Jetzt von Experten entwickelte Produkte sichern!
GANNIKUS Original
spot_img
spot_img

Physiologie und Psychologie: So funktionieren Steroide für den Kraft- und Muskelaufbau!

Anabole androgene Steroide (AAS) fallen hierzulande unter die Arzneimittel- und Anti-Doping-Gesetze, welche besagen, dass ihr Besitz ab einer gewissen Menge sowie das Inverkehrbringen als rechtswidrig gilt [1]. Weiterhin sind sie in fast allen Wettkampfsportarten verbannt, wobei ihr Gebrauch mit Ausschluss bestraft wird. Eine der wenigen Ausnahmen stellt das Bodybuilding dar. Auch wenn in so gut wie jeder athletischen Disziplin gedopt wird, ist es nirgendwo so offensichtlich wie im Kraftsport und daher auch weniger ein Tabu-Thema als in anderen Bereichen. Einem Bodybuilder sieht man seine Leistung schließlich das ganze Jahr über an, während man bei einem Sprinter im realen Leben nicht bemerken würde, ob er leistungssteigernde Mittel einnimmt oder nicht. Daher möchten wir an dieser Stelle für Aufklärung sorgen.

Vorab jedoch ein paar Worte der Warnung. Wir möchten an dieser Stelle keineswegs den Gebrauch von illegalen und gesundheitsschädlichen Substanzen fördern. Stattdessen wollen wir ein Bewusstsein für ihre Wirkungen schaffen, auf Grundlage derer sich jeder Leser selbst eine Meinung bilden und einen eigenen Standpunkt beziehen sollte! Anabole Steroide und ähnliche Stoffe sind entweder verschreibungspflichtig oder überhaupt nicht mehr in einer Apotheke zu bekommen. Derartige Substanzen ohne Rezept zu erwerben oder zu besitzen, ist strafbar. Zudem kann die Verwendung sowohl kurzfristige als auch dauerhafte körperliche Schäden mit sich bringen!

Da wir diese eine Sache nun geklärt haben, denken wir, dass man das Thema anabole Steroide in der heutigen Zeit offen diskutieren kann und sollte. Zum einen ist das Wissen, dass sich nicht wenige Hochleistungssportler, vor allem im Bereich des Bodybuildings und Kraftsports, den muskelaufbauenden Substanzen bedienen, sehr hoch, zum anderen werden auch viele Hobbysportler früher oder später zu AAS greifen. Aus diesem Grund liegt es uns am Herzen, die nötigen Informationen zur Verfügung zu stellen, um eine informierte und gebildete Entscheidung zu treffen.

Schätzungen zufolge sollen rund 38 Prozent aller Fitnessstudiobesucher derartige Mittel verwenden [2, 3]. Glaubt man weiteren epidemiologischen Untersuchungen, so verwenden weltweit 3,3 Prozent der gesamten Bevölkerung beziehungsweise ganze 6,4 Prozent der Männer AAS [4]. Eine russische Untersuchung kam erst kürzlich zu dem Ergebnis, dass rund 70 Prozent der Nutzer angaben, sich über die negativen Konsequenzen ihres Konsums im Klaren zu sein, sich jedoch über 50 Prozent von ihnen mehr Zugang zu hochqualitativen Informationen wünschen. Nachdem wir damit unsere Beweggründe hinter diesem Artikel eindeutig klargemacht haben sollten, legen wir los und schauen uns an, wie Steroide funktionieren.

>> Hier könnt ihr stylische Trainingsbekleidung zum besten Preis bestellen! <<

Was machen Steroide im Körper?

Der Wirkmechanismus von Steroidhormonen, zu denen neben anabolen androgenen Steroiden auch Cortisol, Östrogen, Progesteron und weitere Vertreter gehören, ist relativ simpel. Sie alle sind fettlöslich, sodass sie ohne weiteres in jede Zelle diffundieren können, ohne sich dort an einen Rezeptor binden zu müssen wie andere Hormone. Zur Erinnerung an den Biologieunterricht: Die Membranen jeder menschlichen Zelle bestehen zum Großteil aus Lipiden, also fettlöslichen Stoffen. In der Zelle binden sie sich dann an einen bestimmten Steroidrezeptor und wandern zum Zellkern, wo sie die Transkription von Genen beeinflussen können. Die transkribierten Gene bestimmen dann, welche Proteine aufgebaut werden und geben so die Struktur und Funktion der Zelle an.

