Ist man schon länger im Bodybuilding unterwegs, wird man um die Vorzüge wisse, die der Sport mit sich bringt. Dabei geht es nicht alleine um die Optik, die durch schweres Training mit Gewichten erreicht wird. Auch der Vorteil, dass man durch die wöchentliche Anstrengung einen höheren Energieverbrauch aufweist und so mehr essen kann, ist eine nette Begleiterscheinung, wiegt aber noch lange nicht so viel, wie eine Sache, die man als leidenschaftlicher Athlet immer wieder feststellen kann. Das Training ist irgendwann nicht mehr nur ein Werkzeug, um seinen Körper zu transformieren, sondern wird zum Ventil für einen stressigen Alltag.
Als Hobbysportler, der sich nicht ins Studio quälen muss, wird man die Situation kennen. Nach einem stressigen Tag im Job oder einer hitzigen Diskussion mit dem Partner dient das Studio als Zufluchtsort.
Einmal im Workout angekommen, ist der Alltag für kurze Zeit vergessen. Unter der Langhantel werden Sorgen plötzlich unwichtig und der Kopf kann abschalten. Dieser Aspekt des Bodybuildings trägt dazu bei, dass sich eine Sucht entwickeln kann.
So schön der Druckablass im Studio auch ist, so differenziert muss man ihn auch betrachten. Natürlich spricht nichts dagegen, sich seine tägliche Portion Endorphine abzuholen und der Welt außerhalb des Studios zu entfliehen.
Kritisch kann es aber dann werden, wenn die Zeit, die für den Sport geopfert wird, den Kontakt zum sozialen Umfeld beeinträchtigt. Eine junge Frau aus London ist der lebende Beweis dafür, wie schnell man sich durch die Liebe zum Sport von seinen Mitmenschen abschotten kann.
Sport – Arbeit – Sport
Die in London lebende Amelia Tank arbeitet in einer renommierten Bank. Wie so viele Menschen, die ihre Leidenschaft für den Fitnesssport entdecken, nutzt sie das Training mit Gewichten als Ausgleich zu ihrem stressigen Büroalltag.
Insgesamt besucht die 26-Jährige ihr Studio sechs Tage in der Woche, an denen sie morgens nach erfolgtem Krafttraining noch 15 Minuten Ausdauertraining absolviert. Zusätzlich dazu fährt sie an drei Tagen in der Woche nach der Arbeit erneut an den Ort ihrer persönlichen Entspannung, um weitere 35 Minuten Cardiotraining durchzuführen.
Auch im Büro selbst pflegt Amelia einen fitnessgerechten Lifestyle. Während sie sich in Meetings befindet, steht stets eine Tupperdose mit hartgekochten Eiern bereit, um ihrem Ernährungsplan gerecht zu werden.
Die Kollegen, die am Anfang noch für ihre Mitbringsel verwundert waren, sind inzwischen begeistert von ihrer Zielstrebigkeit und bewundern ihren Willen.
Lorbeeren für die Disziplin
Ihre Anstrengungen werden belohnt. So gelang es ihr erst kürzlich, zwei Siege bei hochangesehenen Wettkämpfen für sich zu beanspruchen. Sowohl bei der Miami Pro in den Klassen „Bikini Tall“ und „Miss Model“ als auch bei der Pure Elite in der „Bikini Babe Tall“ Klasse stand die 26-Jährige ganz oben auf dem Podest.
Für diese Erfolge sind nicht nur die hochfrequenten Trainingseinheiten verantwortlich. Die in London lebende Athletin verteilt ihre täglich anvisierten sechs Mahlzeiten auf 1900 Kalorien und bedient sich dabei am typischen Bodybuildingbuffet – Hähnchen, Steak, Süßkartoffeln, Reis, Früchte und Nüsse.
So erreicht sie in Wettkampfform ein Gewicht von unter 56 Kilogramm.
Schattenseiten
Selbstverständlich müssen bei einem Lebensstil, der komplett auf die körperliche Entwicklung ausgerichtet ist, Abstriche gemacht werden. Lange schon verzichtet Amelia Tank darauf, zusammen mit ihren Freundinnen die Clubs unsicher zu machen und Alkohol zu trinken.
Selbst wichtige Familienfeiern meidet die ehrgeizige Sportlerin, weil sie laut eigener Aussage Angst davor hat, vom Ernährungsplan abweichen zu können. Viel Zeit für soziale Kontakte bleibt Amelia so oder so nicht, geht sie doch um spätestens 20:30 Uhr ins Bett, um ihren Muskeln genügend Regeneration zu ermöglichen.
Trotz der Isolation fühlt sich die Alleingängerin wohl. Mit ihrer Art zu leben will sie Menschen motivieren, sich mehr Zeit für sich selbst zu nehmen und das eigene Wohlbefinden als oberste Priorität zu betrachten.
Obwohl Amelia Tank durch strikte Pläne und minutiös ausgearbeitete Mahlzeiten für sich einen Lifestyle gefunden hat, der sie entspannt und der ihr zusätzliche sportliche Erfolge liefert, muss man doch hinterfragen, ob sich die soziale Isolation lohnt. Wenn selbst Familie und Freunde kaum noch Beachtung finden, sollte man als Hobbysportler sein Handeln hinterfragen. Amelia bleibt sich jedoch treu und visiert den nächsten Wettkampf bei den Pure Elite Championships im November 2018 an.