Für die meisten von uns besteht Bodybuilding aus Training, Ernährung, Supplements, Erholung und für den ein oder anderen noch ein paar leistungssteigernde Mittel, wie anabole Steroide. Doch welche Maßnahmen darüber hinaus im Profi-Bodybuilding noch angewendet werden, ist für den Großteil von uns Hobby- oder Amateurathleten ein Buch mit sieben Siegeln. Diejenigen, die zu mehr als „nur“ den allgemein bekannten Helferlein greifen, möchten ihr Wissen meist für sich behalten. Zum einen, damit die Konkurrenz nicht nachzieht, zum anderen aus Schutz von potenziellen Nachahmern, sowie aus Scham, dass man sich einer solchen Palette bedienen muss.
Dass der ehemalige IFBB-Pro Seth Feroce einer der wenigen, wenn nicht aktuell der einzige erfolgreiche Bodybuilder ist, der sein Insiderwissen öffentlich teilt, ist spätestens seit Beginn seiner Videoreihe „Steroids, Drugs, and Life“ kein Geheimnis mehr. In vergangenen Episoden sprach der 1984 geborene Amerikaner bereits über den Einsatz, sowie Nebenwirkungen verschiedener Steroide und anderen Mitteln. In Teil 5 spricht er allerdings ein Thema an, bei dem unter Hobbysportler immer noch viel Unklarheit herrscht, sogenannte Site Enhancements!
Bei dieser Art von Hilfsmitteln handelt es sich um Stoffe, die nicht auf den Hormonhaushalt wirken und nicht direkt zum Muskelaufbau beitragen. Stattdessen dienen sie vorrangig kosmetischen Zwecken und werden verendet, um den Muskel voller aussehen zu lassen oder eine künstliche Entzündungsreaktion herbeizuführen. Der Begriff beschreibt die örtliche und punktuelle Verbesserung eines spezifischen Muskels.
Nachdem er zunächst seinen Standpunkt über SARM’s und Peptide im Bodybuilding bekundet hat und mit Enthusiasmus erklärt, warum er und andere Bodybuilder so viele leistungssteigernde Mittel nehmen, geht der ehemalige 212 Athlet auf ein Steroid ein, das mit Handelsnamen als „Esiclene“ beschrieben wird. Genauer genommen handelt es sich dabei um den Wirkstoff Formebolone, mit chemischem Namen auch „2-Formyl-11α-hydroxy-17α-methyl-δ¹-Testosteron“ genannt. Laut Feroce habe es Jemand in den 90er Jahren entwickelt, der das Rezept zur Herstellung mit ins Grab genommen habe. Laut ihm wurde es besonders in den 90er und frühen 2000er Jahren von einer Reihe von Profi-Bodybuildern, darunter auch Flex Wheeler und Kevin Levrone, verwendet. Im Anschluss an die Injektion in einen spezifischen Muskel soll sich dieser entzündet haben und angeschwollen sein, was für ca. 36 Stunden angehalten haben soll. Aufgrund dessen mussten diese Athleten nicht die extremen Nahrungsmengen zum Aufladen vor dem Wettkampf zu sich nehmen, wie es heutige Profis tun und trugen daher ein geringeres Risiko für einen dicken Bauch auf der Bühne, ohne dabei an Definition oder Vaskularität einzubüßen, so Feroce. Wenn Esiclene heute noch verfügbar wäre, würde er es nutzen, sagt der 34-jährige.
Weiterhin geht der Familienvater auf „Site Injections“ ein. Dabei geht es um die Injektion von anabolen Steroiden, die man ohnehin verwendet und diese in einen bestimmten Muskel appliziert, um dort eine Entzündungsreaktion hervorzurufen. Bei der Injektion von Steroiden kommt es oftmals zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Entzündungsreaktion in dem Muskel, in den man injiziert. Zwar wirken diese Substanzen global auf den Hormonhaushalt des gesamten Körpers, doch führe diese Entzündungsreaktion und die damit einhergehende Schwellung zu einem zusätzlichen Wachstumsreiz in dem jeweiligen Muskel, in den man gespritzt hat, so Feroce. Somit könne man langfristig seine Schwachstellen ausgleichen. Laut ihm eignen sich dafür am besten jene Substanzen, die eine besonders starke Entzündung hervorrufen. Als Beispiele nennt er besonders Trenbolon, Winstrol und Masteron. Auch Feroce beteuert, diese Strategie verwendet zu haben. Jedoch sollte man selbst ausprobieren, welche Stoffe und Mengen für einen persönlich funktionieren.
