Einst träumte die Menschheit den Traum vom Fliegen. Dieser ist längst in Erfüllung gegangen. Die moderne, von Zivilisationskrankheiten geplagte Gesellschaft begehrt andere Dinge – etwa Abnehmen ohne Anstrengung und Verzicht. Ein frommer Wunsch, den auch die neue Abnehmspritze Wegovy nicht zu erfüllen mag. Dennoch ist ihre Wirkung wissenschaftlich bewiesen.
Wie funktioniert die Abnehmspritze?
Spritzen gegen das Übergewicht: Das verspricht eine neue Behandlung, die auf dem Wirkstoff Semaglutid basiert. Semaglutid wird schon seit Langem bei der Behandlung von Diabetes eingesetzt. Es handelt sich dabei um einen sogenannten GLP-1-Rezeptor-Agonisten. GLP steht hier für Glucagon-like-Peptide, ein im Darm produziertes Hormon, das nach der Nahrungsaufnahme ausgeschüttet wird und die Insulinproduktion fördert, während sie den Insulingegenspieler Glukagon hemmt. Damit verbessert Semaglutid die Insulinsensitivität und stabilisiert den Blutzuckerspiegel.
Semaglutid verstärkt aber auch das Sättigungsgefühl, reduziert Heißhungerattacken und verlangsamt die Magenentleerung, weshalb es auch für Nicht-Diabetiker mit Gewichtsproblemen überaus interessant ist. Nicht alle Mechanismen hinter der Wirkung von Semaglutid sind bisher bekannt. Seine Effektivität ließ sich jedoch in diversen Studien zweifelsfrei nachweisen.
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Im Gegensatz zu vielen anderen Agonisten kann Semaglutid nicht oral aufgenommen, sondern muss in das Unterhautfettgewebe injiziert werden. Das ist für den Anwender weniger komfortabel, im Gegenzug wirkt das Medikament allerdings langanhaltender, sodass eine Gabe pro Woche in den meisten Fällen ausreicht.
Neuzulassung in der EU: Wegovy
Für die Diabetestherapie ist Semaglutid unter dem Handelsnamen Ozempic® schon seit 2018 in Deutschland zugelassen. 2023 soll es als Wegovy® noch einmal in der EU auf den Markt kommen und diesmal als Diätmittel angewendet und vermarktet werden. Wann genau der Verkauf in Europa starten wird, konnte seitens des dänischen Herstellers noch nicht benannt werden. In den USA ist Wegovy bereits ein Verkaufsschlager, sodass es hier schon zu Lieferengpässen gekommen ist.
Abnehmen wie Elon Musk?
Stars wie Kim Kardashian oder Elon Musk, die mit der Semaglutid-Behandlung sichtbar an Gewicht verloren haben, haben in den sozialen Medien einen Hype um die Abnehmspritze ausgelöst. 13 Kilo soll der Tesla-CEO abgenommen haben. Auf seinem hauseigenen sozialen Netzwerk Twitter postete Musk die drei Geheimnisse seines Erfolgs: „Fasting + Ozempic/Wegovy + no tasty food near me“
Es ist also ersichtlich: Ganz ohne eigenes Zutun funktioniert auch die Abnehmspritze nicht!
Immerhin zeigen Studien, dass die Injektion einen wahren Booster für Diäten bedeutet. So verloren Probanden in einer einjährigen Diät mit Ernährungs- und Lebensstilumstellung in Kombination mit der Abnehmspritze rund 14,9 Prozent ihres Körpergewichts, während die Kontrollgruppe, die ein Placebo injizierte, trotz gleicher Lebensstilintervention nur 2,4 Prozent Gewicht abnehmen konnte.
Auch zeigen Untersuchungen, dass Semaglutid besonders wirksam beim Abbau des gefürchteten viszerale Fetts ist, das in der Bauchhöhle sitzt und unter anderem chronische Entzündungen verursachen kann.
Wer bekommt die Abnehmspritze?
Wegovy wird wie auch Ozempic verschreibungspflichtig sein. Dabei soll die Verschreibung ausschließlich für Menschen mit krankhaftem Übergewicht, genauer gesagt diagnostizierter Adipositas erfolgen. Die beginnt offiziell ab einem BMI von 30 – wer nur ein paar Kilo für die Freibadsaison verlieren will, wird also auf legalem Weg nicht in den Genuss der Abnehmspritze kommen.
Was soll Wegovy kosten – und wer zahlt?
Die Abnehmspritze hat ihren Preis. Der derzeitige Listenpreis liegt bei 300 EUR pro Injektion. Im Monat entstehen also Kosten von rund 1.200 EUR. Der Markteinführungspreis ist für Deutschland noch nicht final, ein Schnäppchen wird das Produkt allerdings nicht werden. Hinzukommt: Die Kosten der Therapie werden derzeit nicht von den Kassen übernommen.
Obwohl Adipositas seit 2020 in der Bundesrepublik als Krankheit anerkannt wird, sind Medikamente zu ihrer Behandlung von der Kostenübernahme ausgenommen. Der Gesetzgeber scheint davon auszugehen, dass sich jedes Übergewicht durch Lebensstiländerungen in den Griff bekommen lässt.
Gibt es Nebenwirkungen?
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA weist für die Anwendung von Semaglutid Nebenwirkungen aus, die den Magen-Darm-Trakt betreffen. Häufig oder sehr häufig werden Übelkeit und Erbrechen beklagt. Dies erscheint angesichts der Wirkweise des Medikaments logisch – und könnte sogar zu dessen Wirkmechanismen zählen, denn wem ständig übel ist, der wird seine Nahrungsaufnahme ganz instinktiv reduzieren. Insgesamt erscheinen die Nebenwirkungen in Relation zur Effektivität des Semaglutid vertretbar.
Die Abnehmspritze – Zusammenfassung
Die Abnehmspritze wird voraussichtlich Mitte 2023 in Deutschland eingeführt. Die auf dem Wirkstoff Semaglutid basierende Injektion verbessert den Insulinhaushalt und erhöht das Sättigungsgefühl. In Studien hat sie sich als sehr effektiv erwiesen – allerdings nur in Verbindung mit einer diätischen Ernährung und einem aktiven Lebensstil. Abnehmen ohne Anstrengungen bleibt also weiterhin Wunschdenken. Zudem wird die Abnehmspritze nur adipösen Patienten verschrieben, die dann auch noch die hohen Behandlungskosten aus eigener Tasche bezahlen müssen.
(uh) | Titelbild: Shutterstock
ist völlig richtig die kosten dann selber bezahlen zu müssen…