Gerade wenn man beim Mr. Olympia in der offenen Klasse an den Start geht, stellt die Sandow natürlich das ultimative Ziel dar. Auch Hadi Choopan träumte nach seinem spontan und überraschend erteilten Visum davon, sich gegen die besten Bodybuilder der Welt durchsetzen zu können und mit dem Titel nach Hause zu reisen. Am Ende wurde es ein dritter Platz, der nicht nur äußerst respektabel, sondern ebenso hochverdient war. Mit in den Flieger nahm der von Hany Rambod gecoachte Athlet aber noch etwas ganz anderes, worauf selbst ein Brandon Curry zumindest geringfügig neidisch sein dürfte.
Beim Mr. Olympia 2018 wurde zum ersten Mal der sogenannte „People’s Champ Award“ vergeben. Der Ablauf war simpel: Jeder Zuschauer, der vor Ort im Publikum saß, hatte eine Stimme, um einem der teilnehmenden Athleten sozusagen zum Sieger der Herzen zu machen. Eigentlich eine Auszeichnung, die wie für Kai Greene erfunden schien, doch der IFBB Pro aus New York entschied sich erneut gegen einen Start in Las Vegas, weshalb ein anderer Fan-Liebling den Zuschlag erhielt. Schlussendlich fiel die Wahl auf Roelly Winklaar, der sich über den ihm übergebenen Gürtel und den Zuspruch der anwesenden Bodybuilding-Enthusiasten sichtlich freute.
Das vergangene Wochenende bleibt für den holländischen Bodybuilder jedoch definitiv eines zum Vergessen. Trotz des offenen Wettkampfs konnte er nämlich weder an seine Form anknüpfen, die im Vorjahr noch für einen dritten Platz hinter Shawn Rhoden und Phil Heath reichte, noch den „People’s Champ Award“ einsacken. Stattdessen musste der 42-Jährige mit ansehen, wie Hadi Choopan beim Mr. Olympia 2019 zusätzlich zur Bronzemedaille auch noch den Gürtel verliehen bekam, der vor rund zwölf Monaten noch ihm zugesprochen wurde.
Dass wir einen neuen Mr. Olympia erleben werden, war eigentlich bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag nach dem Prejudging klar. Obwohl viele seiner Anhänger auf ihn gehofft hatten, konnte Dexter Jackson nicht vollends überzeugen und musste den zweiten Titel nach 2008 demnach aufgeben. Wer ihm aber nacheifern und gleichzeitig Shawn Rhoden beerben würde, […]
Mr. Olympia 2019: Brandon Curry tritt Nachfolge von Shawn Rhoden an!
Irgendwie lag es in der Luft, dass Hadi Choopan in diesem Jahr den „People’s Champ Award“ erhalten würde. Die Sprachbarriere, mit der auch Roelly Winklaar zu kämpfen hat, war beim gebürtigen Iraner zwar noch einmal größer, doch das änderte nichts daran, wie der Drittplatzierte bei den Fans in der Orleans Arena und auf dem heimischen Sofa ankam. Der „persische Wolf“ zeigte auf beeindruckende Art und Weise, dass man auch mit Mimik und Gestik in die Herzen der Fans eindringen kann. Ein Lächeln hier, ein Schulterklopfer da: Die fehlenden Englischkenntnisse waren plötzlich unwichtig geworden.
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Bezeichnend war auch der Moment, in dem Dexter Jackson die Medaille für den vierten Platz überreicht werden sollte. Als „The Blade“ an Hadi Choopan vorbeilief, salutierte der von Evogen Nutrition gesponserte IFBB Pro der 49-jährigen Bodybuilding-Legende, um seinem Gegenüber den nötigen Respekt zu zollen. Es folgte eine innige Umarmung, bevor sich der Mr. Olympia von 2008 seine Auszeichnung abholte.
Zu diesem Zeitpunkt war der „People’s Champ Award“ bereits in die Hände von Hadi Choopan gewandert. Man kann davon ausgehen, dass die Abstimmung wohl noch deutlicher ausgefallen wäre, wenn dieser feine Zug des Respekts sich davor abgespielt hätte.
Sein Debüt beim Mr. Olympia wird Hadi Choopan mit Sicherheit in Ehren halten. Nicht nur, dass er als 212 Athlet auf Anhieb den dritten Platz in der offenen Klasse belegte. Vielmehr mauserte der iranische IFBB Pro sich klammheimlich zum Liebling der Fans und nahm dementsprechend auch noch den „People’s Champ Award“, der 2019 zum zweiten Mal verliehen wurde, mit in sein Heimatland zurück. Der Schützling von Hany Rambod veranschaulichte deutlich, dass Englischkenntnisse durchaus wichtig sein können, aber es unter dem String eben noch andere Werte gibt, die stimmen müssen.