Die Tupperdose ist das Symbol des Bodybuilding-Lifestyles. Sie wurde von übereifrigen Sportlern schon mit in den Club, auf Hochzeiten und in Restaurants genommen. Jetzt steht das Unternehmen Tupperware, das dem Kultprodukt seinen Namen verlieh, kurz vor dem Aus.
Tupperware: Eine Plastikdose erobert die Welt (und Sprache)
Das sogenannte Deonym ist der feuchte Traum eines jeden Marketingmanagers. Es handelt sich hierbei um Markennamen, die als gängiger Obernamen für eine ganze Produktkategorie in den allgemeinen Sprachgebrauch Einzug halten. Beispiele hierfür: Tempo, Fit, Föhn, Jeep … oder auch: Tupperdose!
Unter Tupperdosen fassen wir mittlerweile alle wiederverwendbaren Plastikdosen, die überwiegend zur Aufbewahrung von Lebensmitteln benutzt werden, zusammen. Das dazugehörige Verb „eintuppern“ verwenden wir mit ebensolcher Selbstverständlichkeit, ohne uns dabei daran zu erinnern, dass einst ein ganz bestimmter Hersteller hinter dem Konzept stand.
Tupperware ist eine geschützte Handelsmarke im Besitz einer gleichnamigen amerikanischen Aktiengesellschaft. Der Vorläufer Earl S. Tupper Company wurde bereits 1938 gegründet und belieferte zunächst vornehmlich das US-Militär. Nach dem Zweiten Weltkrieg fokussierte sich der Unternehmensgründer auf Vorratsbehälter für den Privatgebrauch, die bis heute das Kernprodukt der Tupperware U.S., Inc. darstellen.
Meal Prep – 3 Gründe für die Mahlzeitenvorbereitung
Wenn es um Ernährungstipps für Sportler geht, dann steht das Vorbereiten von Mahlzeiten, heutzutage auch gerne kurz und prägnant „Meal Prep“ genannt, meistens sehr weit oben auf der Liste. Doch warum kann es so wichtig sein, das eigene Essen vorzukochen, in Tupperdosen zu füllen und dann für den Verzehr in Schule, Arbeit oder Uni mitzunehmen? Wir […]
Von Anfang an setzte Tupperware auf den Vertrieb durch freie Vertriebspartner. Die berühmte „Tupperparty“ stellte über viele Jahrzehnte hinweg weltweit eine Institution dar. Tupperware musste sich jedoch auch immer wieder Kritik an dem Multi-Level-Marketing gefallen lassen.
Das hat Tupperware falsch gemacht
In den vergangenen Jahren befand sich die Kultmarke im Sinkflug. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
Ein offensichtlicher Grund ist die stark gewachsene Konkurrenz aus Billigprodukten mit vergleichbar guter Qualität. Die sehr hochpreisigen originalen Tupperdosen können auch mit dem 30-jährigen Garantieversprechen nicht mehr genug Kunden von derartigen Mehrausgaben überzeugen. Zudem erscheint das Konzept der Tupperparty, die vornehmlich die klassische Hausfrau anspricht, im Lichte der Emanzipation nicht mehr zeitgemäß.
Auch das schlechte Image von Plastik dürfte zu der sinkenden Nachfrage beitragen. Selbst im Segment wiederverwendbarer Behältnisse sind Materialien wie Bambus oder Glas mittlerweile auf dem Vormarsch.
Darüber hinaus hat Tupperware die Digitalisierung fast schon fahrlässig verschlafen. Erst 2020, unter der Führung des neuen CEO Miguel Fernandez, wurde der Onlinehandel aufgebaut. Da hatten sich die E-Commerce-affinen Kunden schon anderweitig eingedeckt.
Kurssturz: Tupperware kurz vor der Insolvenz
Dem jahrelangen Negativtrend zum Trotz erlebten Tupperdosen noch ein kurzes Aufbäumen während der Coronapandemie, als viele Menschen mehr Zeit mit dem Kochen verbrachten und ihr Essen entsprechend aufbewahren mussten. Doch auf die kurze Phase der Hoffnung folgt schon bald die umso rasantere Fortsetzung der Talfahrt.
Schon im November 2022 verkündete die Unternehmensführung drohende finanzielle Engpässe, als der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent fiel. US-Unternehmen sind zu solchen Warnungen verpflichtet, wenn im kommenden Geschäftsjahr die Zahlungsunfähigkeit droht.
Im April dieses Jahres teilte Tupperware mit, dass ernsthafte Zweifel an der Fortführung der Geschäfte bestehen. Der Aktienkurs stürzte daraufhin um fast 50 Prozent ab. Zusätzlich warnte die New Yorker Börse vor dem Abzug der Tupperware-Aktie wegen Verstößen gegen die Berichtspflicht.
Es steht also gar nicht gut um den einstigen Marktführer. Noch gibt die Chefetage von Tupperware nicht auf. Einsparungen, Immobilienverkäufe und die Erschließung neuer Geldquellen sollen es noch einmal richten. Ob diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden, ist zweifelhaft.
Für die Bodybuilding-Szene ginge mit dem Unternehmen der treue Begleiter so manch einer Wettkampfdiät verloren. Erst Tupperware hat das Meal Prepping so komfortabel und alltagstauglich gemacht. Zumindest die Tupperdose im sprachwissenschaftlichen Sinne wird uns aber gewiss noch lange erhalten bleiben.
(uh) | Titelbild: Shutterstock