Die Entscheidung der Judges, mit Brandon Hendrickson einen neuen Champion in der Men’s Physique zu küren und Jeremy Buendia den fünften Sieg in Folge zu verweigern, war definitiv richtig, kam aber dennoch für einige unerwartet. Bisweilen war in den Köpfen der Zuschauer fast schon einzementiert, dass der amtierende Titelträger einen Bonus bekommt und auch mit der einen oder anderen Schwäche nicht unbedingt im eigentlich notwendigen Maße abgestraft wird. Dass am Ende jedoch Phil Heath vom Umdenken der Kampfrichter ebenfalls betroffen sein könnte, war bis zur Verkündung der Ergebnisse in der offenen Klasse nahezu undenkbar!
Bereits im letzten Jahr hatte Phil Heath gravierende Probleme damit, seine Mittelpartie unter Kontrolle zu halten. Eine Operation sollte Abhilfe schaffen, doch davon war beim Mr. Olympia 2018 wenig bis gar nichts zu sehen. Der siebenmalige Sandow Gewinner hatte des Öfteren mit einem aufgeblähten Bauch zu kämpfen und fiel diesbezüglich als einziger Teilnehmer negativ auf. Sowohl im Prejudging als auch im Finale. Diesen Umstand wusste Shawn Rhoden für sich zu nutzen, obwohl „The Gift“ durchaus die Form traf und vor allem in der Rückansicht überzeugen konnte.
Es waren speziell die Frontposen, in denen Shawn Rhoden dominierte und auch von der Seite sah der gebürtige Jamaikaner alles andere als schlecht aus. Der 43-Jährige nahm den Wettkampf an und wollte um alles in der Welt den Sieg davon tragen. Das sahen auch die Kampfrichter, die ihn unzählige Male mit Phil Heath verglichen, um am Ende zu dem Ergebnis zu kommen, einen neuen Mr. Olympia zu ernennen.
Sich für Shawn Rhoden als neuen Champion zu entscheiden, war zwar kein einstimmiger Entschluss, aber in jedem Fall gerechtfertigt. Der IFBB Pro aus den USA hat sich seine erste Sandow redlich verdient und wurde völlig zurecht zum 14. Mr. Olympia der Geschichte gekürt.
Für ganz vorne reichte es bei Roelly Winklaar nicht, doch der Bodybuilder aus den Niederlanden, der für sein Geburtsland Curacao an den Start ging, machte insbesondere mit schierer Masse auf sich aufmerksam und sicherte sich mit dem dritten Rang nicht nur seine bis dato beste Platzierung in Las Vegas. Zudem wurde er vom Publikum im Saal auch noch zum sogenannten People’s Champ gewählt. Seinen Landsmann William Bonac verdrängte der 41-Jährige auf den vierten Platz.
Auf dem fünften Platz landete Brandon Curry, der sich erneut stark verbessert zeigte und im Vergleich zum Mr. Olympia 2017 ganze drei Plätze gut machte. Mit seinem beeindruckenden Auftritt schaffte der US-Amerikaner direkt die Qualifikation fürs nächste Jahr und erspart sich damit theoretisch die Strapazen einer zusätzlichen Wettkampfvorbereitung. Kann der mehrfache Familienvater im Bereich des Unterkörpers zulegen, könnte zweifelsohne noch mehr möglich sein.
An massiver Beinmuskulatur mangelt es Big Ramy natürlich nicht, dafür aber an der nötigen Form, um auf der Bühne in Las Vegas bestehen zu können. Speziell im Prejudging verschenkte der gebürtige Ägypter einige Punkte, wofür er sich direkt via Instagram bei seinen Fans entschuldigte. Im Finale wiederum sah man Vorjahreszweiten wohl so hart wie noch nie zuvor beim Mr. Olympia. Für mehr als den sechsten Platz reichte es allerdings trotzdem nicht. Der in Kuwait lebende IFBB Pro muss demnach einen Wettkampf bestreiten, um sich wieder zu qualifizieren.
Man hätte es vor einer Woche sicherlich noch nicht für möglich gehalten, doch es gibt tatsächlich einen neuen Mr. Olympia in der offenen Klasse. Shawn Rhoden holt mit stolzen 43 Jahren seine erste Sandow und schlägt überraschend, wenn auch verdient, den bisherigen Champion Phil Heath. Damit trägt sich der gebürtige Jamaikaner, der aufgrund von gesundheitlichen Problemen noch die Arnold Classic im März absagen musste, in die Geschichtsbücher des Bodybuildings ein und feiert einen Triumph, den ihm höchstwahrscheinlich die wenigsten zugetraut hätten!
Mr. Olympia 2018 – Top 6 Open Class
- Shawn Rhoden
- Phil Heath
- Roelly Winklaar
- William Bonac
- Brandon Curry
- Big Ramy
Bilder: NPC News Online