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DGE passt Empfehlung an: Nur noch 10 Gramm Fleisch pro Tag?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, kurz DGE, genießt hierzulande herausragende Autorität in der gesundheitlichen Bildung. Die Empfehlungen der DGE dienen vielen Menschen als Ankerpunkt für die Gestaltung ihrer Ernährung und werden vielfach in allgemeinbildenden Schulen gelehrt. Dabei werden die Richtwerte immer wieder dem aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst. Die neuste Aktualisierung der DGE sorgt nun für einiges Aufsehen: Die empfohlene Menge Fleisch soll auf 10 Gramm pro Tag reduziert werden.

Die bisherige Empfehlung

In den derzeitigen „10 Regeln der DGE“ tauchen Fleisch und tierische Produkte in Punkt 4 auf. Hier heißt es, dass tierische Produkte die vorherige Auswahl aus Gemüse, Obst und Vollkorn „ergänzen“ sollen. Wer Fleisch isst, sollte sich je nach Kalorienbedarf auf 300 bis 600 Gramm pro Woche (!) beschränken. Mengen, die so mancher Bodybuilder schon mit dem zweiten Frühstück intus hat.

Die 10 Regeln der DGE sind als PDF für jedermann abrufbar.

Immerhin räumt die DGE dem Fleisch wertvolle Mikronährstoffe wie Eisen, Selen oder Zink ein. Auf den Proteingehalt, auf den es wohl dem sportlichen Fleischesser primär ankommt, wird nicht eingegangen.

Nur noch eine Scheibe Wurst pro Tag?

Maximal 600 Gramm pro Woche, also weniger als 100 Gramm am Tag – wem das schon lächerlich vorkommt, den dürften die anstehenden Neuerungen der DGE schockieren.

Bislang ist die drastische Reduktion der empfohlenen Fleischmenge noch nicht offiziell, sondern aus internen Unterlagen an die Öffentlichkeit gelangt. Die tatsächliche Publikation soll Anfang 2024 erfolgen. Schon jetzt bestätigten Sprecher der DGE aber die neuen Dimensionen, von denen zukünftig die Rede sein wird.

10 Gramm pro Tag – das entspricht einer einzigen Scheibe eines handelsüblichen Hähnchenaufschnitts. Wer sich mal einen Burger oder ein Steak gönnen will, der hat sein Monatsbudget damit im Prinzip schon ausgeschöpft. Selbst wenn von einem hochwertigen Rindfleisch mit 25 Prozent Proteinanteil ausgehen, ließen sich auf diesem Wege grade einmal 2,5 Gramm Eiweiß pro Tag zuführen.

Die Empfehlung für die Fleischzufuhr sollen durch die DGE stark angepasst werden – Bild: Pixabay

Mehr pflanzliche Ernährung für die Umwelt

Die neuen Leitlinien sollen nicht nur gesundheitlichen Aspekten, sondern auch dem Umwelt- und Klimaschutz Rechnung tragen. Dass die Fleischproduktion ein zentraler Treiber des weltweiten Emissionsausstoßes ist, ist hinlänglich bekannt. Das Update der DGE passt also perfekt in den Zeitgeist.

Die baldigen Neuerungen entstanden im Rahmen der sich derzeit in Bearbeitung befindenden „Ernährungsstrategie“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, das bis Ende des Jahres im Bundeskabinett beschlossen werden soll. Dabei ist zu betonen, dass die DGE ein unabhängiger und offiziell unpolitischer Verein ist, der der Bundesregierung lediglich beratend zur Seite steht.

DGE-Neuerungen stoßen auf Widerstand

Wie zu erwarten, stößt die 10-Gramm-Idee noch vor der Veröffentlichung auf lautstarke Proteste. Dass sich die Deutschen mit ihrer traditionell deftigen Küche nicht gern die Butter, bzw. die Wurst vom Brot nehmen lassen, hat sich schon bei der krachend gescheiterten Initiative für den „Veggieday“ gezeigt.

Natürlich sind vor allem die Wirtschaftsvertreter der Fleischindustrie und der Gastronomie alarmiert. Auch politische Akteure wie der bekennende Fleischfan Markus Söder twitterte schon gegen Vorstoß. Die AfD verkündete, sich an der „Özdemir-Diät“ nicht beteiligen zu wollen.

