu lassen.
Mit der Eröffnung von Fitnessstudios im ganzen Land – alleine acht in New York City – trug er wesentlich dazu bei, dass mehr Athleten die Möglichkeit gegeben wird, sich mit dem Bodybuilding zu beschäftigen.
Darüber hinaus wird der US-Amerikaner 1942 auf einem von Joe Weider’s Magazinen auf den Titel gedruckt. Mit diesem entsteht auch eine Partnerschaft in einem Unternehmen, das sich auf die Ausstattung von Bodybuildern spezialisiert.
Genau dieses Unternehmen ist einer der Gründe, warum es zum Streit zwischen den beiden kommt.
Unehrlich und unloyal
Nach Aussage von Dan Lurie soll Joe Weider Stück für Stück versucht haben, ihn völlig von der Bildfläche verschwinden zu lassen und die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Werbeanzeigen, die in Magazinen geschaltet wurden, trugen plötzlich nur noch den Namen von Joe und nach kurzer Zeit flossen auch keine Erfolgszahlungen mehr an Dan.
Zu diesem Zeitpunkt ist der Höhepunkt der Rivalität aber noch nicht erreicht.
Rechte an der IFBB
Einen Großteil seines Lebens hat der im Jahr 2013 verstorbene Lurie damit verbracht, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass er der wahre Gründer der IFBB ist.
Glaubt man ihm, dann hat er sich im Jahr 1947 bereits den Namen „International Federation of Bodybuilding“ gesichert und ein Jahr später auch das erste IFBB Event veranstaltet.
Heute kennt man aber nur Joe Weider als Gründer und Vater der IFBB und ihrer zahlreichen Wettkämpfe.
Weil Dan Lurie für den Verband nie Anerkennung oder öffentliches Interesse erhalten hat, war er bis zu seinem Tod bestrebt, die Welt vom Diebstahl durch Joe Weider zu überzeugen. Bis zum Ende allerdings ohne offiziellen Beweis.
Weider und Hitler
Mit dem vermeintlich gestohlenen Namen der IFBB endet die Fehde nicht. Die Rivalität entwickelt sich zu einer Schlammschlacht.
Neben einem Schlagabtausch im Bereich der Zeitschriften greifen die beiden sich auch auf persönlicher Ebene in der Öffentlichkeit an.
So kommt es dazu, dass Dan Lurie, der ebenfalls Jude ist, den jüdischen Weider bezichtigt, Adolf Hitler zu bewundern und zahlreiche Bücher des Diktators zu verschlingen.
Lou Ferrigno
Führt man sich dann noch vor Augen, dass Dan Lurie den jungen Lou Ferrigno im Alter von 16 Jahren entdeckt und auf sein Magazincover druckte, es aber nicht schaffte, ihn vertraglich zu binden, könnte man meinen, die Welt stellt sich gegen ihn.
Kurz darauf nimmt Joe Weider das zukünftige Ausnahmetalent für fünf Jahre und eine Summe von 50.000 US-Dollar unter Vertrag.
Auch für diese Entdeckung erhält Dan nie die Anerkennung, die ihm eigentlich gebührt.
Entgegen allen heutigen Gerüchten hat es nie einen offiziellen Beweis gegeben, dass Dan Lurie die Rechte für die IFBB noch vor Weider registrieren ließ. Selbst wenn diese Behauptung der Unwahrheit entspricht, gibt es genügend weitere Situationen, die die langjährige Rivalität der beiden erklären. Es scheint nur verständlich, dass Dan keine Sympathie für den 2013 verstorbenen Joe Weider empfinden konnte, stand er doch dauerhaft in seinem Schatten und konnte in keinem Geschäftsbereich an ihm vorbeiziehen. Nichtsdestotrotz wird man wohl nie abschließend erfahren, wie viel an der Geschichte erfunden ist und ob nicht eventuell doch ein Funken Wahrheit dahintersteckt.