Während Grüner Tee bereits bekannt dafür ist, die metabolische und allgemeine Gesundheit sowohl übergewichtiger als auch kranker Menschen zu verbessern, sind seine Vorteile für gesunde Individuen noch immer ein Gegenstand fortlaufender Untersuchungen. Als Beispiel ist hier eine aktuelle Studie der McMaster University zu nennen, in der Brian J. Martin und seine Kollegen den Effekt von einer Supplementation mit Grüntee Extrakt auf die Glukosereaktion elf gesunder, vorwiegend sitzender Männer beurteilen!
Dies allein wäre vermutlich jedoch nicht wirklich berichtenswert, doch anders als bei anderen Studien, die sich mit den Effekten von Grüntee Extrakt auf die Glukoseverwaltung beschäftigten, werden beim Experiment von Martins speziell die Auswirkungen im Verlauf des Post Workout Fensters thematisiert. Ein Fakt, der die Untersuchung interessant für uns macht.
Im Gegensatz dazu, was der Titel der Studie suggerieren könnte, sprechen wir hier nicht von einer akuten Reaktion. Es ist also nicht damit getan, einfach etwas Grüntee Extrakt in den Post Workout Shake zu mischen, denn damit wird man aller Voraussicht nach nicht die gleichen Ergebnisse erzielen.
Man sollte sich also besser an das Studienprotokoll halten und 350mg eines standardisierten Grüntee Extraks drei Mal täglich konsumieren. Nach sieben Tagen, was der Zeitspanne entspricht, nach der Martin und Kollegen ihren oralen Glukosetoleranztest durchführten, soll es einer Person demnach möglich sein, im Vergleich zu vorher eine signifikant größere Menge Glukose mit einer bestimmten Menge Insulin wegzuspeichern.
Wie man auf der ersten Abbildung sehen kann, verringerte die chronische Einnahme des Grüntee Extrakts die Menge an Insulin, die nötig war, um die 75g Glukose im Post Workout Shake der Probanden zu verarbeiten, um statistisch signifikante und praktisch relevante 20%. Zuvor hatten die Teilnehmer einen gestaffelten Trainingstest (Radfahren bis zur Erschöpfung bei immer steigenden Intensitäten) absolviert.
Warum verbesserte das Grüntee Extrakt nicht die Glukosemenge im Blut (AUC) und die Geschwindigkeiten des Glukoseauftretens beziehungsweise -verschwindens? Obwohl das Experiment nicht dafür gedacht war, diese Hypothese zu erläutern, ist es dennoch sehr wahrscheinlich, dass die quasi ausbleibende Verringerung der Glukosemenge im Blut, sowie dessen Absorptionsreaktionen, möglicherweise die logische Konsequenz des Umstands ist, dass die Aufnahme und Speicherung bereits bei maximalem physiologischem Tempo stattfand, obschon die Insulinwerte durch das Grüntee Extrakt signifikant niedriger waren.
Auch wenn sich weder die Glukosemenge im Blut noch die Geschwindigkeit des Glukoseauftretens und -verschwindens signifikant erhöhten/verringerten, ist die besagte Reduktion hinsichtlich des Insulins ein klarer Indikator für eine signifikant verbesserte Insulinsensivität. Und das während eines Zeitfensters, in dem die Fähigkeit unserer Zellen, Glukose aufzunehmen und zu speichern, ohnehin bereits besonders hoch ist.
In Verbindung mit der ebenfalls verbesserten Fettsäurenoxidation während des Trainings könnte der verringerte Insulinbedarf sowohl in einer Diät als auch in einer Aufbauphase Vorteile bringen.
- Diät: Die geringeren Insulinabweichungen könnten die Zeitspanne verkürzen, in der erhöhte Insulinwerte bei einer hypokalorischen Ernährung für gewöhnlich die Freisetzung und Oxidation von Fettsäuren aus den Fettdepots unterdrücken.
- Aufbauphase: Die reduzierten Insulinwerte könnten die Wahrscheinlichkeit der Fettspeicherung im Zuge eines Kalorienüberschusses verringern.
Es ist insbesondere wichtig, die Kursivierung der beiden Aufzählungspunkte erneut deutlich zu machen. Bis die Genauigkeit der Ergebnisse einer Supplementation mit Grüntee Extrakt nicht durch weitere Studien bewiesen wurde, sollte man deren Aussagekraft nicht überbewerten. Insulin fördert Übergewicht schließlich wohl nicht halb so stark wie gemeinhin angenommen. Man muss also voraussichtlich keine Angst davor haben, die vorteiligen Effekte von Insulin auf die Sättigung und seine Fähigkeiten auf die Hemmung des Zerfalls von Muskelprotein zu verpassen. Da die Glukosemenge im Blut sich nicht veränderte, ist es letzten Endes eher unwahrscheinlich, dass die Wirksamkeit von Insulin auf andere Zielorgane sich nicht in ähnlichem Maße erhöhte, sodass man dieselben antikatabolen Effekte auch mit 20% weniger Insulin erfahren sollte. Und ja, das bedeutet auch, dass im gleichen Maße Fett gespeichert werden könnte. Glücklicherweise tendiert die Lipogenese nach dem Training allerdings ohnehin gegen null.
Fazit: Während wie so häufig auch zu diesem Thema weitere Studien wünschenswert wären, liefert das hier thematisierte Experiment bereits initiale Beweise dafür, dass Grüntee Extrakt für regelmäßig trainierende Sportler potenziell nützlich sein könnte.
Ob die möglichen Vorteile, zu denen ein erhöhter Fettverlust in einer Diät und eine verringerte Fettzunahme in einer Aufbauephase zu zählen sind, tatsächlich in der alltäglichen Praxis auftreten, muss definitiv weiter untersucht werden. Die meisten der Leser werden sich nämlich wohl wie immer eher für die Ergebnisse in der „realen Welt“ als für theoretische Mechanismen interessieren!
Quelle: suppversity.blogspot.de/2016/10/green-tea-extract-reduces-amount-of.html
Referenzstudie:
Martin, B.J. et al. „Green tea extract does not affect exogenous glucose appearance but reduces insulinemia with glucose ingestion in exercise recovery.“ Journal of Applied Physiology Published ahead of print on October 7, 2016 – DOI: 10.1152/japplphysiol.00657.2016
Saltiel, Alan R., and C. Ronald Kahn. „Insulin signalling and the regulation of glucose and lipid metabolism.“ Nature 414.6865 (2001): 799-806.