Dass ein amtierender Mr. Olympia seinen Titel nicht verteidigen darf, gab es in der Geschichte des Bodybuildings noch nie. Shawn Rhoden allerdings wird aufgrund der Vergewaltigungsvorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden, in diesem und scheinbar auch in den kommenden Jahren kein Teil des prestigeträchtigen Wettkampfs mehr sein. Das verkündete AMI (American Media, Inc.) unmittelbar, nachdem die Anschuldigungen vor zweieinhalb Wochen die Öffentlichkeit erreicht hatten. Ein aktuelles Interview erweckt nun aber den Eindruck, als hätten die für das renommierte Event verantwortlichen Personen die Pressemitteilung im Gesamten etwas anders gemeint, als sie von der Szene aufgefasst wurde.
Im Gespräch mit Ron Harris von Muscular Development erklärt Dan Solomon, seines Zeichens Chief Olympia Officer und damit maßgeblich für den Mr. Olympia zuständig, dass Shawn Rhoden keineswegs schon jetzt eine lebenslange Sperre erhalten habe. Die herausgegebene Pressemitteilung sei in jedem Fall so gemeint, dass der 44-Jährige eben so lange nicht an der Veranstaltung in Las Vegas teilnehmen dürfe, bis der Fall geklärt sei. Sollte zugunsten des Bodybuilders entschieden werden, bestünde kein Grund für einen Ausschluss auf Lebenszeit.
Die Pressemitteilung, die am 12. Juli 2019 von AMI veröffentlicht wurde, liest sich jedoch für einen Großteil der Bodybuilding-Interessierten, als gebe es für Shawn Rhoden überhaupt keine Chance, jemals wieder Teil des Mr. Olympia sein zu dürfen. Dem Unternehmen hinter dem Event in Las Vegas kann man demnach durchaus den Vorwurf machen, den publizierten Text nicht verständlich genug formuliert zu haben.
Ganz am Ende der Pressemitteilung findet sich zwar der Zusatz „bis der rechtliche Prozess abgeschlossen ist„, doch dieser Teilsatz wurde von vielen in Bezug auf die ausgesetzte Berichterstattung von beispielsweise Muscle & Fitness und Flex verstanden. Missverständnisse waren hier quasi vorprogrammiert.
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Wie Dan Solomon ebenfalls zu verstehen gibt, sei insbesondere der ausgerufene Haftbefehl dafür verantwortlich gewesen, dass AMI den amtierenden Titelträger ausgeschlossen habe. Es gehe dabei primär um die zahlreichen Sponsoren und Werbetreibende und natürlich auch darum, was das Beste für das organisierende Unternehmen selbst sei. Das ist insofern verständlich, weil es äußerst schwierig erscheint, ein Event mit einem mutmaßlichen Straftäter, der eine Frau vergewaltigt und sexuell missbraucht haben soll, als Galionsfigur zu vermarkten.
Dass der Haftbefehl gegen Shawn Rhoden mittlerweile zurückgezogen und im Zuge dessen auch die ursprünglich auf 750.000 US-Dollar angesetzte Kaution gedrittelt wurde, ist im Gespräch zwischen Ron Harris und Dan Solomon kein Thema.
Letztlich besteht den Worten von Dan Solomon zufolge also weiterhin die Chance, dass Shawn Rhoden wieder am Mr. Olympia teilnehmen darf. Dafür muss der IFBB Pro allerdings von den im Raum stehenden Vergewaltigungsvorwürfen freigesprochen werden. In der Theorie zumindest ist dementsprechend auch ein Start im kommenden September nicht gänzlich auszuschließen, zum Beispiel wenn es am Ende gar nicht erst zum Prozess kommt. Sollte Rhoden hingegen verurteilt werden, bleibt seine im vergangenen Jahr gewonnene Sandow die erste und letzte.