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„Proteinshakes können tödlich sein“: Was ist dran an der hitzig diskutierten Studie zum Eiweißkonsum?

Schlagzeilen wie „Proteinshakes können das Leben verkürzen“ oder gar „Proteinshakes sind tödlich“ sorgten in den vergangenen Tagen für viel Aufsehen. Selbst Massenmedien wie der Focus griffen eine kürzlich veröffentlichte Studie auf, derer zufolge der Verzehr von Eiweißshakes angeblich zu Übergewicht und dadurch zu einem früheren Tod führen soll. Diese Neuigkeiten sorgen natürlich besonders unter Kraftsportlern und Fitnessathleten für eine große Verwunderung und teilweise auch  für Angst um die eigene Gesundheit. Ist es doch gerade der Nährstoff Eiweiß, der neben seinen muskelaufbauenden Eigenschaften immer wieder als Sattmacher und Diäthelfer angepriesen wird. Aber was ist wirklich dran an diesen Forschungsergebnissen?

Ein erhöhter Spiegel von verzweigtkettigen Aminosäuren, besser bekannt unter der Abkürzung BCAAs, im Blut wird mit dem Auftreten von Übergewicht und Diabetes in Verbindung gebracht. Schon seit einigen Jahren wird insbesondere bei Diabetikern ein erhöhter Spiegel dieser Aminosäuren beobachtet, doch bisher war nicht vollkommen klar, ob dies die Ursache oder die Folge der Stoffwechselerkrankung ist. Gleichzeitig wurde allerdings ein Mangel des Enzyms festgestellt, welches die drei Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin im Körper abbaut.  Daraus ist zu schließen, dass wahrscheinlich nicht die erhöhte Zufuhr über natürliche Nahrung ausschlaggebend für das Problem ist, isolierte BCAA-Produkte hier einmal ausgenommen. Wie jedes proteinreiche Lebensmittel besitzen auch Proteinshakes einen hohen Gehalt der drei essenziellen Proteinbausteine. 

Die Forscher der Universität von Sydney wollten aus diesem Grund überprüfen, ob eine erhöhte BCAA-Zufuhr bei Mäusen zu einem Anstieg des Körpergewichts führt. Sie teilten 312 Versuchstiere in vier Gruppen auf und gaben ihnen jeweils eine isokalorische Ernährung mit der gleichen Verteilung an Makronährstoffen. Jede einzelne Maus erhielt ein Futter, bestehend aus 18 Prozent Eiweiß, 64 Prozent Kohlenhydraten und 18 Prozent Fett. Der Unterschied zwischen den Diäten lag im BCAA-Gehalt des Futters. Während eine Gruppe einen normalen Gehalt der drei Aminosäuren erhielt, bekam eine andere Gruppe die doppelte Menge der verzweigtkettigen Aminosäuren. Das Futter der anderen beiden Gruppen enthielt 20 beziehungsweise 50 Prozent der normalen BCAA-Menge von 100 Prozent.

Röntgenaufnahmen der Mäuse mit den unterschiedlichen Diäten.

Im Ergebnis nahmen die Tiere, die zweimal so viel BCAAs bei gleicher Gesamtproteinmenge bekamen, 20 Prozent mehr Futter zu sich und bauten aufgrund dessen das meiste Körpergewicht und Körperfett auf. Als Resultat des Übergewichts und der Fettleibigkeit der Mäuse fiel auch die Lebenserwartung signifikant geringer aus, je höher der Anteil der BCAAs im Futter war. Dieses Phänomen erklärten sich die Forscher durch einen Mechanismus, der schon seit längerer Zeit bekannt ist. Leucin, Isoleucin und Valin konkurrieren im Körper mit anderen Aminosäuren um Aufnahme und Transport über die Blut-Hirn-Schranke. Hierbei steht besonders der ebenfalls essenzielle Vertreter Tryptophan im Vordergrund.

Tryptophan ist eine besonders wichtige Aminosäure im menschlichen Stoffwechsel, da sie die Vorstufe für die Produktion von Serotonin darstellt. Dieser Neurotransmitter ist unter anderem für unsere Stimmung verantwortlich und beeinflusst auch den Appetit sowie das Hungergefühl. Sorgt nun ein Überangebot an BCAAs dafür, dass weniger Tryptophan an seinen Bestimmungsort gelangt, kann ein Mangel an Serotonin die Folge sein. Dadurch steigt der Appetit der Tiere an und sorgt dafür, dass sie mehr Kalorien aufnehmen, als es normalen Bedingungen der Fall wäre. Das ist beispielsweise auch der Grund dafür, dass einige Fatburner den Stoff 5-HTP enthalten, der als Zwischenprodukt in der Synthese von Serotonin aus Tryptophan auftritt.


