Innerhalb der vergangenen Jahre ist es beinahe zum alltäglichen Standard geworden, vor dem Training irgendeinen Booster zu konsumieren, um für einen gewissen Push zu sorgen und sowohl Fokus als auch Konzentration zu stärken. Selbst wenn es nur eine Tasse Kaffee ist, wirklich auf die Stimulation verzichten können und wollen nur wenige. In herkömmlichen Pre-Workout-Produkten ist es zumeist das im Milligrammbereich verwendete Koffein, das in erster Linie die Wirkung auslöst und aufgrund der anderen enthaltenen Inhaltsstoffe nur schwer in gefährlichem Maß überzudosieren ist. Kritischer wird es jedoch, wenn man die wachmachende Substanz in Reinform einsetzt.
Der aktuell vom nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministerium öffentlich gemachte Fall steht stellvertretend dafür, wie gefährlich Koffein sein kann, wenn es falsch angewendet wird. In Ungnade gefallen ist ein Produkt namens „Caffeine 100%-HCL“ von NP Nutrition, das die Stimulans nicht etwa in einfach zu dosierenden Kapseln, sondern in Form von reinem Pulver enthält. Das an sich ist noch nicht unbedingt ungewöhnlich, auch wenn derartige Supplements aufgrund der potenziellen Gefährdung des Konsumenten weniger verbreitet sind. Wichtig ist hierbei aber vor allem, dass der Hersteller ein geeignetes Messinstrument mitliefert, um die Einnahme einer sicheren Dosis zu gewährleisten.
Das hat NP Nutrition scheinbar verpasst, genau wie auf der Packung einen nötigen Dosierungshinweis anzubringen. Um beispielsweise eine Menge von 200 Milligramm abzumessen, benötigt man einen verhältnismäßig kleinen Messlöffel. Der Scoop in einer Dose „Caffeine 100%-HCL“ soll allerdings so groß gewesen sein, dass er bis zur darauf abgebildeten Markierung gefüllt stolze fünf Gramm Koffein liefern würde. Wer sich nicht auskennt oder schlichtweg auf die Empfehlung des produzierenden Unternehmens vertraut, nimmt also zwangsläufig eine deutlich zu hohe Menge der wachmachenden Substanz auf.
Inzwischen hat man das besagte Produkt, das nicht nur lokal in zwei Kölner Shops, sondern auch online verkauft wurde, öffentlich zurückgerufen, da eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht ausgeschlossen werden konnte. Je nach Alter, Vorerkrankungen und physischer Verfassung kann die giftige Menge Koffein, die bei bestimmten Personen ab circa 15 Milligramm je Kilogramm Körpergewicht beginnt, mit dem Konsum eines Löffels NP Nutrition „Caffeine 100%-HCL“ bereits erreicht werden [1]. Dahingehende Warnkennzeichnungen suchte man auf dem Label wohl vergebens. Darüber hinaus soll der Hersteller jegliche Kooperation mit den Behörden verweigert haben, weshalb inzwischen die Staatsanwaltschaft ermittelt. Eine Anzeige der Stadt Köln war vorausgegangen.
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Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) empfiehlt Erwachsenen, Koffein in einer maximalen Einzeldosis von 200 Milligramm beziehungsweise drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht zuzuführen, um langfristige Schäden am Herz-Kreislauf-System zu verhindern. Auch eine geringere Überdosierung kann schon zu ungewünschten Nebenwirkungen wie Nervosität, Schlaflosigkeit, Herzrasen und Schweißausbrüchen führen. Im schlimmsten Szenario, sprich wenn man auf irgendeine Weise unwissentlich vorgeschädigt ist, bezahlt man einen Konsum im Grammbereich sogar mit dem Tod, wie es tragischerweise zum Beispiel einem jungen Australier passierte.
Wie schnell Koffeinpulver bei Unachtsamkeit auch bei erfahrenen Sportlern zu gesundheitlichen Konsequenzen führen kann, zeigte Sai, seines Zeichens Ex-Mitglied von Road To Glory, im Dezember letzten Jahres. Der Hamburger verwendete damals versehentlich einen zu großen Dosierlöffel und konsumierte dadurch schlussendlich vier Gramm der Stimulans, woraufhin er sich auf der Intensivstation eines örtlichen Krankenhauses wiederfand. Diese Geschichte ging zwar glimpflich aus, doch davon ist nicht immer auszugehen, weshalb definitiv höchste Sorgfalt im Umgang mit derartigen Produkten herrschen sollte. Verlasst euch dabei nicht auf den Hersteller, sondern lasst gesunden Menschenverstand walten.
Literaturquelle:
- Dalvi, R. R. „Acute and chronic toxicity of caffeine: a review.“ Veterinary and human toxicology 28.2 (1986): 144.
Krasse Fehlleistung dieser Firma. Sicher, wer einen solchen Löffel reines Koffein zu sich nimmt, ist auch selbst schuld, aber hier werden Unwissende, Unvorsichtige und andere Menschen der Lebensgefahr ausgesetzt.
Übrigens eine Erinnerung mehr, den ganzen Koffein-Kram oder gar andere Stimulanzien nur da zu verwahren, wo garantiert keine Kinder hinkommen! Hat man welche, ist das gar nicht so einfach… und wenn sie dann noch sehen, das Papa/Mama ständig was einwerfen, wird die Verlockung immer größer.