Steroidhormone diffundieren in die Zelle, bevor sie sich an den Rezeptor binden und mit ihm im Zellkern an die Gene andocken, auf die sie wirken.

Die „Steroide“, von denen wir in der Regel sprechen, sind meistens Derivate, das heißt Abkömmlinge von Testosteron. Bei anderen von ihnen, wie beispielsweise Deca-Durabolin oder Trenbolon, handelt es sich um modifizierte Versionen von Nandrolon. Verschiedene Steroidhormone führen zu einer unterschiedlichen Produktion von Proteinen. In den Skelettmuskelzellen führen AAS jedoch zu einer vermehrten Synthese von Aktin und Myosin, den beiden wichtigsten Proteinen im Muskel, die zum größten Teil seine Masse bestimmen.

Bevor sie jedoch zu den Zellen gelangen und dort ihre Wirkung entfalten können, werden die Steroidhormone über das Blut transportiert. Das erste Problem ist demnach, die exogenen Hormone in den Kreislauf zu bringen. In der Regel erweisen sich Aufnahmewege, die den Verdauungstrakt umgehen, am sichersten für die Leber. Hierbei spielen vor allem Injektionen und in der medizinischen Anwendung auch Cremes und Gele eine Rolle. Orale Steroide in Form von Pillen müssen in der Regel durch eine chemische Veränderung, der 17-Alpha-Alkalyierung, so modifiziert werden, dass sie nicht sofort von der Leber abgebaut werden können und somit länger in den Muskelzellen wirken.

Der Nachteil ist, dass diese chemische Veränderung zu einem erhöhten Stress auf die Leber führt und sie somit schädigen kann. Es gibt orale Steroide, die weniger hepatotoxisch wirken, und injizierbare Vertreter, die schädlicher für die Leber sind. Man sollte dabei nicht schwarz-weiß denken, aber da das hier keine Anleitung darstellen soll, wie man Steroide richtig konsumiert, sei gesagt, dass orale Steroide in der Gesamtheit giftiger sind als jene, die man sich in den Muskel spritzt.

Wenn sich die Steroide erst einmal in der Blutbahn befinden, wird der Großteil von ihnen an Albumine und Sexualhormon-Bindende-Globuline (SHGB) gebunden. Lässt man beim Arzt seinen Testosteronwert analysieren, sollte das Labor neben den Gesamttestosteron auch das freie Testosteron ermitteln, welches ungebunden in der Blutbahn zirkuliert. Das freie Testosteron ist das Molekül, welches am leichtesten in die Zellen diffundiert und dort seine Wirkung entfaltet.

Dies ist ein wichtiger Punkt und einer der Gründe, weshalb die exogene Zufuhr von supraphysiologischen Dosierungen anaboler Steroide so wirkungsvoll ist. Im Normalfall produziert der Körper mehr oder weniger Bindungs-Proteine, um den Gehalt des freien Testosterons und damit seine Wirkung zu steuern. Daher funktionieren auch legale Testosteronbooster nicht. Wenn man seine körpereigene Produktion innerhalb des physiologischen Bereichs steigert, wird das meiste der zusätzlich produzierten Menge einfach gebunden und somit unwirksam gemacht. Wenn man von Außen jedoch so viel zuführt, dass dieser Mechanismus nicht mehr mithalten kann, bleibt mehr freies Testosteron übrig und steigert so den Aufbau von Muskelmasse.

Steroide hemmen die körpereigene Testosteronproduktion

Bevor wir uns der Frage widmen, wie sich Steroide genau auf unseren Kraft- und Muskelaufbau auswirken, müssen wir ein wichtiges Thema ansprechen. Der menschliche Körper ist immer bestrebt, einen gewissen Testosteronspiegel im Blut aufrechtzuerhalten. Bei jedem Menschen ist dieser „Normal-Spiegel“ unterschiedlich, bei Männern aber generell höher als bei Frauen. Als normal gilt beim Mann ein Testosterongehalt von 3,5 bis 10 Nanogramm pro Milliliter im Serum.

Der Beweis? – Machen anabole Steroide vergesslich?

