Was AMI (American Media, Inc.), der Veranstalter des Mr. Olympia, und die IFBB Pro League mit dem auf Nachfrage genehmigten „Special Invite“ für Cedric McMillan erreichen wollten, liegt auf der Hand. Das amerikanische Unternehmen rund um David Pecker und der Verband wollten ihr Event retten, nachdem mit Shawn Rhoden der damals amtierende Titelträger vom Wettkampf ausgeschlossen wurde und zudem auch noch klar war, dass Big Ramy und Phil Heath nicht in Las Vegas aufschlagen werden. Am Ende blieb es beim Versuch, denn mehr Spannung brachte die Sondergenehmigung für den Arnold Classic Sieger von 2017 nicht.
Man muss noch einmal ganz klar festhalten: Die Spezialeinladung, um trotz fehlender Startberechtigung am Mr. Olympia 2019 teilnehmen zu dürfen, wurde nicht einfach so genehmigt, sondern von Cedric McMillan quasi beantragt. Der vierte Platz bei der Arnold Classic und die Silbermedaille bei der Arnold Classic Australia reichten nicht aus, um sich nach Punkten für die Veranstaltung in Las Vegas zu qualifizieren. Keinen weiteren Wettkampf bestreiten zu können, schob der 42-Jährige auf seine Arbeit beim Militär, die ihm eine akribische Vorbereitung nicht möglich gemacht haben soll. In einem Land in den USA, wo beispielsweise die Army hohes Ansehen genießt, traf McMillan mit seiner Erklärung den richtigen Nerv.
AMI beziehungsweise die IFBB Pro League reagierte umgehend und erteilte Cedric McMillan den geforderten „Special Invite“, in dessen Genuss 2016 und 2017 schon Legenden wie Kevin Levrone und Flex Wheeler gekommen waren. Mit Leistung zurückgezahlt hat es „The One“ nicht, wie man im Nachhinein ohne Wenn und Aber konstatieren muss. Ob man das Gegenteil hätte erwarten können? Schwierig, denn beim Mr. Olympia machte der US-Amerikaner noch nie eine gute Figur. Seine bislang beste Platzierung in Las Vegas war Rang sieben, die er am vergangenen Wochenende wiederholen konnte, allerdings bei vergleichsweise schlechterem Teilnehmerfeld.
Verzweiflungsaktion? – Cedric McMillan erhält Spezialeinladung für den Mr. Olympia 2019!
Der Mr. Olympia 2019 droht zur unspektakulärsten Ausgabe in der Geschichte des prestigeträchtigen Wettkampfs zu werden. Neben Shawn Rhoden, der sich mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert sieht und wahrscheinlich bis September nicht freigesprochen werden dürfte, macht sich auch Phil Heath wohl nicht auf den Weg nach Las Vegas, um seine achte Sandow-Trophäe einzusacken. Ebenso wird auch Big […]
Keine Frage, Cedric McMillan ist gerade in Bezug aufs Posing ein wahres Naturtalent mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die das Publikum zum Staunen bringen können. Im Endeffekt hat die Teilnahme des amerikanischen IFBB Pros aber den Mr. Olympia 2019 kaum qualitativ aufgewertet. Auch der siebte Platz ist fragwürdig, gab es doch Athleten wie Patrick Moore, die besser in Form waren. Dementsprechend hätte es die Extrawurst für den einstigen Arnold Classic Champion nicht unbedingt gebraucht. Unter anderem deshalb, weil man mit der Sondergenehmigung eine Diskussion lostrat, die im Nachhinein besser vermieden worden wäre. Das wussten die Veranstalter natürlich nicht vorher, zumindest nicht zu 100 Prozent. Die früheren Auftritte von McMillan machten ein ähnliches Abschneiden aber definitiv nicht unwahrscheinlich.
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Sowohl AMI als auch die IFBB Pro League muss sich fragen, ob es eine clevere Idee ist, das ausgearbeitete Regelwerk mit derartigen Entscheidungen zu torpedieren. Man hört davon, dass auch Kai Greene und Big Ramy eine Spezialeinladung angeboten worden sein soll. Im Fall des New Yorkers sogar mehrfach. Die inflationäre Verteilung solcher „Special Invites“ sorgt vor allem bei anderen Athleten, die sich eventuell ebenfalls nur knapp nicht qualifizieren konnten, für Unmut. Letztlich ist es sogar schwierig, dadurch auch nur irgendetwas zu gewinnen. Platziert sich ein außer Plan eingeladener Athlet weit vorne im Feld, wird es nach dem Wettkampf heißen, dass er eigentlich gar nicht hätte starten dürfen. Wenn er wiederum enttäuscht, stellen Kritiker natürlich die für sie unnötigerweise ausgesprochene Sondergenehmigung im Allgemeinen infrage.
Alles in allem bewegen sich die IFBB Pro League und AMI auf einem schmalen Grat, was retrospektiv betrachtet überflüssig erscheint. Mit der Spezialeinladung für Cedric McMillan wurde der Mr. Olympia 2019 zwar quantitativ, aber keineswegs qualitativ aufgewertet. Wie in den Jahren zuvor präsentierte sich der US-Amerikaner außer Form und nicht konkurrenzfähig, weshalb die Frage erlaubt sein muss, ob der „Special Invite“ ein durchdachter Entschluss oder eine übers Knie gebrochene Entscheidung mit Hang zur Kurzschlussreaktion war. Man hätte die Anfrage des 42-Jährigen auch schlichtweg ablehnen können.