Der Mr. Olympia 2019 droht zur unspektakulärsten Ausgabe in der Geschichte des prestigeträchtigen Wettkampfs zu werden. Neben Shawn Rhoden, der sich mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert sieht und wahrscheinlich bis September nicht freigesprochen werden dürfte, macht sich auch Phil Heath wohl nicht auf den Weg nach Las Vegas, um seine achte Sandow-Trophäe einzusacken. Ebenso wird auch Big Ramy zwecks fehlender Qualifikation nicht mit von der Partie sein. Um das in wenigen Wochen stattfindende Event ein wenig spannender zu machen, hat sich die IFBB Pro League nun etwas ganz Besonderes ausgedacht.
Wie der Verband am gestrigen Freitag auf der eigenen Webseite verkündete, erhalte Cedric McMillan eine Spezialeinladung, um beim Mr. Olympia 2019 mit um den Titel kämpfen zu können. Das Brisante an dieser Sache ist jedoch nicht unbedingt, dass die IFBB Pro League ein sogenanntes „Special Invite“ vergibt, sondern vielmehr die Tatsache, dass der US-Amerikaner selbst danach gefragt hat. „The One“, so der Spitzname des Bodybuilders, führt als Begründung an, sich eigentlich habe über einen Wettkampf im Sommer für die renommierte Veranstaltung in Las Vegas qualifizieren wollen. Aufgrund seines Jobs sei es aber nicht möglich gewesen, Training, Ernährung und Regeneration so zu verfolgen wie nötig. McMillan ist Staff Sergeant bei der US-Army.
Jim Manion, Präsident der IFBB Pro League, äußerte sich frei übersetzt wie folgt:
„Cedrics militärische Verpflichtungen stehen an erster Stelle und wir verstehen das vollkommen. Wir werden ihm für dieses Jahr eine Spezialeinladung zugestehen, da die Umstände nicht unter seiner Kontrolle lagen. Zudem haben wir bei dieser Entscheidung seine bemerkenswerten Leistungen innerhalb der IFBB Pro League berücksichtigt.“
Auch Cedric McMillan verlor ein paar Takte zum unüblichen „Special Invite“:
„Wenn ich an Wettkämpfen teilnehme, dann repräsentiere ich mein Land und auch all diejenigen, die einem Vollzeitjob nachgehen und dennoch versuchen, ihre Träume zu verfolgen. Darüber hinaus vertrete ich alle einmaligen Menschen des Lancaster Youth Leadership and Development Program.“
Das Lancaster Youth Leadership and Development Program ist eine nicht-profitable Organisation, die der 41-Jährige ins Leben rief, um die Jugend der Gesellschaft mit Training und anderen Charakter-stärkenden Aktivitäten zu entwickeln.
>> Bei Muscle24.de findet ihr die fresheste Bodybuilding-Bekleidung! <<
Keine Frage, Cedric McMillan ist einer der weltweit besten und bekanntesten Bodybuilder und sollte demnach prinzipiell auch jährlich beim Mr. Olympia teilnehmen. Die Maßnahme, dem amerikanischen IFBB Pro entgegen der Regeln, sich für das angesehene Event qualifizieren zu müssen, eine Spezialeinladung zu gewähren, erscheint in der Endkonsequenz jedoch mehr eine Verzweiflungstat statt guter Wille zu sein. Unter anderem das Fehlen von Phil Heath, Shawn Rhoden und Big Ramy erweckt in den organisierenden Personen scheinbar die Angst, wegen des fehlenden Zündstoffs womöglich nicht genügend Tickets zu verkaufen.
Selbstverständlich bringt der „Special Invite“ für Cedric McMillan auch die Bodybuilding-Szene zum Diskutieren. Die Frage, die sich vielen stellt: Warum bekommt gerade der Arnold Classic Sieger aus dem Jahr 2017 dieses Zugeständnis? Schließlich ist er nicht der einzige Athlet, der nach Punkten nur knapp die Qualifikation für den Mr. Olympia 2019 verpasst hat. Iain Valliere beispielsweise nahm während der letzten Monate an vier Wettkämpfen teil, McMillan nur an einem. Man hätte durchaus auch den gebürtigen Kanadier einladen können. Das Gefühl, dass die Staatsangehörigkeit hier eine Rolle spielen könnte, drängt sich fast schon auf. Ein Großteil der Community teilt jedenfalls die Meinung, dass Regeln letztlich Regeln bleiben sollten.
Unter dem Strich ist es jetzt allerdings so, dass Cedric McMillan mit einer Spezialeinladung zum Mr. Olympia 2019 fährt und mit um die Sandow-Trophäe kämpft. Damit wird dem US-Amerikaner dasselbe Privileg zuteil wie bereits Kevin Levrone im Jahr 2016 und Flex Wheeler im Jahr 2017. Dass die beiden Bodybuilding-Legenden in Las Vegas aber keine tragende Rolle spielen werden, war damals von Vornherein klar. Man stelle sich nur vor, McMillan würde im kommenden September tatsächlich als Sieger die Bühne verlassen. Das Geschrei wäre groß, dessen kann man sich sicher sein.