Die ARD-Sportschau versorgt die Menschen in Deutschland seit den 1960ern mit Informationen aus der Welt des Sports. Während Fußball immer noch die größte Bedeutung für das Format hat, widmet man sich auf der Online-Plattform auch anderen Schwerpunkten. In der Kategorie „Hintergrund“ werden aktuelle Entwicklungen beleuchtet, aber auch zeitlose Themen detaillierter betrachtet. In einer aktuellen Doku zum Thema Doping-Dealer verwiesen die Sportschau-Redakteure nun im Zusammenhang mit DNP auf ein Video von Max Madsen.
Was ist DNP?
DNP wird heutzutage in der Landwirtschaft als Insektizid genutzt. In der Vergangenheit fand es jedoch eine weitere Verbreitung im militärischen Bereich. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde DNP in Kombination mit TNT für Artilleriegranaten genutzt. Bereits damals kam es zu der Beobachtung, dass die Arbeiterinnen, die für das Befüllen der Hülsen verantwortlich waren, schlanker wurden.
Es dauerte nicht lange und DNP wurde in den 1930ern als Diätmittel auf den Markt gebracht. Forscher hatten zuvor nachgewiesen, dass die Chemikalie den Stoffwechsel um bis zu 50 Prozent beschleunigen kann. Diäten, Amphetamine, Abführmittel und Zigaretten wurden bereits für das Erreichen der Wunschfigur genutzt. DNP, das von den Forschern damals als ungefährlich eingestuft wurde, stellte die Wirkung all dieser Maßnahmen jedoch in den Schatten.
Ein Jahr nach Verkaufsbeginn nahmen bereits schätzungsweise über 100.000 Menschen in den USA regelmäßig DNP ein, da es nicht nur billig und effektiv, sondern in den meisten Bundesstaaten auch rezeptfrei war. Doch keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Erhöhte Körpertemperatur, erhöhter Puls, Schweißausbrüche und gesteigerte Atemfrequenz wurden von den Nutzern in Kauf genommen. Als jedoch die ersten Menschen an grünem Star erkrankten, wurde DNP schließlich 1938 wieder vom Markt genommen.
DNP – Ein abschreckender Erfahrungsbericht!
Dieser Artikel wurde aus der Sicht von Anthony Roberts geschrieben, der bereits im Jahr 2006 ein Selbstexperiment durchführte, bei dem er für eine Woche die unglaublich gefährliche Substanz DNP konsumierte und im Nachhinein eine Art Erfahrungsbericht verfasste. Es handelt sich hierbei um einen informativen Beitrag, der ausschließlich zur Abschreckung dienen und niemanden zur Nachahmung animieren […]
Wie wirkt DNP?
DNP kocht den Körper von innen. – Was etwas radikal klingen mag, beschreibt den Wirkmechanismus der Chemikalie recht gut. DNP hemmt die ATP-Bildung in den Zellen, indem es Zwischenprodukte des ATP-Bildungsprozesses in Wärme umwandeln. Auf diese Weise heizt der Körper auf. Gleichzeitig wird weiterhin Energie in Form von ATP benötigt, so dass weitere Kohlenhydrate und Fettsäuren verarbeitet werden. Der Kalorienverbrauch steigt ohne körperliche Anstrengung.
Neben den bereits genannten Nebenwirkungen werden auch Hirnödeme, Hautbrennen, Nierenversagen und Leberstörungen mit einem DNP-Missbrauch in Verbindung gebracht. Es gibt kein Gegenmittel, das bei einer Überreaktion verabreicht werden kann. Entsprechend gefährlich kann der Missbrauch von DNP sein.
Max Madsen in ARD-Doku
Im Kontext des Themas DNP griffen die ARD-Redakteure nun auf Videomaterial von Max Madsen zurück. Für die Doku „Geheimsache Doping: Dealer“ hätten die Redaktion überall auf der Welt recherchiert. Unter anderem ist ein ehemaliger Kleinhandelsmitarbeiter zu sehen, der aussagte, auch Fitness-Influencer beliefert zu haben.
Dabei handelte es sich zwar nicht um Max Madsen. Der Bericht schneidet diese Aussage dennoch unmittelbar vor einen Videoausschnitt mit dem Norddeutschen. Darin erklärt der erfolgreiche Coach, dass er in der Vergangenheit selbst DNP genutzt habe, was jedoch nicht bedeutet, dass Max Madsen den Missbrauch verharmlost hätte.
Auf der Homepage steht der Video-Ausschnitt dennoch in einem begleitenden Artikel im Fokus. Darin wird beschrieben, dass die ARD-Redaktion das DNP-Video von Max Madsen Professor Hans Geyer vom Kölner Dopinglabor zugeschickt habe. Dieser warnt ebenso vor der Nutzung von DNP und bekräftigt noch einmal, dass es keine Dosierungsempfehlungen für Menschen gäbe.
Warum die ARD-Redaktion einen fast vier Jahre alten Clip für ihre Doku nutzte, wird nicht weiter erklärt. Das vollständige Video ist weiterhin auf Max Madsens Kanal zu finden.
(fha) | Titelbild: Instagram