Der amtierende Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir begegnete dem Gegenwind humorvoll. „Wenn Sie wollen, können Sie sich auch einen Wecker stellen, der Sie nachts jede halbe Stunde daran erinnert, dass Sie Ihr Fleisch-Pensum aufrechterhalten“, sagte er im Talk mit Markus Lanz. Was er damit sagen will: Natürlich bleiben die Empfehlungen der DGE weiterhin absolut unverbindlich.

Wirkung der Fleisch-Empfehlung der DGE

Fest steht jedoch, dass von den Vorgaben der Gesellschaft für Ernährung eine große Signalwirkung ausgeht. Aus ethischer und ökologischer Sicht setzt sie mit dem Aufruf zu weniger Fleisch gewiss ein richtiges Zeichen.

Aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive ist die Vorgabe wie auch viele andere der DGE aber strittig. So ist beispielsweise der hohe Anteil an Kohlenhydraten an den Gesamtkalorien ein häufiger Kritikpunkt, ebenso die geringe empfohlene Proteinmenge von grade einmal 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.

Kann man sich ein Jahr nur von Fleisch ernähren?

Für gewöhnlich ist der Ablauf folgendermaßen: Ein Wissenschaftler führt Experimente mit menschlichen Testpersonen durch und wird im besten Fall berühmt. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts lief das Ganze jedoch umgekehrt ab, denn der Forschungsreisende Vilhjalmur Stefansson erlaubte es Wissenschaftlern, ihn bei einem bizarren Ernährungsversuch zu begleiten, für den er sich ein Jahr lang nur […]

Das Verhältnis von Kohlenhydraten zu Eiweißen dürfte sich mit den neuen Richtlinien noch einmal mehr ins Negative verschieben. Auch ist die allgemeine Rede von „Fleisch“ wenig sinnvoll angesichts der großen nährwerttechnischen Differenzen zwischen einer billigen Cervelatwurst und einer mageren Hähnchenbrust.

Fest steht: Niemand muss der DGE Folge leisten, wir bleiben im Supermarkt weiterhin mündig. Der Fleischkonsum der Deutschen ist auch ganz ohne das Zutun der Bundesregierung seit Jahren rückläufig.

Titelbild: Pixabay
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10 Kommentare

  1. Guten Morgen Gannikus, wen wundert das noch? Wenn der LANDWIRTSCHAFTSMINISTER von DEUTSCHLAND Cem Oezdemir heißt stimmt schon lange was nicht mehr!

  2. Interessanter Artikel, bitte mehr von solchen Artikeln

    Mit jedem Menschen mehr in Deutschland, steigt auch der Konsum an Fleisch in Deutschland.. es braucht 50% weniger Menschen hier!

  3. Oh nein, eine Empfehlung. Unsere Freiheit ist in Gefahr.

    Wenn ich daran denke, was ich mir laut Empfehlung der ganzen Eiweißverkäufer rein knallen müsste. XD

    Im Übrigen, essen die Deutschen erst seit den 50er Jahren so viel Fleisch. Hier von einer Tradition zu sprechen, im Vergleich zu den hunderten von Jahren zuvor, halte ich für gewagt.

  4. 10g lol … Der Plan ist wohl eindeutig und klar.
    Auch große Konzerne haben Interesse an mehr Soja/Fleischersatz. Da kann man fürs Kilo Fleisch auch 20€ verlangen und hat viel größere Margen.
    Mit Natur und Öko hat das wenig zu tun.
    Merke: „Wer hat ein Interesse an X“. Cui bono?

  5. Wieder mal reine Willkür – so wie alle Empfehlungen der seltsamen, von Großindustriellen gesponserten DGE.
    Nur ein Beispiel dazu: die empfohlene tägliche Einnahme von Vitamin E fand ihren Ursprung in Frankreich. Dort hat man den Vitamin E Gehalt einer bestimmten Tomatensuppe labortechnisch untersucht und diesen dann zum Maß aller Dinge erhoben – Von nun an war das der Standard für die Vitamin E Einnahmeempfehlung.
    Ähnliches beim Vitamin C – hier hat man dann von 75mg Ascorbinsäure auf 100 mg Ascorbinsäure erhöht. Übrigens – Ascorbinsäure aus der Apotheke wirkt nicht bei Skorbut, einer Vitamin C – Mangelerkrankung die durchaus sehr schwere Verläufe haben kann. „Seltsamer Weise“ wirkt hier tatsächlich nur das in der Natur vorkommende und zwar immer im Verbund vorkommende(Bioflavonoide u.a.) Vitamin C. Mal drüber nachdenken! Da wird mit wertlosem Pulver viel Geld verdient.

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