Ronnie Coleman wird von vielen bis heute als der beste Bodybuilder aller Zeiten angesehen. „King Coleman“, wie er später genannt wurde, hält mit acht Siegen gemeinsam mit Lee Haney weiterhin den Rekord für die meisten gewonnenen Mr. Olympia Trophäen. Doch als der große Champion wurde er Zeit seiner Laufbahn von vielen seiner Konkurrenten gejagt. Jahrelang lieferte sich „Big Ron“ auf der Bühne epische Battle mit Jay Cutler, doch auch ein kleiner Mann aus Australien schaffte es besonders zu Beginn seiner Karriere Coleman die Stirn zu bieten.
Lee Andrew Priest McCutcheon, besser bekannt als Lee Priest, ist zwar sieben Jahre jünger als Ronnie Coleman, startete seine Wettkampkarriere jedoch bereits vier Jahre vor dem späteren Rekord Mr. Olympia. Der nur 1,63 Meter große Australier fing im zarten Alter von nur zwölf Jahren mit der Hilfe seines Großvaters an mit Gewichten zu trainieren und bestritt bereits mit 14 seinen ersten Wettkampf, wobei er die School Boys Classic Sydney siegreich beendete. Zwar gewann „The Blonde Myth“, wie er zur Zeit seiner Karriere genannt wurde, mit 19 Jahren bereits den Mr. Australia , doch wurde ihm damals aufgrund seines jungen Alters die Profi-Lizenz verwehrt. Ein Jahr später entschied sich die IFBB dann dazu, ihn in die Profi-Liga aufzunehmen, als er bei den Niagara Falls Championships 1993 den vierten Platz belegte.
Nach einigen sehr guten Platzierungen bei Profi-Wettkämpfen war das Jahr 1997 eines der erfolgreichsten für den kleinen blonden Mann aus Newcastle, Australien. Zwar konnte er auch in diesem Jahr keinen großen Sieg einfahren, doch sicherte er sich hinter sehr viel größeren Athleten einige Top-Platzierungen, unter anderem den dritten Rang beim Grand Prix von Deutschland und einen sechsten Platz beim Mr. Olympia. Und genau das Jahr 1997 war das letzte Jahr, bevor King Coleman mit seinem ersten Sieg beim Mr. Olympia 1998 die Bodybuilding-Welt veränderte.
In welchem Alter man laut Lee Priest mit dem Training beginnen kann
Bleiben wir aber im Jahr 1997. Der bereits 32-jährige Ronnie Coleman machte schon durch Siege beim Canada Pro Cup in den beiden Jahren zuvor auf sich aufmerksam und gewann 1997 den Grand Prix von Russland. Vielen war klar, dass der Polizist aus Louisiana in den USA eines Tages eine große Rolle spielen wird. Doch im besagten Jahr schaffte er es nur auf den neunten Rang beim prestigeträchtigen Mr. Olympia, wo ihn der 17 Zentimeter kleinere Priest um drei Plätze schlagen konnte.
Zur damaligen Zeit nahmen die Profis an sehr viel mehr Wettkämpfen im Jahr teil, als es heute der Fall ist. Aufgrund dessen standen sich auch Lee Priest und Ronnie Coleman einige Male gegenüber bzw. nebeneinander auf der Bühne. Auch auf besagtem Grand Prix von Deutschland schlug Priest den Fünftplatzierten Coleman um zwei Ränge. Auf dem Grand Prix von Ungarn sicherte sich Priest den dritten Rang, wohingegen King Coleman nur Platz sechs belegte. Auch schlug The Blonde Myth den ehemaligen Powerlifter auf dem Grand Prix von Spanien mit einem dritten Rang gegenüber Platz sieben für Coleman. Doch das wahre Stechen der beiden Kontrahenten fand erst bei der Iron Man Pro Invitational 1997 statt. An diesem Abend belegte der Australier den zweiten Rang hinter dem legendären Flex Wheeler und schlug damit den Drittplatzierten Coleman verhältnismäßig knapp.
Auch wenn Lee Priest im Laufe seiner Karriere nur wenige Profi-Wettkämpfe gewann, spielte „The Blonde Myth“ stets eine große Rolle in den Top-Rängen der Profi-Meisterschaften. Trotz seiner geringen Körpergröße von nur 1,63 Meter konnte der Australier aufgrund seiner Linie und Symmetrie viele seiner höhergewachsenen Profikollegen schlagen. Im Jahr 1997 gelang es ihm sogar, den später achtfachen Mr. Olympia Ronnie Coleman fünf Mal hinter sich zu lassen, bevor dieser im darauffolgenden Jahr seine Herrschaft als unangefochtene Nummer 1 antrat. Lee Priest war damit vielleicht einer der am meisten unterschätzen Bodybuilder der 90er und frühen 2000er Jahre.