Der Gewinn der Pro Card stellt für viele Bodybuilder immer noch ein großes sportliches Ziel dar. Während es manchen Athleten mit Leichtigkeit gelingt, sich diesen Wunsch zu erfüllen, kämpfen andere ihr gesamtes sportliches Leben um die Lizenz. Fans kritisieren gleichzeitig, dass es inzwischen immer leichter sei, die Pro Card bei der IFBB zu gewinnen. Der britische Instagram-Auftritt bodybuilding.uk machte sich jetzt die Mühe, für das Jahr 2023 zusammenzuzählen, wie oft Athletinnen mit der Pro Card in der IFBB das Lager wechseln durften.
Steve Benthin einer der letzten „traditionellen“ Profis
Die Aussage, dass der Gewinn der Pro Card vor einigen Jahren noch schwieriger war, stimmt generell. Athleten aus Deutschland mussten in der Regel bei einem großen internationalen Wettkampf wie der Weltmeisterschaft eine Top-Platzierung erreichen oder konnten das Glück haben, mit dem Gesamtsieg auf einer Internationalen Deutschen Meisterschaft vom Verband vorgeschlagen zu werden. Eines der letzten prominenten Beispiele für diese Regelung war Steve Benthin.
Nachdem der inzwischen 42-Jährige im Jahr 2011 zunächst die Klasse bis 90 Kilogramm gewonnen hatte, setzte er sich auch im Gesamtsiegerstechen durch. Sieger der schwersten Klasse war damals ein gewisser Markus Hoppe, der ebenfalls bis heute aktiv ist, die Pro Card jedoch bislang nicht gewinnen konnte. Doch auch für Steve Benthin war die Vergabe damals keine Selbstverständlichkeit.
Steve Benthin gibt naturales Form-Update mit 88 Kilogramm
Das Jahr 2023 verlief für Steve Benthin in keiner Weise wie geplant. Nach einer längeren Erkrankung ließ er sich zwischenzeitlich sogar in die Psychiatrie einweisen und befindet sich inzwischen langsam auf dem Weg der Besserung. Da an ein reguläres Training lange Zeit nicht zu denken war, war der IFBB Pro so konsequent, in den vergangenen […]
Aufgrund von Regeländerungen stand es im Raum, dass der heutige Hamburger keinen Wechsel ins Profi-Lager vollziehen dürfe. Nachdem sich verschiedene Personen für Steve Benthin eingesetzt hatten, gelang es am Ende doch und er erhielte die Pro Card der IFBB. Leichter hatten es hingegen schon damals die Athleten in den USA.
IFBB vergibt mehr als die Hälfte der Pro Cards in den USA
Die britische Bodybuildingseite bodybuilding.uk veröffentlichte auf ihrem Instagram-Account einige Informationsgrafiken, die die Aufschlüsselung der Pro Cards im Jahr 2023 dokumentieren. Insgesamt seien demnach 1447 Lizenzen im vergangenen Jahr vergeben worden. Zum Vergleich: Das ist etwas weniger als die Zahl der aktiven Profispieler in den ersten drei deutschen Fußball-Ligen.
Die größte Chance, eine Pro Card bei der IFBB zu erhalten, hatte man auch im Jahr 2023 weiterhin in den USA. Ganze 752-mal bekam eine Athletin oder ein Athlet die Möglichkeit, den sportlichen Status zu verändern. Die restlichen nordamerikanischen Pro Cards gab es in Kanada, Mexiko und auf den Bahamas.
Das ist mehr als 40-mal häufiger als auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, wo es insgesamt nur 18 Profi-Lizenzen gab. Fünf mehr Pro Cards wurden in Australien vergeben, was in gewisser Weise auch die Bedeutung des Bodybuildings in diesen Regionen der Welt verdeutlicht.
Die meisten Pro Cards gab es in Europa in Italien
In Europa gab es hingegen 302-mal die Gelegenheit, im Jahr 2023 den Aufstieg in die höchste Liga des Bodybuildings zu schaffen. Die Verteilung ist dabei jedoch keinesfalls gleichmäßig. Die meisten Pro Cards vergab die IFBB in Italien. Mit etwas Abstand folgen Spanien sowie Portugal und Rumänien auf einem geteilten dritten Platz.
Deutschland steht im europäischen Vergleich erst an achter Stelle. Selbst in Schweden wurden im vergangenen Jahr mehr Pro Cards vergeben als in unserer Region. Eine Aufteilung nach Klassen, wo es die entsprechende Lizenz gab, führten die Briten dagegen nicht auf. Eine Frage, die mit dieser immens hohen Zahl an Pro-Card-Gewinnern einhergeht, ist jedoch auch, wo all diese Athletinnen und Athleten sind.
Auch wenn es inzwischen unzählige Olympia-Qualifikationsmöglichkeiten gibt und letztlich insbesondere in der Bikini-Klasse, der Men’s Physique und dem Classic Bodybuilding unüberschaubar viele Personen beim Olympia antreten, sind die Wettkämpfe zum Teil nur spärlich besetzt. Am Ende könnte man dies als Hinweis verstehen, dass das Erlangen der Pro Card die eine Sache ist. Sich tatsächlich aber auch erfolgreich in der höchsten Liga etablieren zu können, bleibt auch weiterhin eine ganze andere Angelegenheit.
Titelbild: Staceynaitoblog.com
Inflationär – die Procard ist nicht mehr als „schick“, wenn überhaupt und befriedigt für die meisten Athleten nur ihr armes Selbstwertgefühl. Bodybuilding verkommt mehr und mehr zu einer Massenansammlung von Athleten die gern möchten, aber doch nicht wirklich gut genug sind. Die echten Stars bleiben nach wie vor unter sich. Scheint sehr befriedigend zu sein, sich als IFBB Pro Athlet vorzustellen – Ganz nach dem Motto: Ich fahre MB oder BMW, oder, oder, oder – welcher Typ und welches Baujahr ist doch egal. Ich gehöre dazu. Ist das arm!
Übrigens: höchste Liga ist kein Qualitätsmerkmal mehr, wenn beinahe jeder aufgrund der Aufnahmebedingungen und der mangelhaften Qualität und Auslese, dabei sein kann. Die Liga schafft sich mit solchen Kriterien selber ab.