Hört man das Wort „Herzschrittmacher“, so denkt man im ersten Moment vermutlich an einen älteren Menschen. Berechtigterweise, denn Statistiken zufolge beträgt das Durchschnittsalter der Patienten, die sich solch einem Eingriff unterziehen müssen, 75 Jahre. Nur etwas mehr als sechs Prozent der Menschen in Deutschland sind dabei jünger als 60 Jahre. Leider bestätigen Ausnahmen auch hier die Regel, weshalb sich der Bodybuilder Hişam Örük bereits in einem Alter von 23 Jahren einen Herzschrittmacher implantieren lassen musste. Dies hat den von Matthias Botthof vorgestellten Athleten jedoch keineswegs daran gehindert, seine Leidenschaft weiter zu verfolgen.
Oft liefern einem jene Menschen, die einen inspirieren, die größte Motivation, weshalb sich Matthias Botthof laut eigener Aussage dazu entschlossen habe, in einem neuen YouTube-Video über Hişam Örük zu sprechen. Denn bei Örük handelt es sich nicht um einen typischen Wettkampf-Bodybuilder, sondern um einen jungen Mann, der schon einige Male aufgrund eines Herzfehlers hätte sterben können.
Kennengelernt hätten sich die beiden Sportler vor etwa zwei Jahren als @hischamoo, wie der Kraftsportler auf Instagram heißt, das Ziel verfolgte, sich zum ersten Mal auf eine Bodybuilding-Bühne zu begeben. Matze sei zunächst begeistert von dem Aussehen und Talent des Athleten gewesen, weshalb er ihn gerne in sein Team aufgenommen habe.
Als Hişam jedoch erfahren habe, dass er unter dem Sick-Sinus-Syndrom, ein Begriff der diverse Herzrhythmusstörungen zusammenfasst, leide, sei der Vorbereitung zunächst ein Ende gesetzt worden. Der Weg zu dieser Diagnose sei lang gewesen, denn das erste Mal mit der Krankheit konfrontiert worden sei der Sportler im Alter von zwölf Jahren. Damals habe er sein Bewusstsein verloren und eine Art epileptischen Anfall in Kombination mit einem Herzstillstand erlitten.
Doch sowohl zu diesem Zeitpunkt als auch einige Jahre später sei kein richtiger Befund gestellt worden. Die Ärzte hätten lediglich auf einen Kreislaufzusammenbruch getippt. Als es im Alter von 23 Jahren jedoch zu einem erneuten Vorfall gekommen sei, habe sich Örük an einen Kardiologen gewandt, welcher die Krankheit letztendlich feststellen konnte. Darauf hin sei die Implantation eines Herzschrittmachers unausweichlich gewesen.
Als Matthias Botthof von dieser Krankheit erfuhr, sei er zunächst geschockt gewesen und habe schnell den Entschluss gefasst, dass er ihn nicht weiter betreuen wolle, da dies ein zu hohes Risiko darstelle. Doch glücklicherweise haben die Kraftsportler letztendlich doch zueinandergefunden und der Coach wurde seinen eigenen Angaben zufolge „eines Besseren belehrt“. Denn erst durch Hişam sei ihm klar geworden, dass sich jeder selbst über die Risiken bewusst sein müsse und gleichzeitig einschätzen könne, was man sich selber zumuten wolle. In diesem Zusammenhang habe ihn die Disziplin und der Ehrgeiz des Bodybuilders besonders überrascht.
Mittlerweile befände sich Örük zusammen mit seinem Trainer in den letzten Wochen der Wettkampfvorbereitung, die von Ärzten abgesegnet worden sei. Um den Kraftsport ausführen zu können, müsse sich der 24-Jährige alle zwei bis drei Monate einer Kontrolle unterziehen, bei der man überprüfe, ob alle Elektroden des Herzschrittmachers an der richtigen Stelle platziert sind. Denn eine Verschiebung jener Komponenten sei ein Risiko, welches aufgrund des Kraftsports entstehe.
Für den ambitionierten Athleten sei Aufgeben nie eine Option gewesen und genau dies mache Matthias Botthof stolz. Örük habe ihm gezeigt, dass man selbst mit langjähriger Erfahrung als Trainer oft unrecht behalte und es immer wieder Sportler da draußen gebe, die selbst ihn überraschen würden. Durch jeden Athleten, den er betreut und vor allem durch Hişam merkte Matze, dass so viele Dinge im Leben möglich seien, wenn man sie nur richtig wolle. Deshalb sei es sein Ziel, mit dem Video zu vermitteln, dass es immer an einem Menschen selbst liege, das Unmögliche möglich zu machen. Dafür bedürfe es nur ausreichend Mut und Disziplin.
Hallo Matthias und Örük, euer Interview passt bei mir wie die Faust aufs Auge. Ich gebe die Suchfrage ein, „kann man mit Herzschrittmacher Kraftsport betreiben?“ und finde euern Beitrag. Ihr solltet wissen, dass ich fast 83 bin, 1960 zum ersten Mal Kontakt zum Eisensport hatte, der mich seitdem nicht mehr losgelassen hat, ich von 1991-2009 ein eigenes Fitness-Studio hatte, Deutscher Meister im KDK (Masters) war und bis August 2022 auf für meine Begriffe hohem Niveau trainiert habe. Und plötzlich, aus heiterem Himmel, krieg ich Herzbeschwerden, Leistungsabfall, Luftnot. Die Konsequenz; am 1.12. wird mir ein Herzschrittmacher eingepflanzt. Das passt also zu dem Schema, alte Knacker haben vor allem Schrittmacher. Dass ich weiter Sport treiben würde, war mir klar, aber euer Video hat mir eindrucksvoll vor Augen geführt, dass es auch Kraftsport sein kann. Danke für euch dafür. Vielleicht kann Örük mir schreiben, wo er den Schrittmacher hat platzieren lassen und ob bei der Implantation seine Sportambitionen besonders berücksichtigt wurden. Danke nochmal. Mit kraftsportlichen Grüßen, Rolf Thieme