Als Nächstes geht der Inhaber der Bekleidungsmarke „All American Roughneck“ auf Synthol ein. Dies ist wohl das bekannteste Produkt, welches einige Bodybuilder nutzen und genutzt haben, um bestimmte Muskeln exogen zu vergrößern. Entwickelt von Chris Clark in den 90er Jahren, verwendeten es viele Athleten ebenfalls vorrangig um Entzündungen herbeizuführen, damit der Muskel stärker wächst. Mit Aufkommen einiger südamerikanischer oder osteuropäischer Männer, denen man den Gebrauch eines solchen Öls deutlich ansehen konnte, bekam Synthol in der Öffentlichkeit jedoch einen sehr schlechten Ruf. Auch Feroce hält nicht viel von dem Öl, da es den Muskeln nur künstlich aufpumpen soll und, anders als Esiclene, permanent an der Injektionsstelle verweilt. Laut ihm sei der Gebrauch von Synthol im Bodybuilding sehr weit verbreitet, doch sei es nie eine Option für ihn gewesen.
Coach Alex: "Sehr, sehr viele nutzen Synthol, ohne dass es richtig auffällt!"
Als letztes geht Seth Feroce auf ein neueres Produkt namens „Hydronics H2O“ von Nick Trigili, ebenfalls IFBB-Pro, ein. Dabei handele es sich um nichts weiter als Hyaluronsäure, einem Stoff der natürlicherweise in unserer Haut vorkommt und in Kosmetikprodukten aufgrund seiner feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften vermarktet wird. Kombiniert mit Wasser und injiziert in den Muskel, soll es die Faszien von innen aufdehnen, wodurch der Pump verbessert wird, mehr Nährstoffe in den Muskel gepumpt werden und ein Wachstumsreiz gesetzt wird. Ähnlich wie Esiclene, verbleibt Hydronics H2O jedoch nicht permanent im Muskel, sondern wird nach einer gewissen Zeit vom Blut abtransportiert.
Auch Feroce habe mit diesem Produkt experimentiert. Er habe es vor dem Training in seinen Bizeps und Trizeps injiziert um herauszufinden, ob es die Definition und Vaskularität beeinträchtigt, sowie den Pump fördert. Das Ergebnis: Der Muskel sei extrem voll gewesen und er habe keine Beeinträchtigungen der Optik wahrgenommen. Innerhalb von 36 Stunden sei der Pump wieder zurückgegangen, berichtet Feroce. Er habe es über einen Zeitraum von vier Wochen verwendet und sei davon überzeugt, es könne dabei helfen, Schwachstellen am Körper auszugleichen, doch sollte man ernsthafte Ansichten und eine Hardcore-Mentalität besitzen, bevor man sich derartige Substanzen in die Muskulatur injiziert. Für reine Hobbyathleten würde es sich nicht lohnen. Man solle nicht glauben, dass diese Art von Dingen keine Nebenwirkungen haben.
Schlussendlich gibt Seth Feroce in Teil 5 der Reihe „Steroids, Drugs, and Life“ einige interessante Einblicke in das Arsenal, dem sich Profi-Bodybuilder über anabole Steroide hinaus bedienen. Er geht auf Wirkungen und Nebenwirkungen ein und beschreibt seine eigene Meinung zu derartigen Substanzen. Gegen Ende dreht das Video leider ein wenig in Richtung Werbung für eine neues Produkt eines seiner Profi-Kollegen, welches Feroce selbst mit Erfolg getestet haben soll. Dennoch regt sein Monolog sicherlich den ein oder anderen Athleten zum Nachdenken an.
An dieser Stelle sei auch noch einmal eindeutig davor gewarnt, dass bereits die Einnahme von geringen Mengen Steroiden und anderen hier und im Video genannten Medikamenten schwere kurz- und langfristige Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Zusätzlich ist der Besitz und der Erwerb solcher Substanzen in den allermeisten Ländern illegal und somit strafbar!