Den Gedankengang, regelmäßig oder gar auch nur einmal beim Mr. Olympia mitmischen zu dürfen, spielt wohl jeder IFBB Pro hin und wieder in seinem Kopf durch. Am mittlerweile ausschließlich in Las Vegas stattfindenden Event teilzunehmen, ist nämlich keineswegs eine Entscheidung, die ein jeder professioneller Bodybuilder einfach so trifft, wie er gerade Lust hat. Vielmehr gibt es genaue Regeln, wie sich ein Athlet für den prestigeträchtigen Wettkampf qualifizieren muss. Diese Statuten zur Sicherung der Startberechtigung wurden nun vonseiten des Verbands erneut einer Anpassung unterzogen.
Man muss zwar ganz klar festhalten, dass es nicht allzu schwer zu verstehen ist, wie man sich als IFBB Pro für den Mr. Olympia qualifizieren kann. Nichtsdestotrotz gibt es nicht wenige Kandidaten, die scheinbar nur äußerst wenig über das Regelwerk wissen. Das liegt zum einen natürlich an der Tatsache, dass der Willen zur Informationsfindung häufig schlichtweg nicht vorhanden ist. Zum anderen wird man als potenzieller Teilnehmer inzwischen fast jedes Jahr aufs Neue mit einer Anpassung der Qualifikationsrichtlinien konfrontiert, was den Durchblick natürlich ebenfalls ein wenig komplizierter macht.
Warum die IFBB Pro League so vorgeht, bleibt fraglich. Wahrscheinlich um das Ganze spannend zu halten und zudem mit ständigen Regeländerungen die eigene Daseinsberechtigung zu rechtfertigen. Am Ende wird es eine Mischung aus beidem sein.
Wie dem auch sei, nach einigen negativen Rückmeldungen hat der Verband das zunächst festgelegte Qualifikationssystem für den Mr. Olympia 2020, das Anfang August veröffentlicht wurde, einer offensichtlich notwendigen Prüfung unterzogen und daraufhin kleinere, aber bedeutende Anpassungen vorgenommen.
Strenggenommen richtet sich die Möglichkeit der Qualifikation auch in den nächsten zwölf Monaten nach der Anzahl an Wettkämpfen, die in einer bestimmten Division ausgetragen werden. Der einzige Unterschied ist, dass der Verband schon jetzt zu wissen scheint, wie viele einzelne Events es für die verschiedenen Klassen geben wird, weshalb sich zum wiederholten Mal nur zwei unterschiedliche Szenarien ergeben.
- 25 oder weniger Wettkämpfe in einer Klasse (Men’s Open, 212, Fitness, Figur, Women’s Physique)
In den besagten Divisionen qualifizieren sich neben den ersten Fünf vom Mr. Olympia 2019 auch alle diejenigen, die nach dem diesjährigen Spektakel in Las Vegas einen Wettkampfsieg feiern können. Zudem ist es ebenfalls wieder bei allen Veranstaltungen möglich, auf Punktejagd zu gehen, indem man sich zwischen Rang zwei und fünf platziert. Wie viele Zähler man für sein Abschneiden erhält, hängt vom Event ab. Die Arnold Classic ist beispielsweise höher dotiert als die Chicago Pro. Um die Startberechtigung nach Punkten perfekt zu machen, muss man unter die Top 3 im Ranking kommen.
- Mehr als 25 Wettkämpfe in einer Klasse (Classic Physique, Men’s Physique, Bikini)
Statt den Top 5 aus dem Vorjahr, wie es in den oben angesprochenen Divisionen der Fall ist, qualifiziert sich in diesen Klassen tatsächlich nur der Sieger. Alle Athleten, die keinen Olympia-Titel einstreichen können, müssen entweder bis Anfang August 2020 einen Wettkampf gewinnen oder eben genügend Zähler sammeln, um im Punkteranking unter den ersten Fünf zu landen. Die einzelnen Veranstaltungen sind hier ebenso höher und niedriger dotiert.
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Alles in allem halten wir diese angepasste Lösung für brauchbar. Bezüglich Classic Physique, Men’s Physique und Bikini-Klasse war eigentlich zunächst angedacht, nur dem Olympia-Gewinner eine direkte Qualifikation auszusprechen. Vielen anderen Athleten hätte dann oft nicht einmal ein Sieg bei einem Wettkampf gereicht. Stattdessen hätte jeder von ihnen um Punkte kämpfen müssen und vielleicht sogar zwei oder mehr Teilnahmen benötigt, um sich sicher zu qualifizieren. Bei David Hoffmann wäre es demnach mit Sicherheit nicht ausreichend gewesen, „nur“ die Dennis James Classic zu gewinnen.
Im Allgemeinen war das zuerst veröffentlichte Qualifikationssystem für Classic Physique, Men’s Physique und Bikini-Klasse um einiges komplexer und unverständlicher, obwohl es auch in der neuen Version ein paar Besonderheiten gibt, die sich jedoch lediglich auf den Mr. Olympia selbst beziehen. Jim Manion, Präsident der IFBB Pro League, hat sich schlussendlich den Beschwerden gebeugt und den Leitsatz „You Win, You’re In!“ als Motto ausgerufen.
Während sich zum Beispiel für Steve Benthin, Tim Budesheim und Roman Fritz hinsichtlich der Mr. Olympia Qualifikation fürs Jahr 2020 wenig bis gar nichts geändert hat, wäre David Hoffmann beinahe dazu gezwungen gewesen, mehr als nur die Dennis James Classic im November ins Auge zu fassen. Nach einer erneuten Änderung der Statuten reicht aber für alle Athleten ein Wettkampfsieg auf jeden Fall aus, um auch in zwölf Monaten wieder eine Startberechtigung in der Tasche zu haben. Dementsprechend hoffen wir, dass zumindest alle deutschen IFBB Pros sich über einen ersten Platz auf einem Event qualifizieren und keine Rechnerei notwendig wird.