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Wer darf Bodybuilder kritisieren? – Eine Überlegung

Dass sich das Bodybuilding von vielen anderen Sportarten unterscheidet, wird kaum einem aufmerksamen Studiobesucher verborgen geblieben sein. Es hat seine eigenen Gesetze, Ansichten und definiert sich nicht selten über Extreme. So ist es auch nicht sonderlich verwunderlich, dass der Sport, der von vielen Athleten so leidenschaftlich betrieben wird, bei einem Großteil der Gesellschaft auf Unverständnis und teilweise sogar unwissende Kritik stößt. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich, die in ihrer Gesamtheit dazu führen, dass Missverständnisse entstehen und Vorurteile sich ihren Weg in die Köpfe der Allgemeinheit bahnen. Neben vielen Negativbeispielen, die es ohne Zweifel in der Szene gibt, nutzen auch die Medien jede Gelegenheit, um das Bild vom aufgeblasenen und mit leistungssteigernden Substanzen vollgespritzten Studioproll zu festigen. Dadurch kann auch jeder noch so unerfahrene und untrainierte Mensch seine ganz persönliche Meinung zum Thema Bodybuilding abgeben. Zurecht?

Egal ob im Fußball, im Handball oder beim aktuell fortschreitenden Trend auch im Football. Jeder hat eine Meinung zum Sport und bringt seine manchmal mehr, manchmal weniger sinnvollen Geistesblitze gerne ein, wenn Diskussionen entstehen.

Riesige Fanmassen pilgern jedes Wochenende in die Stadien dieser Welt und analysieren das Spiel genauer, als es der Trainer selbst jemals könnte. Sie wissen, was hätte besser laufen müssen, welche Taktik zielführender ist und welcher Spieler niemals hätte eingekauft werden sollen.

Interessant an der ganzen Meinungsverbreitung ist, dass niemand ein Problem damit hat, wenn ganz ohne direkte Verbindung zum jeweiligen Sport das eigene Halbwissen lauthals verkündet wird. Jeder noch so sinnfreie Kommentar ist geduldet und findet Platz auf dem heimischen Sofa, dem Hocker in der Kneipe oder dem Logenplatz im Stadion.

Anders ist das im Bodybuilding. Hier wird bei der kleinsten Kritik von Menschen, denen man eventuell nicht sofort ansieht, dass sie trainieren, entscheidend interveniert und behauptet, dass sie durch ihre optische Erscheinung kein Recht auf eine kritische Stellungnahme haben.

Do you even lift?

Schon als Kind oder spätestens im Jugendalter fängt man an, sich für Teams einer favorisierten Sportart zu interessieren. Das hat nicht nur mit dem reinen Interesse am Sport selbst, sondern auch mit einer Positionierung zu tun.

Durch die Unterstützung eines Vereins bezieht man Stellung und zeigt Flagge. Man ordnet sich einer Gruppe zu und verfolgt ein Grundbedürfnis, dass tief in jedem Menschen verankert ist.

So entwickelt man über Jahre hinweg Meinungen zum Sport und lernt, dass man diese auch offen kundtun kann, ohne dafür direkt an den Pranger gestellt zu werden. Findet man dann den Weg zum Kraftsport und geht mit der gleichen Einstellung ans Werk, erlebt man mitunter sein blaues Wunder.

Eventuell bezeichnet man sich selbst als Bodybuilder, weil man an seinem Körper arbeitet, wird aber von den wirklich großen Jungs eher belächelt. Die Grenze, ab wann man sich „Bodybuilder“ nennen darf, ist sehr schwammig.

Macht man es an der Optik fest? Sind es die Kraftwerte? Darf man sich bereits so nennen, wenn man sich gesund ernährt und ins Studio geht? Nichts von alledem.

Auch wenn die Arme unter dem Ärmel platzen, das zweifache Körpergewicht auf der Bank gedrückt wird und man einen ausgefeilten Ernährungsplan verfolgt. Letztendlich ist man für viele so lange noch kein Bodybuilder, bis man das Formular für seinen ersten Wettkampf beim Verband seiner Wahl einreicht.

Kaum jemand ist also auch ein Bodybuilder per Definition znd genau das bekommt er von der Elite, die bereits Wettkampferfahrung hat, oftmals zu spüren.

Wagt es sich ein ambitionierter Hobbysportler ohne Bühnenerfahrung einen Profiathleten zu kritisieren, wird er schnell mit den Worten „do you even lift?“ auf einen Status herabgestuft, der es ihm nicht erlaubt, öffentliche Kritik auszuüben. Muss man aber wirklich ein Wettkampfathlet sein, um seine Meinung über einen Bodybuilder zu verbreiten?

