Seit gefühlten Ewigkeiten wartet die Sportwelt mit angehaltenem Atem auf den ersten „richtigen“ Myostatin Blocker. Gesucht wird eine Substanz, die das Protein Myostatin im Muskelgewebe sabotiert und somit das Wachstum von Muskulatur in brutalem Ausmaß fördert. Laut einer Humanstudie aus dem Jahr 2010 gibt es jedoch bereits ein seit Ewigkeiten erhältliches Supplement, das genau so zu wirken scheint!
Schenkt man der hier thematisierten Studie Glauben, dann ist nämlich das gute, alte Creatin ein Myostatin Blocker. Die Autoren der Studie sind Sportwissenschaftler an der Arak University im Iran, die genau wissen wollten, wie Creatin funktioniert. Manche Wissenschaftler sehen Creatin als eine Art Batterie, die als Energie- und Flüssigkeitslieferant für den Muskel dient. Deshalb erntet man auch Muskelzuwächse, sobald man Creatin einnimmt. Auch die Kraft im Training steigt, wobei dieser Effekt eben nur temporärer Natur ist. Wenn man aufhört, Creatin zu supplementieren, dann verschwinden diese positiven Effekte auch wieder. Es gibt aber eine kleine Anzahl an Forschern, die fest davon überzeugt sind, dass Creatin sehr viel mehr kann. Sie sagen, dass Creatin auch die Produktion von Muskelgewebe stimuliert.
Die iranischen Forscher führten also ein Experiment mit 27 männlichen Studenten durch, von denen acht nichts machten. Sie fungierten also als Kontrollgruppe.
Die anderen 19 Studenten trainierten für acht Wochen mit Gewichten. Sie gingen ins Gym und absolvierten pro Woche drei Trainingseinheiten, bei denen sie sechs essenzielle Übungen ausführten, um alle großen Muskelgruppen abzudecken.
Zum Trainingsplan gehörten:
- Bankdrücken
- Latzug
- Bizeps Curls
- Beinpresse
- Beinstrecker
- Bein Curls
Die Studenten trainierten mit 60 bis 70 Prozent ihres Maximalgewichts und führten pro Übung drei Sätze aus. Die Pause zwischen den einzelnen Sätzen war nie länger als zwei Minuten.
In der Versuchsgruppe nahm die Hälfte der Probanden Creatin und supplementierte dabei in der ersten Woche täglich mit einer Dosierung von 0,3g pro Kilo Körpergewicht, die in den folgenden Wochen 0,05g Creatin pro Kilo Körpergewicht heruntergeschraubt. Im klassischen Sinn kann man hier also von einer Ladephase sprechen. Man muss jetzt kein Genie sein, um feststellen zu können, dass die trainierenden Probanden muskulöser und stärken wurden und dass Creatin diesen Effekt verstärkte.
Die Forscher ermittelten jedoch auch die Myostatin Konzentration im Blut der Probanden und konnten dabei beobachten, dass Krafttraining die Werte reduzierte und diese Reduktion noch größer ausfiel, wenn Creatin eingenommen wurde!
Ebenfalls gemessen wurde die Konzentration an GASP-1, wobei es sich hier nicht um den Sportbekleidungshersteller, sondern um ein Protein handelt, das Myostatin neutralisiert. Die Forscher fanden heraus, dass eben dieses Protein als Reaktion auf Krafttraining in höheren Konzentrationen gefunden werden konnte. Dieser Effekt verstärkte sich wieder einmal weiter, wenn zum Training auch noch mit Creatin supplementiert wurde!
Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass Creatin die Muskulatur nicht nur praller mache, sondern ihrer Studie zufolge ein echtes Anabolikum mit aufbauenden Eigenschaften in Bezug auf die Muskelproteinproduktion sei. Die Reduktion von Myostatin und dessen Hemmung durch GASP-1 könne nach Meinung der Forscher eine wichtige Rolle beim Aufbau von Kraft und Muskulatur spielen. Die Supplementation mit Creatin resultierte laut den Iranern in mehr Muskelmasse und Kraft, was auf die reduzierten Myostatin Konzentrationen zurückzuführen sei.
Ob die Auswirkungen von Creatin auf Myostatin tatsächlich so groß sind, dass man sie deutlich wahrnehmen kann, muss natürlich zumindest kritisch hinterfragt werden. Dennoch handelt es sich hier um ein interessantes Thema, das eine Wirkungsweise des wohl besterforschten Supplements behandelt, die einigen definitiv neu sein könnte!
Quelle: ergo-log.com/creatinemyostatin.html
Referenzstudie: ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20026378
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