Der Mr. Olympia ist bekanntermaßen der wichtigste Wettkampf im Bodybuildingkalender. Während viele Profis davon träumen, überhaupt einmal auf dieser Bühne stehen zu dürfen, ist für andere die regelmäßige Qualifikation fast schon eine Selbstverständlichkeit. Der bewusste Verzicht auf die Teilnahme am Event blieb jedoch bis heute eine Ausnahme. Der Brasilianer Rafael Brandao gab jetzt seinen neuen Coach bekannt und erklärte in diesem Zusammenhang, den Mr. Olympia 2023 ausfallen zu lassen.
Rafael Brandao verkörpert den klassischen Typ
Rafael Brandao ist keinesfalls ein Talent, welches auf der Überholspur an die Weltspitze gelang. Der Brasilianer verkörpert eine Kategorie an Bodybuildern, die mit einer klassischen Linie zu punkten wissen, jedoch gleichzeitig nicht dieselbe Muskelmasse wie die absolute Spitze vorweisen können. Da diese Athleten gleichzeitig zu schwer für die Classic Physique sind, mag der Körpertyp für viele Fans ansprechend sein, lässt bei entsprechender Konkurrenz jedoch keinen Sieg zu.
Ein deutscher Athlet, der ein ähnliches Schicksal teilte, war David Hoffmann. Als Amateur startete dieser stets im Bodybuilding und entschied sich erst drei Jahre, nachdem er bereits die Pro Card gewonnen hatte, zu einem Wechsel in die damals noch relativ neue Classic Physique. David Hoffmann hatte auch aufgrund seiner Größe stets Probleme das Gewichtslimit einzuhalten und führte mehrfach in Interviews an, dass er in den Vorbereitungen Muskelmasse abwerfen müsse.
Strategiewechsel: David Hoffmann startet in der offenen Klasse!
Die Mr. Big Evolution Pro, bei der sich der dreifache Mr. Olympia Teilnehmer David Hoffmann überraschenderweise mit einem weniger lukrativen sechsten Platz in der Classic Physique zufriedengeben musste, liegt mittlerweile nun etwa einen knappen Monat zurück. In der Regel lässt der nächste Wettkampf in der Qualifikationsperiode für den bevorstehenden Mr. Olympia nicht lange auf sich […]
Nachdem in der Wettkampfsaison 2021 abzusehen war, dass es nicht für eine vierte Olympia-Qualifikation reichen würde, nahm der Rheinland-Pfälzer noch einmal im Open Bodybuilding teil. Während Tim Budesheim auf der European Pro 2021 den dritten Platz erreichte, musste David Hoffmann sich trotz klassischer Linie mit dem neunten Platz begnügen.
In fünf Jahren an die Weltspitze
Rafael Brandao arbeitete sich dagegen im Open Bodybuilding nach vorn. Gemeinsam mit Tim Budesheim gab der Südamerikaner auf der San Marino Pro 2017 sein Profi-Debüt und konnte schließlich in Rumänien 2021 das erste Mal einen Wettkampf gewinnen. Auf der Arnold Classic Brazil 2022 gelang es ihm ein zweites Mal, ein solches Ergebnis einzufahren, sodass die Qualifikation für den Mr. Olympia 2022 gleich doppelt gesichert war.
Trotz seiner ersten Teilnahme fiel Rafael Brandao bereits im Vorfeld aufgrund seiner hervorragenden Linie auf und galt zum Teil als Geheimtipp. Diesen Vorschusslorbeeren wurde der Südamerikaner letztlich gerecht. Mit Platz 10 beim größten Mr. Olympia aller Zeiten war der Brasilianer endgültig an der Weltspitze des Schwergewichtsbodybuilding angekommen.
Dennoch nutzte er dieses Momentum nicht, um daran anzuknüpfen. Schon kurz nach dem Wettkampf in Las Vegas gab Rafael Brandao bekannt, nicht an der Arnold Classic in Ohio teilzunehmen, um seinem Körper Ruhe zu gönnen.
Auch die Titelverteidigung vor heimischen Publikum ließ der Brasilianer ausfallen. Nachdem dann noch – offiziell – eine Erkrankung am hämorrhagische Dengue-Fieber inklusive eines Krankenhausaufenthaltes anschloss, gab es bereits die ersten Spekulationen, dass Rafael Brandao auf eine Teilnahme am Mr. Olympia 2023 verzichten könnte.
IFBB Pro Rafael Brandao im Krankenhaus
Rafael Brandao gelang es beim Mr. Olympia 2022 auf Anhieb, die Top 10 zu knacken. Der Brasilianer holte sich zuvor beim Romania Muscle Fest Pro seinen ersten Pro-Sieg und konnte auch bei der Arnold Classic Südamerika 2022 triumphieren. Dennoch entschied der Südamerikaner sich nach seinem erfolgreichen Olympia-Debüt gegen eine Teilnahme an der Arnold Classic in […]
Zusammenarbeit mit Neil Hill startet
Bereits vor einiger Zeit hatte Rafael Brandao erklärt, dass er die Zusammenarbeit mit Chris Aceto beendet habe. Dieser bereitete mit Ramon Dino auch einen weiteren Brasilianer für den Mr. Olympia 2022 vor und war für die Top-10-Platzierung im ersten Olympiajahr mitverantwortlich. Nachdem Rafael Brandao die Zusammenarbeit offiziell beendet hatte, war zunächst nicht klar, mit wem der IFBB Pro in Zukunft arbeiten würde.
Mit der Bekanntgabe seines neuen Coaches erfolgte auch die Bestätigung, nicht am Mr. Olympia 2023 teilzunehmen. Bereits im Vorfeld hatte Rafael Brandao zu bedenken gegeben, dass das Zeitfenster für eine Qualifikation vor dem Hintergrund der letzten Monate recht kurz sei. Gemeinsam mit Neil Hill habe er sich daher dazu entschieden, eine ausgiebige Offseason umzusetzen, um 2024 erneut anzugreifen.
Es ist denkbar, dass auch sein Coache sich bewusst ist, dass der Olympia-Teilnehmer mehr Muskelmasse benötigt, um weiter nach vorn zu gelangen, und man daher bewusst versucht, nochmals deutliche Verbesserungen zu erreichen. Ob Rafael Brandao möglicherweise noch nicht alle Register in der Vergangenheit gezogen hatte und so ein erkennbarer Leistungssprung nochmals realistisch ist, wird das neue Team am besten wissen.
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