Wenn wir an die potenziellen Nebenwirkungen anaboler Steroide denken, kommen zunächst die offensichtlichen Probleme, wie ein erhöhter Blutdruck, die Suppression der körpereigenen Testosteronproduktion, Unfruchtbarkeit, Akne, Haarausfall, etc. in den Sinn. Weniger akute Nebenwirkungen sind dagegen oft nicht direkt erkennbar und manifestieren sich eher schleichend und über die Zeit. Gerade sie können jedoch Auswirkungen auf das […]

Im Gehirn, genauer gesagt im Hypothalamus, sitzen Rezeptoren, die ständig den Gehalt an Testosteron und anderen Hormonen im Blut messen. Sinkt der natürliche Testosteronspiegel, wird das vom Hypothalamus registriert, woraufhin er das Hormon GnRH (Gonadotophes Freisetzungshormon) ausschüttet. Der Blutspiegel an GnRH wiederum wird in der Hypophyse registriert, die auch als „Hirnanhangdrüse“ bezeichnet wird. Ist der GnRH-Spiegel hoch genug, schüttet die Hypophyse daraufhin zwei Hormone aus – das Luteinisierende Hormon (LH) und das Follikelstimulierende Hormon (FSH). Bis jetzt sind alle Schritte bei Mann und Frau identisch. Auch diese beiden Hormone schwimmen frei im Blut herum.

Die entsprechenden Rezeptoren beim Mann sitzen aber hauptsächlich in den Leydigzellen der Hoden. Kommt dort genug LH und FSH an, wird die Produktion von Testosteron angekurbelt und der Spiegel steigt. Dieser Kreislauf, umgangssprachlich auch als „Achse“ bezeichnet, wird so lange fortgeführt, bis im Hypothalamus mit dem Blutkreislauf wieder genügend Testosteron ankommt und daraufhin die Produktion erst einmal gedrosselt werden kann.

Der negative Feedbackmechanismus der Testosteronproduktion wird auch als „Achse“ bezeichnet.

Führt man beispielsweise jedoch von außen Testosteron oder Abkömmlinge dieses Hormons zu, kommt im Hypothalamus ständig das Signal an, dass der Testosteronspiegel zu hoch beziehungsweise hoch genug ist. Deshalb besteht nicht die Notwendigkeit, weiter Testosteron zu produzieren und die Achse wird eingestellt. Die Folge: Der Körper produziert selbst kein Testosteron mehr, wodurch die Leydigzellen und damit der gesamte Hoden schrumpft und auch keine Spermien mehr produziert werden.

Psychologische Auswirkungen: Steroide funktionieren, weil du es von ihnen erwartest!

Schauen wir uns zunächst die psychologische Seite hinter den chemischen Helferlein an.

In einer beeindruckenden Studie aus dem Jahre 1972 rekrutierten Forscher 15 erfahrene Kraftsportler und ließen sie sieben Wochen lang trainieren [6]. Die Forscher erklärten ihren Testpersonen, dass diejenigen, die am Ende die besten Fortschritte aufweisen können, kostenlose Steroide bekommen würden. In diesem Zeitraum steigerten sich die Teilnehmer im Bankdrücken, der Military Press, dem sitzenden Überkopfdrücken und der Kniebeuge zusammengerechnet im Schnitt um etwa zehn Kilogramm. Anschließend wurden sechs von ihnen ausgewählt, um am zweiten Teil der Untersuchung teilzunehmen, in dem man ihnen täglich eine Tablette verabreichte und behauptete, sie würde zehn Milligramm Dianabol enthalten. In Wahrheit enthielten die Pillen jedoch keinerlei Wirkstoffe.

In den nächsten vier Wochen steigerten sich die Teilnehmer in den genannten vier Übungen zusammengerechnet im Schnitt um weitere 45 Kilogramm, was bedeutet, dass die Rate der Kraftsteigerung um etwa das Achtfache anstieg, nur weil sie dachten, sie würden Steroide konsumieren und daher mit einer anderen Erwartungshaltung an das Training herangegangen sind.

Allein der Glaube daran, dass sie Steroide verwenden würden, verhalf den Probanden zu einer um das Achtfache gesteigerten Rate an Kraftzunahme [6].

