Trotz seiner beeindruckenden Lebensgeschichte und herausragenden Beiträge für den Sport ist Harry Gelbfarb heutzutage weitgehend unbekannt. Um diesem Umstand entgegen zu wirken, haben wir diesen Beitrag verfasst, welcher euch über das Leben des Bodybuilders informieren soll.
Kurz nach seiner Geburt im Jahre 1930 im österreichischen Wien kam Harry Gelbfarb in ein jüdisches Waisenhaus, indem er seine ersten vier Lebensjahre verbrachte, bevor der spätere Kraftsportler durch Pflegeeltern aufgenommen wurde. Die junge Familie wurde rund vier Jahre später durch die Nazis aus ihrer Wohnung vertrieben und erst der Pflegevater und anschließend auch die Mutter des Jungen aufgrund ihres Glaubens deportiert.
Harry Gelbfarb gelangte so wieder in das Waisenhaus, indem er seine ersten Lebensjahre verbracht hatte. Trotz widriger Umstände legte eine Betreuerin besonderes Augenmerk auf den jungen Wiener und kümmerte sich um eine gefälschte Taufurkunde, welche den späteren Bodybuilding-Pionier vor der Deportation und damit wahrscheinlich auch vor der Ermordung durch die Nazis bewahrte.
Einige Jahre später wanderte Harry zusammen mit seiner Pflegemutter, die ihre Deportation überlebte, in die USA aus, wo er das Boxen für sich entdeckte. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, kam der Jugendliche auch erstmal mit dem Bodybuilding in Kontakt und fing auf Grundlage von Zeitschriften mit dem Muskelaufbautraining an.
Im Jahre 1951 wurde der gebürtige Österreicher von der US Army eingezogen und umgehend nach Deutschland verlegt, wo der damals 20-Jährige durch seinen austrainierten Körper beeindrucken konnte. Nach beendetem Militärdienst, rund zwei Jahre später, ließ sich Harry Gelbfarb in den USA zum Physiotherapeuten ausbilden und schaffte es durch sein beeindruckendes Erscheinungsbild mit einem Artikel in die „Muscle & Power“.
Wider Erwarten zog der junge Mann 1955 zurück nach Deutschland, wo er nur ein Jahr später in Schweinfurt Deutschlands erstes Bodybuilding Studio aufbaute und in den Folgejahren stetig vergrößerte. Mit geschickten Marketingaktionen schaffte es der Bodybuilder einige Profisportler für sein Gym zu begeistern und bot fortlaufend Personal Trainings und Ernährungsberatungen mit Fokus auf Bodybuilding an. Im Jahre 1981, als Bodybuilding bei Männern längst etabliert war, organisierte der Studioleiter den ersten Wettkampf des Landes nur für Frauen.
Obwohl Harry Gelbfarb so viel für den Sport getan hat, ist er fast in Vergessenheit geraten und konnte trotz zwei Studios nie finanzielle Sorgen überwinden. Dessen beeindruckende Lebensgeschichte und Verdienste für das deutsche Bodybuilding sollten jedoch auch heute noch honoriert werden.
Quelle: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/25872 , http://harry-gelbfarb.de/