Es gibt wohl keinen IFBB Pro, der innerhalb der vergangenen Monate ähnlich stark polarisierte wie Regan Grimes. Mit seinen gerade einmal 25 Jahren ist der gebürtige Kanadier im Vergleich zu gestandenen Athleten sicherlich noch etwas sprunghafter, was die eigene Meinung und die Einschätzung seiner selbst angeht. Trotzdem nahmen es ihm einige Personen übel, Ende letzten Jahres zunächst aus gesundheitlichen Gründen sein Gastspiel in Kuwait zu beenden und daraufhin in kürzester Zeit gleich mehrfach die Klasse zu wechseln, ohne überhaupt an einem Wettkampf teilgenommen zu haben. Nachdem sich der kanadische Bodybuilder erst für eine Zukunft in der Classic Physique entschieden hatte, folgte wenig später die Ankündigung, doch bei den schweren Jungs starten zu wollen, um dann letzten Endes doch wieder in der Classic Physique zu landen!
Zuschauer und Experten staunten nicht schlecht, als Regan Grimes bei der New York Pro im März plötzlich für die Classic Physique gemeldet war. Kurz zuvor hatte er nämlich noch mitgeteilt, mit seinem Coach Chris Aceto beschlossen zu haben, zukünftig lieber in der offenen Klasse an den Start gehen zu wollen. Das Ergebnis ist bekannt: Der Mittzwanziger gewann den Wettkampf vor Divine Wilson und David Hoffmann und qualifizierte sich dadurch zum ersten Mal in seiner Karriere für den Mr. Olympia.
Neben der Frage, wie es der spätere Klassensieger schaffte, das Gewichtslimit für die renommierte Veranstaltung im Big Apple zu unterbieten, zerbrachen sich nicht wenige Beobachter den Kopf über die Entscheidung der Punktrichter. Unweigerlich war auch für den Laien zu erkennen, dass Regan Grimes eher mit einer Teilnahme in der offenen Klasse plante und gemeinsam mit seinem Trainer vielmehr spontan entschloss, die New York Pro als Classic Physique Athlet zu bestreiten. Dementsprechend hölzern wirkte das Posing des 25-Jährigen, dem man definitiv ansah, dass diesbezüglich noch die Übung fehlte.
Was man Regan Grimes aber objektiv betrachtet keineswegs komplett absprechen kann, ist die klassische Linie. Zweifellos gibt es Athleten, die besser in die Classic Physique passen als er, doch mindestens genauso viele Wettkämpfer haben noch um einiges weniger mit den Vorbildern aus der sogenannten Golden Era gemein. Zudem beherrscht der 25-Jährige die Vakuum Pose. Es wird interessant sein, ob der junge Kanadier seine Präsentation in der vergleichsweise grazilen Klasse verbessern konnte. Beim Mr. Olympia 2018 wird es immerhin erst sein zweiter Auftritt in der noch immer recht neuen Kategorie sein. Chris Aceto jedenfalls ist davon überzeugt, dass sein Schützling das prestigeträchtige Event sogar gewinnen kann, wie er in der Heavy Muscle Radio Show, einem RxMuscle Format, gegenüber Dave Palumbo bekräftigte.
Auf welchem Stand sich Regan Grimes gewichtstechnisch derzeit befindet, verrät er in seinen aktuellen Beiträgen in den sozialen Medien nicht. Klar ist jedoch, dass er bei seiner Körpergröße maximal 230 Pfund (104 Kilo) wiegen darf, was kein leichtes Unterfangen darstellt. Auch für die Show in Las Vegas wird der mittlerweile von Primeval Labs gesponserte IFBB Pro also wieder Gewicht machen müssen. Ob er diese Tortur erneut gut wegsteckt und dennoch prall und hart erscheint, ist durchaus fraglich.
Obwohl Regan Grimes nicht die schlechteste Veranlagung für ein klassisches Erscheinungsbild mitbringt, dürfte auch er selbst wissen, dass ein Start in der offenen Klasse früher oder später unausweichlich ist. Zumindest wenn das stetige Verbessern zu seinen Zielen gehört. Momentan geht es beim kanadischen Bodybuilder vermehrt darum, an seinen Schwächen zu arbeiten und dabei am besten nicht weiter aufzubauen. Dass dies für einen hungrigen Athleten seines Alters auf Dauer nicht zufriedenstellend sein wird, versteht sich von allein!