Dass sich sowohl Profi- als auch Hobbyathleten ein Ölgemisch namens Synthol in beziehungsweise unter die Muskulatur injizieren, um schwächere Muskelpartien optisch zu verbessern, ist mittlerweile für Bodybuilding Fans kein großes Geheimnis mehr. Britische Chirurgen mussten Ende des vergangenen Jahres allerdings einen jungen Mann mit gerissenem Trizeps operieren, der sich zuvor herkömmliches Kokosnussöl gespritzt hatte. Die Ärzte berichten in einem Bericht über diesen Fall, der auf Deutsch übersetzt den prägnanten Namen „Muskelwahn: Auf der Suche nach dem perfekten Körper“ trägt!
Der besagte Bodybuilder, der sich letzten Endes auf dem OP-Tisch der Londoner Chirurgin Maira Hameed und deren Kollegen wiederfand, war gerade einmal 25 Jahre alt. Er trainierte drei Mal pro Woche im örtlichen Fitness Studio und suchte einen Arzt auf, da er bei Bewegung stärkere Schmerzen im Ellenbogen verspürte.
Aufgrund der Tatsache, dass der Trizeps des Mannes ungewöhnlich aussah, fertigen die Ärzte im Krankenhaus Ultraschallbilder seines Armes an. Auf den Scans ließ sich erkennen, dass der Trizeps des Bodybuilder gerissen beziehungsweise angerissen war, was auf dem nachfolgenden Bild zwischen den zwei Roten Pfeilen deutlich sichtbar wird.
Das war jedoch nicht alles: Die Briten konnten außerdem sowohl im Trizeps als auch im Bizeps weitere Anomalien feststellen. Auf den nächsten Bildern sieht man eine Aufnahme von der Seite (A) und zwei Aufnahmen von hinten (B und C).
Was die Ärzte mit den Anomalien oder Unnatürlichkeiten meinen, sind die weißen Blasen, die ebenfalls deutlich erkennbar sein sollten.
Als die Ärzte bei ihrem Patienten nachfragten, was denn der Grund für diese Anomalien sein könne, gab er schließlich zu, sich Kokosnussöl in die Arme injiziert zu haben, um die Muskulatur zu vergrößern. Bei den Blasen handelte es sich also um verkapselte Ölrückstande.
Die Mediziner führten weitere Untersuchungen durch und fanden heraus, dass der Testosteronspiegel des Bodybuilders massiv erhöht war und die Konzentrationen an LH (Luteinisierendes Hormon) sich kaum noch ermitteln ließen. Der junge Mann injizierte sich als auch synthetisches Testosteron, weshalb er selbst kein eigenes mehr produzierte.
[amazon box=“B0773WJ9FN“/]
Zusätzlich dazu waren die Schilddrüsenwerte im Blut des Mannes ebenfalls sehr gering. Er hatte nämlich auch hier synthetisch nachgeholfen, woraufhin der Körper mit dem Stop der eigenen Produktion reagierte. Die selbstständige Hormonsynthese schien zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder angesprungen zu sein.
Neben Kokosnussöl, Testosteron und Thyroxin verwendete der 25-Jährige auch Insulin. Der ebenfalls eingeräumte Konsum von Vitamin B2 fällt dabei kaum weiter ins Gewicht.
Letzten Endes operierten die Ärzte den Trizeps des Hobbyathleten und in Kombination mit Physiotherapie erholte sich dessen Arm nach einiger Zeit wieder. Wirklich einsichtig zeigte sich der Bodybuilder allerdings nicht, denn wie die Briten in ihrem Bericht schreiben, habe er die unsicheren Praktiken trotz Aufklärung der Mediziner über potenzielle Risiken weiter betrieben, um seinen Traumkörper zu erreichen.
Die Ärzte selbst waren geschockt und beschafften sich weitere Informationen zu diesem Thema, stießen jedoch nur auf ein paar wenige Studien. Völlig unerfahren in dieser Thematik stellten sie daraufhin fest, dass es Tausende an Bodybuildern auf der Welt gibt, die Ölinjektionen zur optischen Verbesserung ihrer Muskulatur einsetzen.
In ihrem Fazit schreiben die britischen Chirurgen in ihrem Fazit schreiben, dass die wenigen und an die Öffentlichkeit gelangten Fälle von Selbstinjektionen mit Öl wohl nur die Spitze des Eisbergs sein werden. Im Gegensatz zum Thema Steroide, worin die meisten Ärzte ebenfalls keine Experten sind, sei die Praktik vom Spritzen von Ölgemischen noch deutlich unbekannter.
Mit dem Bericht über ihren Fall hoffen die Londoner Ärzte, ein größeres Bewusstsein für die verschiedenen Praktiken innerhalb der Bodybuilding Welt und den damit einhergehenden Risiken zu schaffen!
Quelle: ergo-log.com/bodybuilder-injected-coconut-oil-into-his-arms.html
Referenzstudie: casereports.bmj.com/content/2016/bcr-2016-217208