Eine weitere Untersuchung befasste sich mit dem akuten Placebo-Effekt von Steroiden [7]. Die Forscher trainierten ein erfolgreiches Team von Powerliftern auf Elite-Niveau, wobei die elf Teilnehmer ihre Trainer nach Steroiden fragten. Vermutlich vertrauten die Athleten ihren Trainern, die ihnen erzählten, sie würden ein schnell wirkendes Steroid erhalten, was sie auf der Stelle stärker machen würde. Obwohl die Coaches ihren Schützlingen lediglich Saccharin-Tabletten gaben, fielen diese gnadenlos darauf hinein und stellten ihre Kraft beim Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben auf den Prüfstand.

Das durchschnittliche Körpergewicht der Athleten betrug 85 Kilogramm, wohingegen Bestleistungen vor dem Test im Schnitt wie folgt waren:

  • Kniebeugen: 257 Kilogramm
  • Bankdrücken: 207 Kilogramm
  • Kreuzheben: 260 Kilogramm

Da es sich um national erfolgreiche Kraftsportler handelte, ist davon auszugehen, dass sich diese bezüglich ihrer Kraft bereits sehr nah an ihrem genetischen Limit befanden. Selbst geringfügige Steigerungen sind auf diesem Niveau beeindruckend. Im anschließenden Maximalkrafttest erreichte jeder der Männer in jeder einzelnen Übung einen neuen Bestwert. Der kleinste Sprung betrug fünf Kilogramm, wohingegen der größte bei 12,5 Kilogramm lag. Ihr Total aus allen drei Übungen zusammengerechnet verbesserte sich im Schnitt von 724 Kilogramm auf 755 Kilogramm und damit um gute vier Prozent!

Anschließend trainierten sie weitere zwei Wochen in dem Glauben, Steroide zu konsumieren. Danach fragte man sie, wie ihr Training in letzter Zeit gelaufen sei. Jeder der Teilnehmer berichtete, stärker geworden zu sein, sich energiegeladener zu fühlen und insgesamt bessere Trainingseinheiten zu haben. Was folgte, war ein erneuter Test der maximalen Kraft, allerdings erzählten die Forscher sechs von ihnen, dass sie weiterhin Steroide verabreicht bekommen, wohingegen fünf von ihnen die Nachricht erhielten, die ganze Zeit ein Placebo erhalten zu haben. Die Ergebnisse waren beeindruckend.

Die Gruppe, die weiterhin glaubte, Hormone verabreicht zu bekommen, blieb im Schnitt etwa auf dem gleichen Niveau wie noch zwei Wochen zuvor. Die Kraft der andere Gruppe hingegen fiel auf das Level zurück, welches sie vor der Intervention hatten, als sie noch kein Placebo bekamen. Keiner von ihnen konnte die Leistung erbringen, die zwei Wochen zuvor gezeigt wurde, trotz der Tatsache, dass auch sie angegeben hatten, bessere Trainingseinheiten gehabt zu haben und zu wissen, dass sie die Bestleistungen nur unter dem Glauben, Steroide konsumiert zu haben, erbracht hätten.

Die Veränderungen der Kraftwerte zwischen Versuch 1 und Versuch zwei in Relation zur Baseline [7].
An diesen zwei Beispielen können wir sehen, warum Steroide so effektiv sind. Neben den tatsächlichen physiologischen Auswirkungen spielt die Erwartungshaltung an ihre Effektivität eine erhebliche Rolle. Wenn Menschen Steroide nehmen, erwarten sie stärker zu werden und dies tritt auch ein, wenn sie tatsächlich nur ein Placebo erhalten. Aber natürlich haben anabole Steroide nicht nur psychologische Auswirkungen.

Physiologische Auswirkungen: Steroide funktionieren auf körperlicher Ebene!

Schauen wir uns eine Untersuchung von Bashin und Kollegen aus dem Jahre 1996 an, die das bestätigt, was Bodybuilder seit Jahrzehnten wissen, nämlich, dass supraphysiologische Mengen an Testosteron sehr vorteilhaft auf Muskelmasse und Kraft wirken [8]. Die 43 erfahrenen Kraftsportler wurden in vier Gruppen eingeteilt, die über zehn Wochen hinweg eine der folgenden Interventionen erhielt:

  • Gruppe 1: Placebo-Injektion mit Sesamöl, kein Training
  • Gruppe 2: 600 Milligramm Testosteron Enantat pro Woche, kein Training
  • Gruppe 3: Placebo-Injektion mit Sesamöl, dreimal pro Woche Krafttraining
  • Gruppe 4: 600 Milligramm Testosteron Enantat pro Woche, dreimal pro Woche Krafttraining

Vor sowie nach Ablauf des zehnwöchigen Interventionszeitraumes wurden Tests der Maximalkraft beim Kniebeugen und Bankdrücken durchgeführt. Auch das Körpergewicht und die fettfreie Körpermasse wurden analysiert. Dabei ist anzumerken, dass unter der fettfreien Körpermasse auch Veränderungen des Flüssigkeitshaushaltes eingeschlossen werden.

