Das SARM S23 wird zum jetzigen Zeitpunkt in einigen Online Shops vertrieben, die sich auf den Verkauf von illegalen Forschungsmedikamenten spezialisiert haben. Bisher ist noch nahezu nichts darüber bekannt, wie SARMs beim Menschen wirken und mit welchen negativen Effekten man zu rechnen hat, weshalb von der Verwendung auch dringlichst abzuraten ist. In einer Tierstudie aus dem Jahr 2009 haben Forscher des Pharmaunternehmens GTx S23 an Ratten getestet und herausgefunden, dass es wohl mehr Risiken mit sich bringt als andere Substanzen dieser Kategorie!
S23
Der vollständige Name von S23 lautet (S)-N-(4-cyano-3-trifluoromethyl-phenyl)-3-(3-fluoro,4-chlorophenoxy)-2-hydroxy-2-methyl-propanamide, dessen Struktuformel ihr im nachfolgenden Bild seht. S23 ist sehr stark mit dem SARM S22 verwandt, das in der rechtlichen „Grauzone“ ebenfalls seine Runden zu drehen scheint.
S22 und S23 wurden, wie auch beispielsweise Ostarine und Andarine, vom Pharmaunternehmen GTx entwickelt. Konzerne wie dieser setzen ihre Hoffnung in der Suche nach einer Alternative zu Testosteron auf SARMs. Sie forschen also nach einer Substanz, bei der man von den Vorteilen von Testosteron profitiert, jedoch gleichzeitig keine oder weniger Nebenwirkungen erfährt.
SARMs sollen in der Lage sein, das Muskelwachstum zu begünstigen, die Fettmasse zu reduzieren und die Knochen zu stärken, während negative Effekte wie Prostatavergrößerung, erhöhte Aggression oder Reduzierung der körpereigenen Testosteronproduktion keine oder nur eine geringe Rolle spielen.
Noch scheint die Suche kein Ende zu haben, doch ungeachtet dessen kursieren bereits Dutzende SARMs in der Welt des Dopings und auf dem Schwarzmarkt für Supplements. Die hier erhältlichen Substanzen wurden jedoch nicht in den Werken namhafter „SARM Hersteller“, sondern meist billig in Asien produziert. Dass für die meisten SARMs ein Patent vorliegt, scheint die diversen Verkaufsplattformen weniger zu interessieren, denn sie verbreiten ihre Produkte massenweise auf dem globalen Markt.
Die meisten dieser SARMs wurden noch nie am Menschen, sondern nur an Ratten oder Mäusen getestet. Das gilt auch für S23.
Studie
S23 kann oral eingenommen werden, aber in diesem 14-tägigen Experiment verabreichten die Forscher den Ratten die Substanz über Injektionen. Die Dosierungen variierten von 0,01 bis 1mg pro Tag. Die menschliche Äquivalenzdosis für einen erwachsenen, männlichen und 80kg schweren Athleten läge irgendwo zwischen 15 und 50mg.
Die nachfolgende Grafik zeigt, dass bereits eine Dosierung von 0,3mg (menschliche Äquivalenzdosis: 15mg) zu mehr Muskelmasse führt, was durch Wiegen des levator ani (Muskel, der den After hebt) gemessen wurde. Gleichzeitig konnte eine Verringerung des Gewichts von Prostata und Samenblase festgestellt werden. Man muss zumindest im Fall der Prostata anmerken, dass nicht – wie oftmals angenommen – nur die Vergrößerung, sondern auch die Verkleinerung zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Wie man in der nächsten Abbildung sehen kann, konnte durch die Zufuhr von S23 jedoch nicht nur das Muskelwachstum angeregt werden, denn auch die Fettmasse reduzierte sich.
Schlecht hört sich das Ganze zumindest bis hierhin nicht an, was wohl vor allem daran liegt, dass S23 ein exzellentes Molekül für den Androgenrezeptor zu sein scheint. Die Substanz bindet sich nämlich genauso leicht an den besagten Rezeptor wie DHT (Dihydrotestosteron).
Als sich die Forscher jedoch die Auswirkungen von S23 auf die körpereigene Testosteronsynthese ansahen, sah die Sache nicht mehr ganz so rosig aus. Es stellte sich nämlich heraus, dass S23 definitiv die Ausschüttung der Hormone LH und FSH reduziert und damit die körpereigene Testosteronproduktion stark unterdrückt.
Zudem stoppt S23 sozusagen die Produktion von Spermien in den Hoden. Tatsächlich ist die Substanz diesbezüglich so effektiv, dass sie von den Forschern als guter Kandidat für ein Verhütungsmittel gehalten wird. Sollte man über eine solche Verwendung nachdenken, müsste man jedoch dem Mittel auch ein Östradiolanalogon hinzufügen, da sich bereits bei den Ratten ein Libidoverlust bemerkbar machte, der von den Wissenschaftlern nur durch die Gabe von Östradiolbenzoat in den Griff zu bekommen war.
Fazit
In der Dopingwelt haben SARMs ein eher zartes Image. Sie stimulieren das Muskelwachstum nicht allzu sehr wie anabole Steroide, weshalb viele Konsumenten auch davon ausgehen, dass man es hier mit sichereren Substanzen zu tun habe. Eine Studie, die diese Vermutung bestätigen kann, wurde bisher nicht publiziert. Dass S23 definitiv zu den gefährlicheren und nebenwirkungsreicheren SARMs gehört, kann man aber wohl gut und gerne behaupten.
SARMs sind keine Supplements, sondern investigative Forschungsmedikamente, für die von den Suppelement Herstellern Dosierungen empfohlen werden, die noch niemals am Menschen getestet wurden. Sie sind verboten und können äußerst negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben!
Quelle: ergo-log.com/sarm-s23.html
Referenzstudie: ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18772237