Vorab: Wir sind keine Befürworter des Konsums verbotener, leistungssteigernder Substanzen. Der durchschnittliche Studiogänger sollte in der Lage sein, mit Hilfe von intelligentem Training auch ohne Steroide und Co. gute Resultate zu erbringen. Die gesundheitlichen und auch rechtlichen Risiken werden dem Nutzen in den meisten Fällen nicht gerecht. Zumindest solange du kein Schauspieler oder Profisportler bist, bei denen große Geldbeträge auf dem Spiel stehen.
Glaubt man den epidemiologischen Untersuchungen, so verwenden weltweit 3,3 Prozent der Bevölkerung, beziehungsweise ganze 6,4 Prozent der Männer anabol-androgene Steroide (AAS) [1]. Wenn man sich jedoch im örtlichen Fitnessstudio umschaut, könnte man den Eindruck gewinnen, dass sich viele Athleten den gesundheitlichen Konsequenzen nicht ganz bewusst sind respektive unverantwortlich mit den verschreibungspflichtigen Medikamenten umgegangen wird. Ein russisches Forscherteam machte es sich nun zur Aufgabe herauszufinden, wie gut AAS-Konsumenten über die potenziell gesundheitsschädlichen Auswirkungen Bescheid wissen.
Eigentlich gelten anabole Steroide als verschreibungspflichtige Medikamente zur Behandlung von Mangelerscheinungen oder zur vorübergehenden Unterstützung der Regeneration von schweren Verletzungen. Dennoch kann man annehmen, dass die meisten Nutzer dieser Substanzen wohl keinen dringenden, medizinischen Bedarf besitzen, sondern sich die muskelaufbauenden Eigenschaften dieser Hormone zu Nutze machen und sie deshalb auf dem Schwarzmarkt beziehen. Die Mengen können dabei durchaus das 20-Fache einer ärztlich verordneten Menge annehmen.
Wissenschaftler der Medizinischen Universität von Sankt Petersburg führten in diesem Zusammenhang eine anonyme Umfrage unter den Fitnesssudiogängern der russischen Großstadt durch und erhielten im Zuge dessen 550 brauchbare Fragebögen [2]. 30,4 Prozent der Teilnehmer behaupteten, Steroide zu verwenden oder verwendet zu haben. Davon wiederum 70,2 Prozent gaben an, sich über die negativen Konsequenzen ihres Konsums im Klaren zu sein.
Anabole Steroide: Sind die Nebenwirkungen des AAS-Konsums reversibel?
Androgen-anabole Steroide (AAS) haben ihre Nebenwirkungen, vor allem dann, wenn sie in einer Menge eingenommen werden, die oberhalb des therapeutischen Dosierungsrahmens dieser Medikamente liegt. Sie können den Cholesterinspiegel erhöhen, den Hämokritwert steigen lassen („dickes Blut“) und die natürliche endogene Testosteronproduktion unterdrücken. Und zumindest für oral eingenommene AAS gilt auch, dass die Leberfunktion beeinträchtigt wird. Vergessen […]
Chefautor Dr. Mykola Lykhonosov erklärte überrascht: „Nicht nur die prozentuale Verwendung von Steroiden war hoch, sondern auch das Wissen über die gesundheitsschädlichen Auswirkungen, was die Verwender dennoch nicht vom Gebrauch abhält“.
Laut dem Abstract des Papers war die am häufigsten verwendete Substanz mit 51,5 Prozent Testosteron Propionat, welches oft mit Oxandrolon (19,7 Prozent) kombiniert wurde. In 70,6 Prozent der Fälle wurden die Steroide entweder injiziert oder injizierbare und orale Steroide kombiniert. Die Dosierungen der Substanzen reichten von 550 bis 2000 Milligramm pro Woche, wobei mit 23,9 Prozent am häufigsten von 1000 Milligramm berichtet wurden.
Während 48,7 Prozent der Teilnehmer angaben, ihre Informationen bezüglich der Substanzen, Dosierungen und Einnahme aus dem Internet bezogen zu haben, würden 54,8 Prozent gern Zugang zu Informationen höherer Qualität über den Einfluss auf die Gesundheit erhalten. Die Liste der Nebenwirkungen ist lang. Dennoch gibt es bisher wenige Informationen über die Langzeitauswirkungen, da Berichte nur aus Fallstudien stammen und aus ethischen Gründen keine klinischen Humanstudien durchgeführt werden können.
Lykhonosov und sein Team behaupten, dass eingehende Informationen im Internet weiterhin ein „geeignetes Werkzeug sind, den Gebrauch von Dopingsubstanzen zu limitieren“ – auch wenn es wie eine aussichtslose Sache zu sein scheint. Die Menschen wissen vielleicht, dass es schlecht für sie ist, aber die wenigsten wollen ihre Einstellung ändern.
Zugegeben, die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung beschränken sich ausschließlich auf trainierende Athleten in den Fitnessstudios Sankt Petersburgs, weshalb sie nicht direkt auf die weltweite Bevölkerung übertragen werden sollten. Dennoch ist interessant zu sehen, dass sich die hohe Anzahl an Steroidnutzern eigenen Angaben zufolge durchaus über die gesundheitlichen Konsequenzen im Klaren ist. Informationen, wie wir sie beispielsweise regelmäßig veröffentlichen, können dabei helfen, die Betroffenen aufzuklären und ihnen die Möglichkeit geben, eine informierte Entscheidung zu treffen.
Literaturquellen:
- Sagoe, Dominic, et al. „The global epidemiology of anabolic-androgenic steroid use: a meta-analysis and meta-regression analysis.“ Annals of epidemiology 24.5 (2014): 383-398.
- Lykhonosov, Mykola P., and Alina Yu Babenko. „The medical aspect of using anabolic androgenic steroids in males attending gyms of Saint-Petersburg.“ Problems of Endocrinology 65.1 (2019): 19-30.
Im Moment befasse ich mich sehr stark mit der Thematik (habe noch nie gestofft) und bin höchst interessiert. Nicht nur wegen mir selbst (um es VIELLEICHT einmal zu probieren) sondern auch wie es wirkt und was dabei rauskommt. Leider sind die Infos im Netz extrem gegensätzlich.
Es gibt mind. genau so viele Studien dafür, wie dagegen. Es gibt Leute, die berichten von keinerlei Side Effects… andere sagen nur schon die 1. Spritze zerstört alles… Man weiss irgendwie gar nicht wirklich was man nun glauben soll. Klar liegt daher die Entscheidung bei einem selbst und es gibt kein Patentrezept, logisch… Doch wie mit anderen Drogen und deren Erfahrungen, denke ich werden die Steroide genauso krass verteufelt, wie sie verharmlost werden.
Gibt es denn keine Ärzte oder Institute in und rund um Europe, die sich dessen mal annimmt und ein für alle mal Klarheit und Transparenz schafft?
Echt schade… denn das wäre wohl das einzig wirklich hilfreiche um die ewigen Diskussionen zum Thema Stoff zu dämmen…