Die Gruppe, die sowohl Steroide bekam als auch trainierte, konnte am Ende die größten Zuwächse verzeichnen [8].
Ja, richtig gesehen. Die Gruppe, die mit einem Placebo trainierte, baute nur geringfügig mehr Kraft auf als die, die mit Steroiden auf der Couch saßen und das wohlgemerkt bei bereits trainierten Probanden, für die es sicherlich nicht leicht war, zehn Wochen lang keine Gewichte anzufassen. In einer weiteren Studie, die wir bereits im Rahmen eines vorherigen Artikels angesprochen haben, wurde den Teilnehmern über sechs Wochen entweder 3,5 Milligramm Testosteron Enantat pro Kilogramm Körpergewicht und Woche verabreicht oder ebenfalls ein Placebo [9]. Die dabei verabreichte Gesamtmenge lag im Bereich zwischen 275 und 315 Milligramm pro Woche und somit deutlich niedriger als in der Untersuchung von Bashin und Kollegen.

Diese Studie zeigt, dass auch „mildere“ Kuren zu beeindruckenden Zuwächsen führen. Der hauptsächliche Grund, diese Studie durchzuführen, war es zu sehen, ob innerhalb der ersten drei bis sechs Wochen signifikante Veränderungen auftreten. Die Probanden, die das Testosteron Enantat bekamen, steigerten sich wesentlich schneller beim Bankdrücken als ihre Placebo-Kollegen. Sowohl nach drei als auch nach sechs Wochen. Viel beeindruckender war allerdings die Veränderung des Körpergewichts. Die Steroidnutzer waren nach nur sechs Wochen circa fünf Kilogramm schwerer als die Teilnehmer in der Placebo-Gruppe. Wohlgemerkt spiegelt das Körpergewicht nicht zwangsweise den Zuwachs an reiner Muskelmasse wider.

Der Effekt von milden Steroid-Kuren

Vorab: Wir sind keine Befürworter des Steroidkonsums. Der durchschnittliche Studiogänger sollte in der Lage sein mit Hilfe von intelligentem Training auch ohne Steroide gute Resultate zu erbringen. Die gesundheitlichen und auch rechtlichen Risiken, werden dem Nutzen in den Meisten Fällen nicht gerecht. Zumindest solange du kein Schauspieler oder Profisportler bist, wobei riesige Geldbeträge auf dem […]

Bei diesen Ergebnissen sollte man beachten, dass es sich in beiden Studien um vergleichsweise „geringe“ Dosierungen von Testosteron handelte. Viele erfahrene Bodybuilder konsumieren mehrere Gramm Steroide pro Woche und verwenden dabei eine Kombination aus mehreren Substanzen. Eine gängige Praxis ist aber, mit niedrigeren Dosierungen einzusteigen und diese von Kur zu Kur zu steigern, um unerwarteten Nebenwirkungen vorzubeugen und sie zu vermeiden.

Wie stark ist der Vorteil im Wettkampfsport?

In Sportarten, in denen die absolute Kraft und Muskelmasse zählen, besitzen Steroide zweifelsfrei einen großen Einfluss. Die Schwergewichtsklassen jeder Sportart, in denen das Körpergewicht nach oben hin keine Beschränkung hat, , sei es Gewichtheben, Strongman oder Powerlifting, stehen hierbei besonders im Fokus. In den unteren Gewichtsklassen ist das mit Ausnahme des Bodybuildings jedoch etwas anders. In der Regel ist es nämlich ausschlaggebend, in welcher Relation die Kraft zum Körpergewicht steht. Steroide führen zwar zu einem direkten Anstieg der Körpermasse, allerdings nicht zum direkten Anstieg der Kraft. Zwar gibt es einen Zusammenhang zwischen Muskelmasse und Kraft, doch ist dieser nicht zwangsweise linear.

