Waren weniger informierte Zuschauer vor einigen Jahren noch größtenteils der Ansicht, Doping existiere maximal im professionellen Bodybuilding, scheint sich die öffentliche Meinung diesbezüglich speziell seit der rasanten Ausbreitung des Internets durchaus verändert zu haben. Mittlerweile ist landläufig bekannt, dass auch im Fußball, in der Leichtathletik und in anderen gängigen Sportarten zu leistungssteigernden Substanzen gegriffen wird. Ebenso ist offenkundig, dass die körperliche Erscheinung und das Alter nicht wirklich etwas darüber aussagen, ob ein Athlet sich verbotenen Hilfsmitteln bedient oder nicht. Ungeachtet dessen dürfte die Story im nachfolgenden Beitrag bei vielen Lesern für ein Schmunzeln sorgen.
Als Carl Grove am 11. Juli 2018 bei den US-Meisterschaften im Bahnradsport an den Start ging, war bereits im Vorhinein klar, dass er in seiner Klasse den Sieg davontragen würde. Das lag schlichtweg daran, dass der US-Amerikaner der einzige Fahrer war, der in der Gruppe der 90- bis 94-Jährigen teilnahm. Der in Bristol ansässige Rentner sicherte sich jedoch nicht nur die heiß begehrte Goldmedaille, sondern stellte mit seinen 90 Jahren gleichzeitig auch einen neuen Weltrekord auf, indem er die vorgegebene Strecke in einer Zeit von drei Minuten und 6,129 Sekunden hinter sich brachte. Die Freude über die unweigerlich respektablen Errungenschaften wehrten aber nicht allzu lange, denn die US Anti Doping Agency (kurz: USADA) erkannte ihm sowohl den Titel als auch die Bestzeit im Nachhinein ab. Grund hierfür war ein positiver Dopingtest, der sich im Anschluss an den Wettkampf ergab.
Nach dem Rennen im amerikanischen Breinigsville (Pennsylvania) nahmen Kontrolleure der USADA eine Urinprobe von Carl Grove, in der Epitrenbolon gefunden wurde. Dabei handelt es sich um einen Metabolit von Trenbolon, einem unter anderem aus dem Bodybuilding bekannten Steroid. Die Strafe erkannte der 90-jährige Sportler an, wahrscheinlich auch deshalb, weil die Anti-Doping Agentur ihm lediglich den Titel und den Weltrekord aberkannte, getreu dem Motto „Gnade vor Recht“ allerdings auf eine Sperre verzichtete. Eine mögliche Erklärung für den Fund in seiner Probe ließ der Bahnradfahrer dennoch verlauten. Demzufolge soll die verbotene Substanz durch den Verzehr von kontaminiertem Fleisch am Abend vor den Meisterschaften in seinen Körper gekommen sein. Kurios dabei ist, dass eine Dopingkontrolle früher am gleichen Tag negativ ausfiel.
Dass der Fall von Carl Grove eine gewisse Kuriosität mit sich bringt, steht außer Frage. Darüber hinaus ist natürlich auch jedem selbst überlassen, ob er die Story des 90-Jährigen für bare Münze nimmt oder nicht. Nicht diskutabel bleibt aber, dass der Rentner zwar weder den Sieg bei den US-Meisterschaften im Bahnradfahren noch den Weltrekord in der Einerverfolgung zugerechnet bekommt, dafür wiederum als wohl ältester Dopingsünder in die Geschichtsbücher eingeht, was für ihn selbst aller Voraussicht nach kein rühmlicher Titel sein dürfte.