Craze von der Marke Driven Sports hatte im Jahr 2012 aufgrund seiner brutalen Wirkung für die eine oder andere Schlagzeilen gesorgt. Dosen der „ersten“ Version wurden und werden immer noch für hanebüchene Preise im Internet verkauft. Jeder, der also noch eine Dose der Anfangszeit daheim stehen hat, kann sich also glücklich schätzen. Oder sollte man das Zeug besser doch nicht anfassen?
Ihr werdet euch an die Diskussion über Craze oder andere Pre Workout mit Dendrobium erinnern. In einem Artikel vom Oktober 2014 berichteten Forscher der Harvard Medical School und von NSF International, dass sie in Proben des Boosters Craze von Driven Sports in Form des Stoffes N,α-DEPEA ein Crystal Meth Analogen gefunden haben.
Pro Portion konnten laut einer Analyse von Cohen und Kollegen 21 bis 35mg N,α-DEPEA nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse konnten im Nachhinein von Forschern des Korean Forensic Service bestätigt werden, die ebenfalls ungefähr 23mg N,α-DEPEA pro Portion in Craze Samples finden konnten.
N,α-DEPEA ist nur eines von vielen Phenylethylaminen (PEAs). Die Spektrum an PEAs reicht unter dem Strich von gutartigen Verbindungen, gefunden z.B. in Schokolade, bis hin zu synthetisch hergestellten und illegalen Drogen und Medikamenten. Minimale strukturelle Unterschiede entscheiden also darüber, ob wir es hier mit einem harmlosen Inhaltsstoff von Schokolade oder einer Crystal Meth ähnlichen Substanz wie N,α-DEPEA zu tun haben.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass N,α-DEPEA nicht das einzige Isomer von Diethyl-Phenethylamin ist. Neben N,α-Diethyl-Phenethylamin (dem N,α- Isomer) gibt es auch N,β-Diethyl-Phenethylamin (das N,β Isomer) und N,N-Diethyl-Phenethylamin (das N,N Isomer).
Laut Dallas Wait haben N,α und N,β Isomere sehr ähnliche chromatographische Eigenschaften und sind sehr schwer durch einfache Tests auszumachen bzw. zu erkennen.
Die Ähnlichkeit macht es schwer, die beiden DEPEA Isomere auseinanderzuhalten. Wichtig zu wissen ist hier auch, dass durch die Existenz des N,β Isomers das Risiko besteht, beim Test von Supplements auf N,α-Diethyl-Phenethylamin falsche positive Ergebnisse zu erzielen. Genau das ist Cohen und den koreanischen Wissenschaftlern passiert.
Nun gibt es jedoch eine neuere Studie von Wissenschaftlern von Q&Q Labs in Götheburg, bei der ebenfalls zwei Samples von Driven Sports‘ Craze (Batch 1305323 und 1303298) untersucht wurden. Dabei soll ein neues Analyseverfahren verwendet worden sein, welches „zuverlässig“ die unterschiedlichen Isomere identifizieren und die individuellen Mengen der einzelnen Stoffe angeben kann.
Hier die Ergebnisse der Analyse der schwedischen Wissenschaftler:
Wie man hier sieht, ist die Menge an N,α-DEPEA im Nanogramm Bereich und nicht wie in den oben angegebenen Studien wohl fälschlich analysiert im Milligramm Bereich. In dieser Analyse wurde N,β-DEPEA im niedrigen Milligram Bereich gefunden.
Was bedeutet das letztendlich?
Man muss kein Professor in Mathematik sein, um zu sehen, dass wir hier meilenweit entfernt von den anfangs gefundenen N,α-DEPEA Dosierungen sind, die laut Analyse im Milligramm Bereich enthalten gewesen sein sollen.
Das bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, dass all die Begeisterung umsonst war. Es ist wahrscheinlich, dass N,β-Diethyl-Phenylethylamin harmlos ist. Studien an Nagern sind jedoch noch nicht verfügbar und eigentlich sollten uns diese als Verbraucher interessieren und nicht das sture Vorhandensein von Strukturanaloga.
Laut den Autoren der Studie machte es Driven Sports durch finanzielle Unterstützung jedoch erst möglich, die Analyse so durchzuführen. Natürlich hat Driven Sports hier selbst größtes Interesse zu beweisen, dass kein Crystal Meth ähnlicher Stoff in ihrem damaligen Pre Workout Produkt war. Wenn aber wissentlich N,β-DEPEA von Driven Sports in Craze gemischt wurde, dann muss man sich dennoch fragen, wieso es nicht auf dem Etikett so vermerkt wurde. Außerdem muss man sich die Frage stellen, aus welcher Pflanze man N,β-DEPEA extrahieren kann, denn nur dann wäre das Produkt nach Richtlinien der FDA legal.
Die Debatte über die legendäre erste Version von Craze scheint wohl nie endgültig zu Ende diskutiert zu werden ;)
Quelle: suppversity.blogspot.de/2014/10/the-dendrobium-craze-or-what-happens-if.html
Referenzen:
Cohen, Pieter A., John C. Travis, and Bastiaan J. Venhuis. „A methamphetamine analog (N, α‐diethyl‐phenylethylamine) identified in a mainstream dietary supplement.“ Drug testing and analysis (2013).
ElSohly, Mahmoud A., and Waseem Gul. „LC–MS-MS Analysis of Dietary Supplements for N-ethyl-α-ethyl-phenethylamine (ETH), N, N-diethylphenethylamine and Phenethylamine.“ Journal of analytical toxicology (2013): bkt097.
Kedia, A. William, et al. „Effects of a Pre-workout Supplement on Lean Mass, Muscular Performance, Subjective Workout Experience and Biomarkers of Safety.“ International journal of medical sciences 11.2 (2014): 116.
Lee, Jaesin, et al. „Identification and quantitation of N, α-diethylphenethylamine in preworkout supplements sold via the internet.“ Forensic Toxicology 32.1 (2014): 148-153.
Wait, D. „The importance of reliable product chemistry data: A case study.“ In AHPA Report | The Official Publication of the American Herbal Products Association 29.10 (2014).
Wahlstrom, R., C. Styles, and G. Hägglund. „Reliable identification and quantification of three diethylphenethylamines in a Dendrobium-based dietary supplement.“ Analytical Methods 6.19 (2014): 7891-7897.