Die Aussage, Steroide würden nicht auf direktem Wege stärker machen, ist vielleicht etwas missverständlich. Testosteron und besonders einige seiner Derivate besitzen Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem und können die Kraft so auch auf direktem Wege steigern. Einige schnell wirkende orale Steroide entfalten ihre Vorteile durch eine Steigerung der Stimmung oder Erhöhung der Aggressivität und senken die Hemmung des zentralen Nervensystems herab, wodurch unmittelbar nach der Einnahme mehr Gewicht verwendet werden kann. Die eben getroffene Aussage bezog sich jedoch auf eine etwas längere Zeitspanne und die Relation zur Proteinsynthese. 

Besonders in Sportarten mit Gewichtsklassen, Bodybuilding an dieser Stelle ausgenommen, bringt einem die zusätzliche Muskelmasse wenig, wenn sich die Kraft nicht in gleichem Maße steigert. Zumindest basierend auf der aktuellen Forschung scheint es, als würden gerade höhere Dosierungen zu einem unproportionalen Anstieg der Muskelmasse im Vergleich zur Kraft führen. In einer Studie des gleichen Forscherteams, welches den Einfluss von 600 Milligramm Testosteron auf die Veränderung von Kraft und Muskelmasse verglich, verabreichte man den Probanden eine Menge zwischen 25 und 600 Milligramm Testosteron Enantat pro Woche.

Während die Muskelmasse dosisabhängig anstieg, flachte die Veränderung der Kraft mit zunehmender Dosierung ab [10].
Darüber hinaus wurde das Volumen des Quadrizeps und des gesamten Beines gemessen, wobei auch ein linearer Zusammenhang zwischen Dosierung und Wachstum bestand. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gruppe mit 300 Milligramm Testosteron pro Woche nicht viel weniger Kraft aufbaute als die, die 600 Milligramm pro Woche injiziert bekam, obwohl die letztgenannte deutlich mehr Muskelmasse aufbaute. Dies könnte bedeuten, dass die zusätzliche Muskelmasse größtenteils „unfunktional“ ist, also über die Zeit nicht unbedingt zu mehr Kraft führt.

Eine weitere Studie aus dem Jahre 2014 bestätigt diese Ergebnisse [11]. Hierbei wurden die Kraft und Merkmale der Muskulatur zwischen Langzeit-Steroidnutzern und naturalen Kraftsportler verglichen. Zwar hatten die Konsumenten von AAS deutlich dickere Beine, in Relation zum Körpergewicht, waren es jedoch die naturalen  Athleten, die mehr Gewicht in der Kniebeuge absolvieren konnten. Kilogramm für Kilogramm gesehen, konnte die Beinmuskulatur von dopingfreien Athleten mehr Gewicht bewegen als die von Personen, die anabole Steroide einnahmen. Eine mögliche Erklärung dafür könnte die sarkoplasmatische Hypertrophie liefern.

Die Wahrheit über sarkoplasmatische Hypertrophie!

In der Trainingswissenschaft unterscheiden wir grundsätzlich zwei verschiedene Arten der Hypertrophie. Während bei der häufigeren Form, der myofibrillären Hypertrophie, die Anzahl kontraktiler Elemente in der Muskelzelle ansteigt und so gleichzeitig ein Aufbau von Kraft die Folge ist, bedeutet die sarkoplasmatische Hypertrophie, dass die Zelle aufgrund der Vergrößerung des Volumens an Zellflüssigkeit und der darin gelösten […]

Diese Studie besaß die Limitation, dass die Trainingserfahrung der Teilnehmer nicht berücksichtigt wurde und aus ethischen Gründen auch keine Intervention verwendet werden konnte. Die Gruppe der dopingfreien Kraftsportler enthielt Gewichtheber und Powerlifter, wohingegen die Steroidgruppe größtenteils aus Strongmen und Bodybuildern bestand. Der Unterschied könnte also einfach durch das sportspezifische Training und nicht zwangsweise durch die Steroide selbst zustande gekommen sein. Da der Unterschied jedoch sehr deutlich war und die naturalen Kraftsportler fast 50 Prozent mehr Kraft pro Kilogramm Muskelmasse aufwiesen, ist es unwahrscheinlich, dass nur das Training für diesen Effekt verantwortlich war, zumal auch Strongmen und Bodybuilder regelmäßig Kniebeugen ausführen oder zumindest ausführen sollten.

