Seit Jahrzehnten werden zwei alternative Trainingsmethoden praktiziert: Ganzkörper- und Splitprogramme. Die Koexistenz beider Methoden war immer friedlich gewesen, aber seit ein paar Jahren wird uns auf einmal von Trainern auf der ganzen Welt eingebläut, dass wir uns für eine von beiden entscheiden müssten. Wie konnte das passieren? Eine klare Antwort darauf zu finden, ist nicht so einfach. Es ist eine ähnliche elementare Diskussion wie die um die Vor- und Nachteile von hohen und niedrigen Wiederholungszahlen für den Hypertrophieprozess. Beide Ansätze haben letztlich ihre Vorzüge und stehen durchaus nicht in einem sich wechselseitig ausschließenden Verhältnis zueinander. Es macht demnach wenig Sinn, sich in ideologischen Grabenkämpfen zu verlieren und sich in radikalem Verzicht auf eine der beiden Methoden zu üben. Vielmehr spricht überhaupt nichts dagegen, sondern eher einiges dafür, beide Methoden zum Einsatz zu bringen, um das Beste aus beiden Welten mitzunehmen. Sehen wir uns also die jeweils spezifischen Vorzüge näher an!
4 Vorteile des Ganzkörpertrainings
#1 – Höhere Frequenz der muskelgruppenspezifischen Reizsetzung
Je öfter du einen Muskel stimulierst, desto schneller wächst er. Vorausgesetzt natürlich, dass du dich in physiologisch gutem Zustand befindest und jeden Muskel mit verschiedenen Reizen und Wiederholungsschemata bearbeitest.
Mit einem Ganzkörperprogramm kannst du jeden Muskel drei bis vier Mal die Woche trainieren. Das ist eine sagenhafte Reizquantität! Wenn du versuchst, diese Reizquantität je Muskel durch ein Splittraining zu erreichen, wirst du gut und gerne drei- bis vier Mal täglich trainieren müssen. Das wäre nicht nur unpraktisch, unwahrscheinlich, ja unmöglich, sondern es wäre vor allem auch ab dem Punkt schon kein wirkliches Splittraining mehr.
#2 – Höherer Energieumsatz pro Einheit
Ganzkörperprogramme sind deutlich energieintensiver als herkömmliche Splitroutinen, weil mehr und auch größere Muskelpartien in jeder Einheit angesprochen werden als beim Split.
Was braucht wohl mehr Energie: Ein Armtraining oder ein Workout, das mit Squats beginnt und mit Dips, Good Mornings und Klimmzügen abschließt? Dass wir hier eine rhetorische Frage formuliert haben, dürfte aufgrund der Offensichtlichkeit der richtigen Antwort auf der Hand liegen.
Aus diesem Umstand folgt, dass bei einem Ganzkörpertraining eines der folgenden Dinge möglich wird:
- Mehr essen, ohne Fett zuzulegen.
- Die 15 Minuten lästiges Cardio nach dem Training sparen, sofern sie nicht zur Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit absolviert werden.
- Muskelmasse zulegen, ohne Fett anzuhäufen.
#3 – Höhere Erschöpfungsrate und daher höherer Superkompensationsgrad
Ein Ganzkörpertraining verursacht eine Unmenge an Mikrotraumata, Protein- und Glykogenabbau und versetzt den Körper derart in einen Zustand deutlich erhöhter Nährstoffaufnahmefähigkeit. Wenn du deinem Körper in der Situation gibst, was er braucht, wird er sofort in einen anabolen Zustand übergehen und einen starken superkompensatorischen Effekt auslösen.
