Das Thema Doping im Spitzensport erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit in den Medien und wir seit jeher heiß diskutiert. Doch längst ist klar, dass der Einsatz leistungssteigernder Substanzen auch im Freizeitsport allgegenwärtig ist und besonders im Kraftsport häufig zum Einsatz kommt. Darum hat der Bayrische Rundfunk diesem Thema nun eine eigene Dokumentation gewidmet.
„DokThema: Außer Kontrolle – Doping im Freizeitsport“ beschäftigt sich nicht nur mit dem Einsatz anaboler Steroide bei Fitness Studio Besuchern, sondern auch mit potentiellen Nebenwirkungen und den aus kriminellen Hintergründen entstehenden Vertriebsstrukturen. Neben weiteren Personen wird auch ein ehemaliger „U-Lab“ Betreiber, der für seine Vergehen vier Jahre lang hinter Gittern saß, interviewt. Dieser gibt zu deutschlandweit im großen Stil verkauft und in einem Geheimraum seiner Wohnung hergestellt zu haben. Darüber hinaus habe auch er selbst seine Produkte konsumiert und massive Leistungssteigerung erfahren, welche lediglich durch die Ermittler gebremst worden ist.
Mittlerweile bereue der ehemalige Hersteller aber sein Vorgehen und verarbeitete seine Erfahrungen in einem Buch. Laut eigener Aussage erschrecke sich der Kraftsportler immer wieder, wenn er seine eigene Geschichte liest. Neben ihm warnt aber auch Jörg Börjesson vor dem Einsatz dieser Mittel und schildert wie in vielen Reportagen zuvor seine Leidensgeschichte. Mehrere Experten warnen vor allem vor „U-Lab“ Ware, da angeblich ist die Hälfte der erhältlichen Präparate gefälscht sei und so andere Wirkstoffe in unbekannten Dosierungen enthalten würden.
Doch auch von Pharma Unternehmen hergestellte Produkte sind auf dem deutschen Schwarzmarkt zu finden und so nimmt diese Dokumentation die Firma Galenika als Beispiel. Das serbische Unternehmen stellt unter anderem Testosteron-Ampullen her, welche hierzulande häufig zu finden seien. Die Firma selbst betont, dass sie nicht dafür einstehen können, was mit ihren Medikamenten nach der Produktion geschehe und betonen, dass ihre Packungsbeilage den Einsatz bei gesunden menschen zum Muskelaufbau explizit verbiete. Natürlich werden aber auch die körperlichen Auswirkungen und gesundheitliche Nebenwirkungen durch den langfristigen Einsatz anaboler Steroide beleuchtet. So zeigt ein Rechtsmediziner anhand geschädigter Organe, dass unter anderem die Hoden schrumpfen können und das Infarkt-Risiko in Herz und Hirn stark ansteigen kann.
Darüber hinaus verrät ein weiterer Mediziner spannende Details über die Studiokette McFit. Laut einen Kontaktmann aus der ehemaligen Führungsebene des Unternehmens bekämen dort sogar die Reinigungskräfte spezielle Instruktionen, um gegen die Doping-Gefahr gewappnet zu sein. So sei es ihnen untersagt, den Müll mit bloßen Händen herunterzudrücken, da die Gefahr sich an einer benutzen Spritze zu verletzen zu hoch sei. Zudem würden laut dem Professor diese Studios aufgrund ihrer Öffnungszeiten und guten Ausstattung optimale Bedingungen für den Handel von Steroiden bieten. Außerdem lehnte besagte Studiokette ein von diesem Mediziner entwickeltes Präventions-Seminar trotz anfänglichem Interesse ab, da es nicht ins Marketing passe. Zusätzlich betonte die Firma laut dieser Doku aber auch, dass sie derzeit selbst an einer Steroid Prävention arbeiten würden, welche schon im Herbst vorgestellt werden soll.
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Aber nicht nur das verhalten der Studios, sondern auch der Umgang der Politik mit diesem heiklen Thema wird durch den BR kritisiert. Als positives Beispiel wird Dänemark erwähnt, da dort sogar Doping-Kontrolleure in die Studios kommen und verdächtige Mitglieder zum Test bitten. Die Gyms, welche an dieser Maßnahme teilnehmen, müssen ihren Eingang mit einem lachenden Smiley kennzeichnen, die anderen mit einem traurigen. Das soll den Mitgliedern die Einstellung der Unternehmen zum Thema Doping zeigen und ein positives Zeichen setzten. Wer in einem der teilnehmenden Studios positiv getestet wird oder eine Probe verweigert, wird nicht nur aus seinem Gym verbannt, sondern auch zwei Jahre lang aus allen anderen Mitgliedsstudios und offiziellen Sportverbänden gesperrt.
Im Grunde genommen kritisiert die Dokumentation nicht primär die Konsumenten anaboler Steroide, sondern die kriminellen Organisationen dahinter und die fehlende Aufklärungsarbeit und mangelndes Interesse der Politik. Vor allem das dänische Vorbild dürfte auch bei den deutschen Verantwortlichen für ein Umdenken sorgen.
Die komplette Dokumentation könnt ihr euch hier anschauen.