Es gibt nicht viele Untersuchungen bezüglich des Steroidkonsums in einer gesunden, athletischen Populationsgruppe und beide der genannten Studien weisen Limitationen auf. Allerdings stimmen sie mit vielen Beobachtungen aus der Praxis überein. Meistens dominieren die Athleten einer Gewichtsklasse, die ihre Masse langsam aufbauten, ihre Dosierungen Schritt für Schritt erhöhten oder sogar bei einer konservativen Menge blieben, anstatt zu versuchen, schnell an Gewicht zuzunehmen. Es reicht in der Regel aus, gerade die Menge zu verwenden, die die Regenerationskapazität maximiert und über einen langen Zeitraum gesehen die Muskelmasse langsam ansteigen lässt. Falls es bisher noch nicht klar geworden sein sollte, wir sprechen an dieser Stelle explizit von Kraftsportlern, nicht von Bodybuildern!

Wie lange bleiben die Effekte von Steroiden bestehen?

Dies ist der letzte Punkt, den wir im heutigen Artikel ansprechen möchten. Wenn Muskeln wachsen, steigt die Anzahl an Zellkernen in den Muskelfasern, da jeder Kern nur einen gewissen Bereich innerhalb einer Faser kontrollieren kann. Wenn man aufhört zu trainieren, schrumpfen die Muskeln zwar, doch die Anzahl an Zellkernen bleibt über eine lange Zeit unverändert [12, 13]. Dies ist auch die Grundlage für den sogenannten „Muscle-Memory-Effekt“. Nachdem man wieder in das Training einsteigt, führt die höhere Anzahl an Zellkernen zu einer deutlich stärkeren Reaktion der Muskelproteinsynthese, wodurch der Muskel sein altes Volumen und seine Kraft schneller zurückgewinnt.

Als Anfänger geht der Muskelaufbau nur langsam vonstatten, da erst neue Satellitenzellen fusionieren müssen, um die Zahl der Zellkerne in jeder Muskelfaser zu erhöhen. Während einer Trainingspause bleibt die Zahl der Zellkerne aber auf gleichem Niveau, lediglich die Proteinmasse der Faser nimmt ab. Bei Wiederaufnahme des Trainings kann die Muskelproteinsynthese aufgrund der hohen Zellkernzahl direkt auf vollen Touren laufen. Aus diesem Grund nimmt man schneller wieder an Muskelmasse zu.

Das Gleiche passiert, wenn wir anabole Steroide konsumieren. Die Anzahl an Zellkernen erhöht sich und bleibt auch nach Absetzen auf einem konstanten Niveau. Wenn weiterhin trainiert wird, nimmt zwar die Muskelmasse ab, da der zusätzliche Stimulus für die Proteinsynthese durch die AAS fehlt, doch würde die Kraft und Muskelmasse schnell das vorherige Niveau erreichen, wenn erneut leistungssteigernde Mittel eingenommen werden.

Zusammenfassung und Fazit

Wir haben uns jetzt in einem sehr langen und ausführlichen Artikel den psychologischen und physiologischen Wirkungen von Steroiden auf den Muskelaufbau und die Kraft gewidmet. Ein wichtiger Punkt, der hierbei allerdings nur am Rande thematisiert wurde, sind die Auswirkungen auf die Gesundheit. Wie eingangs erwähnt, ist der Besitz und Handel mit AAS nicht nur illegal, sondern der Konsum auch potenziell gesundheitsgefährdend, weshalb dieser Beitrag keineswegs den Gebrauch fördern soll. Fassen wir die Erkenntnisse dennoch kurz zusammen.

Steroide funktionieren sowohl physiologisch als auch psychologisch. Die reine Erwartungshaltung an eine positive Wirkung führt zu signifikanten Verbesserungen der Kraft und der subjektiven Wahrnehmung der Trainingseinheiten. Aber auch physiologisch verbessern Steroide über den Placeboeffekt hinaus den Aufbau von Muskelmasse und Kraft deutlich, selbst bei vergleichsweise niedrigen Dosierungen. In Kraftsportarten, in denen ein Gewichtslimit vorliegt, könnte die Einnahme allerdings das Verhältnis aus Körpergewicht und Kraft verschlechtern. Einmal erfolgreich genommen und wieder abgesetzt, verringert sich das Volumen der Muskulatur sowie die Trainingsgewichte, die man mithilfe der AAS aufgebaut hat. Trotzdem wird man immer einen gewissen Vorteil gegenüber Athleten besitzen, die ihr gesamtes Leben dopingfrei waren.

