Von Weltrekorden geht stets eine besondere Magie aus, zeigen sie doch in den meisten Fällen eindrücklich, dass man bezogen auf eine bestimmte Disziplin weltweit der Beste ist. Den Zauber verlieren derartige Bestleistungen eigentlich nur dann, wenn etwas so exotisch ist, dass es bislang kein anderer respektive nur sehr wenige Menschen versucht haben. Bei Petr Petras, einem Powerlifter aus der Tschechischen Republik, kann man davon jedoch ohne jeden Zweifel nicht sprechen, denn dass es auf dem Planeten noch einige weitere Elite-Athleten seines Formats gibt, sollte bekannt sein.
Am vergangenen Wochenende, genauer gesagt am 5. Dezember 2020, trug sich Petr Petras zumindest vorübergehend in die Geschichtsbücher des Sports ein. Im Zuge eines der zu den aktuellen Zeiten selten gewordenen Powerlifting-Meets im ukrainischen Odessa brachte der Tscheche den Total-Weltrekord in seinen Besitz, der bislang von Daniel Bell gehalten wurde. Der US-Amerikaner hatte vor ziemlich genau einem Jahr noch 1142 Kilogramm (482,5 Kilogramm in der Kniebeuge, 260 Kilogramm im Bankdrücken und 400 Kilogramm im Deadlift) erfolgreich bewältigt. Diese RAW-Bestmarke, demnach aufgestellt ohne die Zuhilfenahme eines Bankdrück-Shirts oder Squat-Anzugs, ist nun obsolet.
Petr Petras überbot diese Leistung in der Ukraine, indem er 470 Kilogramm in der Kniebeuge, 290 Kilogramm im Bankdrücken und 400 Kilogramm im Kreuzheben meisterte. Daraus ergab sich eine Gesamtlast von 1160 Kilogramm, die den bisherigen Weltrekord um immerhin 18 Kilogramm nach oben korrigierte. Wenn man bedenkt, in welchen Endbereichen man sich hier bewegt, ist eine Steigerung von 1,58 Prozent durchaus bemerkenswert, auch wenn es sich nicht viel anhören mag. Den Wettkampf ging der tschechische Kraftdreikämpfer, der 170 Kilogramm auf die Waage brachte, im Superschwergewicht (Klasse über 140 Kilogramm) an.
In der Kraftsport-Szene ist Petr Petras definitiv kein Unbekannter. Nach einem auskurierten Brustmuskelriss, der ihn einige Zeit außer Gefecht setzte, gewann der 1984 in Breclav geborene Ausnahmesportler vor zwei Jahren beispielsweise das von ProRaw veranstaltete „Big Dogs 3“ Meet, als er mit einem Total von 1120 Kilogramm unter anderem Eric Lilliebridge hinter sich ließ und am Ende ein Preisgeld von 22.000 US-Dollar einsackte. In den Vorjahren waren ihm darüber hinaus Siege bei den European Championships und bei den World Powerlifting Championships der GPC gelungen.
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Der Wettkampf in Odessa verlief alles in allem überaus solide für Petr Petras. Sieht man sich die Videos von seinen an diesem Tag stärksten Lifts an, kann man von einer gewissen Leichtigkeit sprechen. Es lässt sich wohl nicht abstreiten, dass im Zweifel noch mehr drin gewesen wäre. Selbst ein zwischenzeitlicher Fehlversuch in der Kniebeuge, der mit 460 Kilogramm als nicht gültig gewertet worden war, brachte den Mann aus der Tschechischen Republik nicht aus der Fassung. Die darauffolgende Erhöhung von weiteren zehn Kilogramm bewältigte der GPC-Weltmeister von 2016 scheinbar mühelos.
Es deutet viel darauf hin, dass im kommenden Jahr weiterhin um den jetzt von Petr Petras aufgestellten Weltrekord gekämpft werden könnte. Für wann der Superschwergewichtler seine nächste Teilnahme plant, ist momentan allerdings nicht bekannt. Daniel Bell, dem Petras den Titel abgenommen hat, bereitet sich gerade jedenfalls für den „Hybrid Showdown 3“ vor, der im Februar 2021 ausgetragen wird. Der amerikanische Powerlifter gab zu Protokoll, dass er sich imstande fühle, den Weltrekord schon bald wieder in die USA zu holen.
Bitte nicht unseren unvergessenen und viel zu früh verstorbenen Michael Brügger vergessen – Brügger trat vor allem im Kraftdreikampf an und war international erfolgreich. Er war 1989 Mitbegründer des KSV Krefeld und wurde bereits 1984 in Australien Weltmeister der Junioren in der Gewichtsklasse bis 110 kg. Mit diesem Sieg legte Brügger den Grundstein für seine spätere Karriere. Bereits 1990 konnte er sich den Weltmeistertitel in der Klasse bis 125 kg sichern. Nach diesem Titelgewinn nahm Brügger zwar noch an diversen Meisterschaften teil, gewann aber keinen Weltmeistertitel mehr. Neben dem KSV Krefeld trat Brügger auch für den AC Soest an.
Michael Brügger war der erste Deutsche, der im Kraftdreikampf die 1000-Kilogramm-Marke überschritten hatte. Ich kannte ihn persönlich und konnte so einige Male seine enorme Kraft erleben. – Er war ein guter Kerl.
Michael Brügger war mein Mannschaftskollege beim AC Soest und langjähriger Trainingspartner