Urs Kalecinski ist derzeit nicht nur Deutschlands erfolgreichster Bodybuilder, sondern aufgrund seines Alters auch für viele junge Trainierende ein Vorbild. Der Classic Physique Athlet ist sich dieser Verantwortung bewusst, wie er in der Vergangenheit immer wieder erkennen ließ. So versucht er seinen Fans eine gesunde Einstellung zum Bodybuilding zu vermitteln und immer mal wieder an das Wesentliche zu erinnern. Über die sozialen Medien erklärte Urs Kalecinski jetzt, warum er nichts von Mini Cuts halten würde.
Vom Breakdance zum Bodybuilding
Ähnlich wie der ehemalige Schwergewichtsprofi Dennis James hat auch Urs Kalecinski seine sportlichen Wurzeln im Breakdance, was der Classic Physique bis heute immer mal wieder im Rahmen der Posingroutine durchblicken lässt. Während der beginnenden Pubertät ließ Urs Kalecinski die Ernährung phasenweise etwas schleifen und bekam einige Pfunde auf die Hüften. Dies wirkte sich wiederum auf die Performance beim Breakdance aus.
Als dann noch das erste Interesse für die Frauenwelt aufkam, nahm der heutige IFBB Pro sich ein Beispiel an seinem vier Jahre älteren Bruder und ließ sich von diesem mit knapp 14 Jahren ins Krafttraining einweisen. Auch wenn die Abläufe damals noch nicht optimal gewesen sein mögen, sorgte es dennoch für eine gewisse Arbeitseinstellung, die sich der Olympia-Teilnehmer bis heute bewahrt habe.
Vier Jahre später stand der heutige Profi 2016 das erste Mal bei den Junioren auf der Bühne und sammelte seine ersten Wettkampferfahrungen. Diese führten ihn schließlich 2018 zum Gesamtsieg bei der GNBF, bevor er sich für den Wechsel zur IFBB entschied. Die Zeit vom ersten Kraftraumbesuch bis zur tatsächlichen Entscheidung, auf die Bühne zu gehen, nutzte der heutige Profi-Bodybuilder laut eigener Aussage jedoch mit einer gewissen Konsequenz.
Urs Kalecinski rät von Mini Cuts ab
Damit ist insbesondere gemeint, dass der in Schwaben geborene Bodybuilder auf Mini Cuts oder Sommerdiäten verzichtete. Speziell heutzutage, wenn sich Influencer über Instagram und andere soziale Medien mit einem dauerhaft niedrigen Körperfettanteil präsentieren, würde ein falsches Bild vom Bodybuilding entstehen.
Urs Kalecinski betont, dass ein gewisser Anstieg des Körperfettanteils beim Muskelaufbau nicht zu verhindern sei. Laut eigener Aussage sei das Geheimnis seines Erfolges in jungen Jahren gewesen, dass er vier Jahre lang gezielt aufgebaut habe. Er habe keine Zwischendiäten eingelegt und insbesondere nicht fürs Schwimmbad diätet. Wer konsequenten Muskelaufbau wolle, solle sich auf hochwertige Lebensmittel und schweres Training fokussieren.
Ein höher Körperfettanteil senkt den Testosteronspiegel
Doch in welchem Rahmen sollte die Körperfettzunahme sich bewegen? Von Lou Ferrigno ist eine Anekdote bekannt, wie er als 18-Jähriger mit 100 Kilogramm in eine Massephase einstieg, um enorm an Gewicht zuzunehmen. Im Anschluss an eine harte, dreimonatige Diät war das Ergebnis ernüchternd: Gerade einmal 1 Kilogramm an Muskelzuwachs. Die Tatsache, dass man sich keine Muskulatur anfressen kann, sondern insbesondere am Eisen die entsprechenden Reize setzen muss, sollte damit noch einmal deutlich geworden sein.
Muskelzuwachs maximieren? – Übertraining minimieren!
Auch wenn manche Glaubenssätze und Einstellungen der alten Schule in der heutigen Zeit längst überholt sind oder zumindest kritisch hinterfragt werden müssen, kann man immer noch einige Lehren aus der Zeit des Oldschool Bodybuilding ziehen. So wird kaum ein ambitionierter Athlet aus vergangen Jahrzehnten auch nur den geringsten Zweifel daran gehabt haben, dass man schwere Gewichte […]
Doch der gezielte Aufbau sollte nicht zu lange dauern. Zum einen führt ein hoher Körperfettanteil dazu, dass die anschließende Diät länger dauert. Dies erhöht die Gefahr, diätbedingter Probleme wie das Absinken der Testosteronproduktion und anderer Hormone.
Zum anderen produziert der Körper im Fettgewebe ein Enzym, das Testosteron zu Östrogen umwandelt. Ein zu hoher Körperfettanteil senkt somit den Testosteronspiegel. Die Frage, wie viel zu viel ist, wäre damit jedoch noch nicht beantwortet.
Wie viel Körperfett ist zu viel?
Lyle McDonald setzte in der Vergangenheit einen Körperfettanteil von 15 Prozent als Obergrenze fest. Ab diesem Punkt empfahl der Amerikaner den Muskelaufbau zu pausieren und den Körperfettanteil zu reduzieren. Sinkende Testosteronspiegel sind spätestens ab einem Wert von etwa 20 Prozent Körperfett zu erwarten. Ab diesem Punkt tut sich niemand mehr einen Gefallen, die Aufbauphase weiter durchzuführen.
Die Schlussfolgerung hieraus lautet nicht, doch auf Mini Cuts zurückzugreifen, sondern dass eine strukturierte Offseason nicht als täglicher Freifahrtschein beim All-You-Can-Eat-Buffet zu begreifen ist. Wer dann im Training noch stetig Fortschritte macht, wird mittel- und langfristig vielleicht nicht neben Urs Kalecinski auf der Bühne stehen, aber sicher seinen Weg im Bodybuilding gehen.
Titelbild: Instagram