https://www.instagram.com/p/B4H84daIiGK/?igshid=1ksas0oukrp9e


Primärquelle:
Greg Nuckols: The Science of Steroids: The Physiology and Psychology of How Steroids Make You Stronger. Stronger by Sciene, 8.10.2014

Literaturquellen:

  1. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Verordnung zur Festlegung der nicht geringen Menge von Dopingmitteln (Dopingmittel-Mengen-Verordnung – DmMV), zuletzt gesehen am 17.10.2019.
  2. Kanayama, Gen, James I. Hudson, and Harrison G. Pope Jr. „Illicit anabolic–androgenic steroid use.“ Hormones and behavior 58.1 (2010): 111-121.
  3. Skarberg, Kurt, Fred Nyberg, and Ingemar Engstrom. „Multisubstance use as a feature of addiction to anabolic-androgenic steroids.“ European addiction research 15.2 (2009): 99-106.
  4. Sagoe, Dominic, et al. „The global epidemiology of anabolic-androgenic steroid use: a meta-analysis and meta-regression analysis.“ Annals of epidemiology 24.5 (2014): 383-398.
  5. Lykhonosov, Mykola P., and Alina Yu Babenko. „The medical aspect of using anabolic androgenic steroids in males attending gyms of Saint-Petersburg.“ Problems of Endocrinology 65.1 (2019): 19-30.
  6. Ariel, Gideon, and WILLIAM SAVILLE. „Anabolic steroids: the physiological effects of placebos.“ Medicine and Science in Sports 4.2 (1972): 124-126.
  7. Maganaris, Constantinos N., Dave Collins, and Martin Sharp. „Expectancy effects and strength training: do steroids make a difference?.“ The Sport Psychologist 14.3 (2000): 272-278.
  8. Bhasin, Shalender, et al. „The effects of supraphysiologic doses of testosterone on muscle size and strength in normal men.“ New England Journal of Medicine 335.1 (1996): 1-7.
  9. Rogerson, Shane, et al. „The effect of short-term use of testosterone enanthate on muscular strength and power in healthy young men.“ The Journal of Strength & Conditioning Research 21.2 (2007): 354-361.
  10. Bhasin, Shalender, et al. „Testosterone dose-response relationships in healthy young men.“ American Journal of Physiology-Endocrinology And Metabolism 281.6 (2001): E1172-E1181.
  11. Yu, Ji-Guo, et al. „Effects of long term supplementation of anabolic androgen steroids on human skeletal muscle.“ PloS one 9.9 (2014): e105330.
  12. Kubo, Keitaro, et al. „Time course of changes in muscle and tendon properties during strength training and detraining.“ The Journal of Strength & Conditioning Research 24.2 (2010): 322-331.
  13. Schwartz, Lawrence M. „Skeletal Muscles Do Not Undergo Apoptosis During Either Atrophy or Programmed Cell Death-Revisiting the Myonuclear Domain Hypothesis.“ Frontiers in Physiology 9 (2019): 1887.
Weitere Top Artikel
Weitere top Artikel
Hey! Cool, dass du da bist! Danke für Dein reges Interesse an unseren Beiträgen und Deinen Kommentar.
 
Hast Du gewusst, dass unsere Arbeit auf GANNIKUS.de auf Deiner Unterstützung basiert? Unsere Redaktion finanziert sich nämlich vollständig von den Einnahmen aus unserem SHOP.
Falls du unserem Team also ein kleines Zeichen der Wertschätzung zukommen lassen willst, dann schau doch mal auf GANNIKUS-SHOP.COM vorbei! Auf diese Weise trägst Du dazu bei, dass wir unser Geld weiterhin in maximalen Mehrwert für DICH investieren!
 
DANKE, dass wir auf Dich zählen können!
 

3 Kommentare

  1. Hallo zusammen,
    ist Nandrolon (und Trenbolon als dessen Derivat) nicht auch ein Abkömmling des Testosteron?
    Eingangs wurde erwähnt diese wären Derivate des Progesteron.

    Ansonsten vielen Dank für den Artikel!

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein