Nur noch wenige Tage, bis die Elite der Bodybuildingwelt in Columbus zusammentrifft, um den diesjährigen Arnold Classic Sieger zu ermitteln. Der zweitwichtigste Wettkampf nach dem Mr. Olympia schmückt sich auch in diesem Jahr mit zahlreichen Athleten, die weltweit für ihre Leistung bewundert werden. William Bonac, Dexter Jackson, Cedric McMillan, Dennis Wolf und Roelly Winklaar geben sich die Ehre und treten auf der Bühne in Ohio an, um sich ein Denkmal zu errichten und in die Geschichte der Arnold Classic einzugehen. So, wie es schon viele Ausnahmetalente vor ihnen gemacht haben.
Jeder einzelne der bisherigen Arnold Classic Gewinner kann als Meilenstein der Geschichte des Bodybuildings gesehen werden, hat die Veranstaltung nach dem Mr. Olympia doch das größte Prestige.
Trotzdem gelingt es nur wenigen Fans, sämtliche Gewinner des altehrwürdigen Wettkampfs aufzuzählen oder Athleten zu nennen, die in außergewöhnlichem Maße durch ihren Auftritt aufgefallen sind.
Aus diesem Grund ist es wichtig, in der Geschichte der Arnold Classic zu graben und die Wettkampfsportler zu würdigen, die besondere Anerkennung verdient haben, jedoch kaum Beachtung finden.
Fehlende Würdigung
Ein Mann, der in den frühen 90er Jahren das Bodybuilding dominierte, war Mike Francois. Der 1,75 Meter große Priester trat in Wettkampfform mit trockenen 106,5 Kilogramm auf die Bühne und lieferte ein Gesamtpaket, das so manchen Athleten in Schockstarre versetzte.
Mike Francois war kein Athlet, der mit großen Worten überzeugen musste. Er wusste um seine Stärken, arbeitete im Stillen und brachte pünktlich zum Wettkampf eine Form, die ihm unter normalen Umständen einen Legendenstatus sichern hätte müssen.
Seine Profi-Karriere startet Mike Francois im Alter von 28 Jahren, nachdem er im Jahr 1993 die NPC Nationals für sich entscheidet. Ab diesem Zeitpunkt steigt sein Bekanntheitsgrad exponentiell und es sieht danach aus, als ob ein neuer Stern am Bodybuildinghimmel geboren ist.
Rookie of the Year
Bereits bei seinem Profi-Debüt bei der Chicago Pro kann er den Sieg für sich beanspruchen. Dass er das Zeug zum Eliteathleten hat, beweist er kurz darauf bei der Night of Champions 1994. In einem extrem starken Teilnehmerfeld setzt er sich gegen Nasser El Sonbaty, John Sherman und Lee Priest durch und landet ganz oben auf dem Treppchen.
Francois lässt kaum Zeit vergehen, um weitere Erfolge zu verzeichnen. So sichert er sich bereits ein Jahr später – in seinem zweiten Jahr als Profi – den Sieg bei der Arnold Classic und lässt Ausnahmeathleten wie Flex Wheeler, Andreas Münzer und Lee Labrada auf den hinteren Plätzen zurück.
Bedenkt man, wen der Priester zu diesem Zeitpunkt geschlagen hat, kann man erahnen, wie viel Potenzial in ihm steckte. Als Neuling triumphierte er über Labrada, der zu dieser Zeit als zukünftiger Mr. Olympia gehandelt wurde, und Flex Wheeler, der im Jahr 1993 die Arnold Classic für sich entscheiden konnte.
Kurze Karriere
Auch den Mr. Olympia nimmt der US-Amerikaner 1995 ins Visier. Sein Olympia-Debüt feiert er mit einem siebten Platz – Ein beachtenswertes Ergebnis, bedenkt man, dass es nur die besten Athleten schaffen, sich bei der ersten Teilnahme in den Top 10 zu platzieren.
Bei der Arnold Classic 1997 schafft er es in die Top 3, steckt die Messlatte aber höher und will im nächsten Jahr wieder nach dem Titel greifen. Mit jungen 34 Jahren plant Mike Francois, 1998 wieder ganz oben auf dem Podest zu stehen und steckt sein ganzes Herzblut in die Wettkampfvorbereitung.
Tragischerweise muss der Ausnahmeathlet zwei Wochen vor dem Wettkampf resignieren und seine Vorbereitung abbrechen. Grund dafür ist eine Notoperation, die notwendig wird, weil ein riesiger Blutklumpen aus seinem Magen entfernt werden muss, der durch ein unbemerktes Magengeschwür entstanden war.
Nur knapp dem Tod entkommen, entschließt sich der noch so junge Mann, das Handtuch zu werfen und seiner Gesundheit mehr Beachtung zu schenken.
Unausgeschöpftes Potenzial
Durch das abrupte Ende seiner Karriere ist Mike Francois heute nur den wenigsten Fans des Bodybuilding bekannt. Dabei hat in ihm ein Potenzial geschlummert, das ohne Zweifel zu einem Legendenstatus geführt hätte, wenn es genutzt worden wäre.
Ruft man sich ins Gedächtnis, dass der US-Amerikaner in seinen jungen 30ern bereits die Arnold Classic gewinnen konnte und vergleicht die Athleten, die er bei seinem Sieg geschlagen hat, mit der heutigen Garde, ist sein Karriereende ein tragisches Ereignis.
Blicken die heutigen Arnold Classic Sieger – Dexter Jackson oder Dennis Wolf beispielsweise – auf eine Erfahrung im Wettkampfsport von mehr als zehn Jahren zurück, bevor sie sich die Trophäe sichern, konnte der einstige Priester in seinem ersten Jahr siegen.
Nur vier Jahre lange konnte er das Profibodybuilding verfolgen, weist dafür aber Erfolge vor, auf die andere Athleten ihr Leben lang warten.
Neben seinen Titelgewinnen beeindruckte Mike Francois mit einer herausragenden Optik. Er war bekannt für seinen Rücken, der an Dichte und Breite kaum zu übertreffen war. Zusätzlich glänzte Mike mit monströsen Armen und Oberschenkeln, selbst bei komplett trockener Form.
Wenn es am 2. und 3. März um die Trophäe der Arnold Classic 2018 geht, werden die heutigen Ausnahmeathleten einmal mehr unter Beweis stellen, wie beeindruckend ein Körper geformt werden kann. Auch wenn die heutige Generation besonders durch Social Media und den Trend rund um das Bodybuilding in der Öffentlichkeit steht, sollte man nicht die einstigen Gewinner der Arnold Classic vergessen. Einer von ihnen war Mike Francois, der seine Karriere durch eine tragische Situation abrupt abbrechen musste, wohl aber das Potenzial zum Mr. Olympia gehabt hätte.
So viel zu,“Weiße Jungs bringens nicht. „