Kaum andere illegale Substanzen versprechen Kriminellen eine so hohe Marge wie Dopingmittel, denn die Gewinnspanne kann bis zum Hundertfachen des eingesetzten Geldes für Produktion und Schmuggel betragen. Selbst klassischer Rauschgifthandel bietet den Verkäufern keine derart starken Gewinnmöglichkeiten. Die Nachfrage wächst auch spürbar, denn der Zoll hat im vergangenen Jahr erheblich mehr Anabolika-Präparate als in den Jahren zuvor sichergestellt. Besonders in der Bodybuildingszene finden unter Profi-, aber auch Amateursportlern Anabolika und Co. einen reißenden Absatz, weshalb sogar ein dänischer Pharmakonzern, der neusten Erkenntnissen zufolge hinter dem weltweit größten Steroidschmuggel steckt, die unter Kraftsportlern beliebten Hilfsmittel vertrieb.
Einen dänischen Pharmaunternehmer, der hinter dem größten Steroid-Schmuggel der Welt im Wert von 65 Millionen Pfund (umgerechnet ungefähr 76,1 Millionen Euro) steht, erwartet jetzt eine jahrelange Haftstrafe. Laut zahlreichen Tageszeitungen importierte Jacob Sporon-Fiedler, der Gründer des Gesundheitsunternehmens Alpha-Pharma, mithilfe seiner Truppe, darunter auch der ehemalige 45-jährige Bodybuilding-Champion Nathan Selcon, 16 Tonnen leistungssteigernde Substanzen aus Indien nach Großbritannien. Der ehemalige Bühnenathlet aus Kopenhagen nutzte für den Transport von etwa zwölf Millionen Pfund (rund 5,5 Millionen Kilogramm) der illegalen Substanzen eine indirekte Route über die Ukraine und über Frankfurt nach Großbritannien.
Das Gerüst des 38-jährigen Pharmaunternehmers brach allerdings zusammen, als er nach einer vierjährigen Überwachung der National Crime Agency im Jahr 2018 verhaftet wurde. Bei den Recherchen fanden die zuständigen Behörden heraus, dass seine Bande von insgesamt vier Personen zwei geheime Untergrundlabore im „Breaking Bad-Stil“ betrieben hätten, die mit der Produktion einen Gesamtgewinn von rund 53 Millionen Pfund (circa 62 Millionen Euro) in den Jahren 2009 bis 2017 erwirtschaftet haben. Angefangen hätten die Ermittlungen im Jahr 2014, als das Grenzschutzpersonal des Flughafen Heathrow ein Paket, das nach Belfast adressiert gewesen sei, mit über 630 Kilogramm Anabolika und weiteren verschreibungspflichtigen Arzneimitteln abgefangen haben soll.
Sporon-Fiedler, Gründer von Alpha-Pharma mit Sitz in Mumbai, Indien habe zugegeben, zwischen März 2009 und April 2015 Steroide exportiert zu haben. Er habe das Unternehmen im Jahr 2005 gegründet, das sich eigenen Angaben zufolge auf die Entwicklung und den Verkauf von hochwirksamen Arzneimitteln spezialisiert habe. Fünf Jahre danach sei ein weiterer Konzern im Kopenhagen namens Dune Medicare gefolgt, aus dem er sich jedoch 2015 als Direktor zurückgezogen habe. Zu seinen Komplizen gehörten neben dem Bodybuilder Nathan Selcon auch der 35-jährige Mohammed Afzal und sein 15 Jahre älterer Kollege Alexander MacGregor, die im genannten Untergrundlabor nähe Heathrow illegale Hilfsmittel produziert hätten.
Den Behörden nach sah der Versandcontainer, in dem die aktuelle Produktion der Pillen und weiterer Erzeugnisse verschickt worden seien, auf den ersten Blick harmlos aus, bis man dann eine weitere Tür gefunden habe, die den Eingang zu einem Standardlabor gewährt, das dem eines Krankenhauses geglichen habe. In Slough, einer Stadt im Süden Englands, sei die Bande zuvor auch in einem weiteren Labor tätig gewesen und habe wohl Steroide im Wert von zehn Millionen Pfund (umgerechnet in etwa 11,7 Millionen Euro) hergestellt, bevor die Polizei das Labor im Jahr 2009 zerschlagen habe. Daraufhin hätten die Ermittler einen ersten Verdacht geschöpft, auf den folgend sie kurze Zeit später festgestellt hätten, dass der Gründer des britischen Pharmakonzerns über ein Netzwerk internationaler Bankkonten, darunter fünf Konten auf den Seychellen, Geldwäsche betrieben habe.
Auch ein weiterer Komplize des 50-jährigen Dänen, der auf den Namen Gurjaipal Dhillon hört und als seine rechte Hand gilt, wurde im Juni 2019 wegen Verschwörung zum Import von Drogen Klasse C verurteilt. Sporon-Fiedler, Afzal und Dhillon wurden bereits vor einigen Tagen inhaftiert, während der 50-jährige MacGregor aufgrund gesundheitlicher Probleme gerade auf einen Anhörungstermin warten würde. Der Geschäftsführer von Alpha-Pharma wurde zu fünf Jahren und vier Monaten, Bodybuilder Selcon zu sechs Jahren, Dhillon zu fünf und Afzal zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Cameron Brown, der die Anklage erhoben hat, fasste die wichtigsten Details noch einmal kurz zusammen und erklärte, dass es sich hierbei nicht nur um den Fund eines einfachen Containers handle, sondern um eine kriminelle Vereinigung, die es auf die Produktion und den Vertrieb androgen-anaboler Steroide abgesehen habe. Die illegalen Hilfsmittel seien sowohl als injizierbare Substanzen als auch in Pillenform hergestellt worden. Des Weiteren fügte der Sprecher hinzu, dass Mohammed Afzal über ein gewisses Know-how für den Betrieb von Untergrundlaboren verfüge, da er im Jahr 2009 selbst an der Einrichtung einer solchen Stätte in Slough beteiligt gewesen sei.
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