Grundsätzlich muss man das nicht. Es gibt eine Vielzahl an Coaches, die mit erfolgreichen IFBB Pros zusammenarbeiten, aber selbst nie eine Bühne betreten haben oder aktiv an Wettkämpfen teilnehmen. Trotzdem beraten und begleiten sie Topathleten und kritisieren dabei ihre Schützlinge wöchentlich.

Wieso regen sich ungeachtet dessen viele Bodybuilder auf, wenn ein Hobbysportler öffentlich anprangert, dass ein Bühnenathlet eventuell zu viel Wasser gezogen hat oder ziemlich flach auf die Bühne gekommen ist?

Wenn das Auge dieses Kritikers die Unterschiede zwischen verschiedenen Personen auf der Bühne erkennen kann und diese objektiv vergleicht, wird er ein grundsätzliches Verständnis der Mechanismen des Sports aufweisen können, oder?

Würde man diesem Mann zutrauen, dass er die Elite der Athleten coacht?

Bühnenathleten interessiert nur die Meinung der Judges

Interessanterweise trainieren die meisten professionellen Bühnenathleten nur auf das Idealbild hin, das ihnen von den Kampfrichtern gegeben wird. Es geht nicht mehr um den Look, den sie einmal für sich im Kopf als Ideal angesehen haben.

Einzig und alleine die Kritik der Jury wird genutzt, um beim nächsten Wettkampf besser abzuschneiden und die Leiter des Erfolg weiter hinauf zu klettern.

Unweigerlich wird hier die Frage aufgeworfen, ob jeder Kampfrichter auch ein aktiver Bühnenathlet war. Mit ziemlicher Sicherheit wird man das verneinen können, wenn man schon einmal hinter den Schreibtisch der Richter geblickt hat.

Trotzdem hat jeder einzelne von ihnen unglaublich viel Erfahrung in diesem Sport und weiß genau, wo die Prioritäten liegen und auf welche Merkmale geachtet werden muss, um die Richtlinien des Verbands umzusetzen.

Es scheint, als ob Bodybuilder sehr zart besaitet sind, wenn es um Kritik an ihrer Optik geht. Diese Hypothese würde auch erklären, warum direkt auf persönlicher Ebene zum Konter angesetzt wird und Größe, Gewicht oder Intelligenz als Angriffsziel dienen.

Würden Bodybuilder sich ein Beispiel an einem Michael Jordan nehmen, entstünde eine ganz andere Situation. Der Ausnahmebasketballer wird sehr wenig darum gegeben haben, wenn Fans nach einem Spiel der Meinung waren, dass er schlecht gespielt hat.

Vielmehr wird er sich ein schlechtes Spiel zum Anlass genommen haben, sich weiterhin zu verbessern. Warum können Bodybuilder nicht genau so handeln?

Nur weil jemand nicht aktiv an Wettkämpfen teilnimmt, hat er trotzdem das Recht, seine Meinung zu äußern und dafür einzustehen, wenn er trotzdem mit Leidenschaft und Herz dabei ist. Selbstverständlich wird er unter Umständen nicht wissen, wie sich eine Wettkampfvorbereitung anfühlt, kann sich aber trotzdem Fachwissen aneignen und sinnvoll argumentieren.

Oft greifen Bühnenathleten ihre Kritiker mit ungerechtfertigten Äußerungen an, um sie zu degradieren. Höchstwahrscheinlich liegt das am gekränkten Ego und am fehlenden Selbstbewusstsein. Ein Recht darauf, nur Kritik von Personen zu erhalten, die auch auf der Bühne stehen, haben sie aber nicht. Jeder hat das Recht, seine Meinung zu äußern. Egal ob ein anderer damit konform geht oder nicht. Nicht immer werden die Kritiker Recht haben – können Sie aber. So sollten Bodybuilder nicht nur die Meinung der Kampfrichter akzeptieren, sondern auch die von Fans und Hobbysportlern. Kann man das als professioneller Athlet nicht, gehört man nicht auf die Bühne.


Quelle: ironmagazine.com/2017/should-non-bodybuilders-be-able-to-critique-bodybuilders/

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1 Kommentar

  1. Dachte nicht das der Artikel sich in diese Richtung entwickelt. Seh ich genauso. Es herrscht Meinungsfreiheit, jeder darf seine Meinung kundtun. Im Endeffekt muss der Kritisierte sich selbst objektiv betrachten und dann entscheiden, welche Kritik gerechtfertig ist. Sich mit seinen Kritikern anzulegen oder sie herab zu würdigen halte ich bei professionellen Sportlern in jeden Fall für unangebracht.

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