Warum die verzweigtkettigen Aminosäuren alleine sinnlos sind!


Da BCAAs häufig Anwendung in der Sporternährung finden und auch in Proteinshakes natürlicherweise enthalten sind, schlossen einschlägige Medien daraus, dass derartige Präparate die Lebenszeit verkürzen können. Der auf  Focus Online erschiene Beitrag, der ursprünglich aus der Zeitschrift FitForFun stammt und ohne redaktionelle Prüfung übernommen wurde, schreibt dagegen, dass man stattdessen seine Proteinquellen variieren und daher auch auf Milchprodukte, Eier, Fleisch, Fisch und pflanzliche Vertreter zurückgreifen und sich reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen ernähren solle.

Die genannten Lebensmittel enthalten jedoch nicht zwangsweise weniger BCAAs als Proteinshakes und darüber hinaus auch nicht unbedingt mehr Tryptophan. Eine Kost reich an Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen ist zwar wichtig und empfehlenswert, hat aber mit dem vorliegenden Problem der Studie nicht viel zu tun. Außerdem lag die anteilige Proteinaufnahme in allen Mäusegruppen der Studie gleichauf. Besorgte Verwender von Proteinshakes und Co. können also aufatmen, denn die Autoren der besagten Berichte haben die Ergebnisse der Untersuchung falsch interpretiert respektive nicht die gesamte Abhandlung gelesen. Auch die Autoren selbst schreiben an keiner Stelle des Papers, dass eine erhöhte Proteinzufuhr an sich der Grund für die Beobachtungen sei.

Tatsächlich gingen die australischen Wissenschaftler noch einen Schritt weiter und verglichen weiterhin zwei Gruppen von Mäusen, die entweder 100 oder 200 Prozent einer normalen BCAA-Menge in ihrem Futter bekamen. Dieses Mal wurde die Futtermenge der Tiere jedoch eingeschränkt, sodass sie sich in einem Kaloriendefizit befanden. Dieser Umstand sorgte allein dafür, dass auch die Nager mit dem doppelten Verzehr der drei verzweigtkettigen Aminosäuren weder an Körpergewicht und Fettmasse zunahmen noch früher starben als die Vergleichstiere. Damit steht fest, dass es wie so oft ein Kalorienüberschuss ist, der die negativen Begleiterscheinungen herbeiführt und nicht die BCAAs an sich. Diese können lediglich dafür sorgen, dass Hunger und Appetit der Mäuse ansteigen.

Wenn uns diese Studie eines zeigt, dann dass eine erhöhte Zufuhr von BCAAs durch eine verringerte Tryptophan-Aufnahme zu einem Mangel an Serotonin und infolgedessen zu einem gesteigerten Appetit und Hungergefühl führen kann. Zwar wurde dies bisher nur in Tierstudien eindeutig belegt, doch stehen diese Aminosäuren auch im menschlichen Körper in Konkurrenz zueinander. Da jedoch Proteinshakes, wie alle anderen tierischen Proteinquellen auch, ein ausgeglichenes Verhältnis aller essenzieller Aminosäuren liefern, geht von ihnen wohl kaum die Gefahr aus, über die einschlägige Medien in den vergangenen Tagen berichteten.


Primärquelle:
focus.de/gesundheit/gesundleben/fitness/ueberraschendes-ergebnis-proteinshakes-koennen-laut-einer-studie-das-leben-verkuerzen_id_10669035.html

Literaturquelle:
Solon-Biet, Samantha M., et al. „Branched-chain amino acids impact health and lifespan indirectly via amino acid balance and appetite control.“ Nature Metabolism (2019): 1.

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2 Kommentare

  1. Die Ergebnisse zeigen einfach mal wieder, dass Leute die glauben nur durch Shakes Trinken und ohne Training Muskeln aufzubauen, schief gewickelt sind. Sie bekommen nur mehr Hunger und werden fett.
    Wer hingegen intensiv trainiert und seine Gesamtkalorienaufnahme kontrolliert, der hat nichts zu befürchten und profitiert.

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