Naturalbodybuilding-Verbände schaffen FFMI ab

Das Streben nach immer größeren Leistungen ist elementarer Bestandteil sportlicher Wettstreite und gleichzeitig eines der größten Probleme im Naturalbodybuilding. Die natürliche Grenze, wie viel ein Mensch an Muskulatur aufbauen kann, mag unterschiedlich sein, doch sie existiert und kann mit entsprechenden Hilfsmitteln überschritten werden. Da die Nachweisbarkeit dieser Hilfsmittel sich schwierig gestaltet, wurde im Naturalbodybuilding bisher lange mit dem sogenannten FFMI gearbeitet. Dieser sollte als Maßstab dazu dienen, naturale Bodybuilder von unterstützenden zu unterscheiden. Jetzt wird der FFMI von internationalen Naturalbodybuilding-Verbänden abgeschafft.

Wie der FFMI als Maßstab im Naturalbodybuilding entstand

FFMI steht als Abkürzung für den fettfreien Masse-Index und ist auf eine Studie aus dem Jahr 1995 zurückzuführen. Damals verglichen die Forscher die körperliche Entwicklung von 157 Sportlern, wobei knapp die Hälfte hiervon nach eigener Auskunft natural war. Ziel der Forscher war es, eine einfache Möglichkeit zu entwickeln, wie Sportfunktionäre erkennen könnten, ob die muskuläre Entwicklung eines Athleten auf natürlichem Wege möglich sei.

Der Datensatz stammte dabei aus einer größeren Erhebung, in der Trainierenden aus Studios in Boston und Los Angeles untersucht wurden. Im Zuge dieser Untersuchung entstand ein Datensatz mit Körpergröße, Gewicht und Körperfettanteil (6-Falten-Messung) der Sportler.

Kouri und Kollegen, die den FFMI bestimmen wollten, ergänzten den ursprünglichen Datensatz um 23 Männer, die an einer Testosteron-Cypionat-Studie teilnahmen. In dieser zweiten Studie befanden sich in der Kontrollgruppe, die kein Testosteron erhielt, verschiedene Wettkampfathleten aus dem Naturalbodybuilding. Damit sollten Probanden ergänzt werden, die sich mutmaßlich nah am eigenen naturalen Limit befanden.

Berechnung des FFMIs

Nach Korrektur einer ersten Formel, die vorwiegend größere Sportler benachteiligte, wurde die Berechnung des FFMIs wie folgt festgelegt:

(Körpergewicht in Kilogramm x [1 – (Körperfett in Prozent / 100)]) + (6,1 x [1.8 – Körpergröße in Metern])

Mit dieser angepassten Formel kam keiner der naturalen Probanden über einen Wert von 25, wohingegen viele unterstützende Athleten zum Teil deutlich darüber lagen.

GNBF setzte Grenze sogar auf 26 hoch

Wie akkurat solch eine Berechnung ist, ist mühsam zu diskutieren. Dennoch ist es eine Tatsache, dass die meisten Menschen kaum an einen FFMI von 25 herankommen werden. Um jedoch selbst absoluten Ausnahmetalenten eine Bühne bieten zu können, erhöhte die GNBF den zulässigen Wert in der Vergangenheit bereits auf 26. Ergänzt wurde diese Maßnahme zeitweise mit Lügendetektortests, Urinproben am Wettkampftag und Out-of-Season-Kontrollen.

Trickst Daniel Gildner bei seiner Körpergröße?

Wenn im Bodybuilding von Gainz gesprochen wird, dann meint man damit eigentlich nie die Körpergröße. Das könnte sich bei Daniel Gildner nun ändern. Denn anders als viele Bodybuilder ist er nicht in die Breite gewachsen, sondern anscheinend in die Höhe?! Wer sich einmal auf der Homepage von Daniel umschaut, der findet dort nicht nur seine […]

Eine besondere Aufmerksamkeit erhielt der FFMI im Naturalbodybuilding in Deutschland aber insbesondere durch Daniel Gildner. Dieser startete 2015 auf einem internationalen Wettkampf und wurde dort mit 180 cm gemessen. Bei einem Körperfettanteil von 5 Prozent erreicht der Bodybuilder damit einen FFMI von 25,25. Die korrekte Größe des Natural-Profi-Bodybuilders liegt jedoch bei 176 cm, was bei einem Gewicht von 86,1 Kilogramm und einem Körperfettanteil von 5 Prozent einen FFMI von 26,66 ergeben hätte.

Gemäß Aussage von Daniel Gildner sei er damals versehentlich mit Schuhen eingemessen worden, was den Größenunterschied erkläre. Die hieraus entstanden Reaktionen im Internet würden ihm jedoch bis heute anhaften, wie der Naturalbodybuilder in einem aktuellen Interview erklärte.

FFMI abgeschafft

In diesem Gespräch teilte Daniel Gildner nun auch mit, dass der FFMI im internationalen Naturalbodybuilding abgeschaffte wurde. Während die GNBF weiterhin ihren Richtwert von 26 auf ihrer Homepage als Grenze für eine Teilnahme an den Wettkämpfen aufführt, soll laut Daniel Gildner bei den internationalen Meisterschaften, die in Deutschland in diesem Jahr ausgetragen werden, bereits darauf verzichtet werden. Die explizite Nachfrage vom Podcast-Host Iron Mike wurde mit einem zögerlichen Nicken quittiert.

Daniel Gilder selbst befürwortet diese Entwicklung nicht. Gleichzeitig macht der Naturalbodybuilder deutlich, dass internationale Dachverbände manchmal Entscheidungen treffen würden, die nicht zwangsläufig den Vorstellungen aller Mitglieder entsprächen. Inwiefern diese Entscheidung sich nachhaltig auf die Entwicklung im Naturalbodybuilding auswirken wird, wird die Zeit zeigen.

Titelbild: YouTube