#4 – Größere Hormonstimulation
Indem ein Großteil der gesamten Körpermuskulatur in einer Einheit stimuliert wird, findet auch eine Erhöhung der anabolen Hormonkonzentration statt. Weil dieser Anstieg jedoch nur von kurzer Dauer ist, wird kontrovers diskutiert, inwieweit dadurch tatsächlich der Muskelwachstumsprozess beeinflusst wird. Aber selbst wenn man die Kurzlebigkeit des Effekts in Rechnung stellt, sollte dieser Vorteil vielleicht nicht zu gering veranschlagt werden. Da er gerade zu einem so sensiblen Zeitpunkt wie jener Phase kurz nach dem Training eintritt und auf diese Weise der unter Punkt 3 genannte Effekt eines bei Nährstoffaufnahme schnell einsetzenden Anabolismus unterstützt werden kann.
Werfen wir nun einen Blick auf die Vorteile des Splittrainings!
3 Vorzüge des Splittrainings
#1 – Weniger Erschöpfung = größere Lasten
Die Erwägung, die diesen Punkt unterfüttert, ist eine doppelte.
Erstens leiden bei Ganzkörperprogrammen die im zweiten Teil des Workouts durchgeführten Übungen, vor allem aufgrund des Belastungsgrades der Muskulatur und des zentralen Nervensystem. Mit anderen Worten: Wenn du erst einmal bei Grundübung 3 oder 4 angelangt bist, wirst du aufgrund allgemeiner Erschöpfung vergleichsweise weniger Gewicht bewegen.
Zweitens erleidest du schneller eine spezifische Erschöpfung bestimmter Muskeln. Führst du beispielsweise die Military Press durch, nachdem du deine Schultern bereits mit Bankdrücken und Dips ordentlich belastet hast, du wirst deutlich weniger Gewicht nehmen müssen als bei einem Split, der eine Einheit mit Klimmzügen und Military Press vorsieht.
Mit einem Splittraining leidest du einfach insgesamt weniger unter allgemeiner Erschöpfung und unter spezifischer Erschöpfung erst recht nicht, sofern der Split sinnvoll aufgeteilt ist. Tatsächlich kannst du mit einem antagonistischen Ansatz bei der Strukturierung des Splits die Leistung sogar verbessern. Letztlich führt eine Belastung mit maximalem Gewicht schneller zu einem Overload und schließlich zur Adaption.
#2 – Größerer Fokus auf die einzelnen Muskelgruppen
Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass man beim Fokus auf nur zwei Muskelgruppen pro Workout diesen wesentlich mehr Aufmerksamkeit widmen kann als bei einem Ganzkörpertraining. Dies wiederum wird höchstwahrscheinlich mehr Mikrotraumata und eine schnellere Adaption nach sich ziehen. Man könnte mit etwas Übertreibung fast sagen, dass Splittraining jedem Muskel Priorität einräumt, während ein Ganzkörperprogramm nichts priorisiert.
Natürlich haben Ganzkörperprogramme eine ganze Menge Vorteile, aber es ist nahezu unmöglich, jeder Muskelgruppe gegenüber jenen hohen Konzentrationsgrad aufzubringen wie bei einem Splittraining. Üblicherweise ist dann auch die Qualität der Durchführung meist höher bei einem Split.
Denke an deine berufliche Arbeitswoche und stelle dir vor, dass bis Freitag alles erledigt sein muss. Wirst du die Aufgaben eher pünktlich erledigt haben, wenn du dich nur auf eine oder zwei Sachen gleichzeitig konzentrierst (um dann zur nächsten überzugehen) oder wenn du alles auf einmal zu schaffen versuchst? Vermutlich wird wohl der erste Ansatz erfolgsversprechender sein.
Ähnlich wird es bei einem Ganzkörperprogrammen sein. Auch dort wirst du, wenn du nicht hundertprozentig fokussiert bist, eher ein „halbherziges“ Training absolvieren, weil dir physisch wie mental schlicht und ergreifend zu viel abverlangt wird. Wenn das geschieht, werden auch die Vorteile, die ein Ganzkörpertraining mit sich bringen kann, neutralisiert.
#3 – Geringeres Risiko eines Übertrainings
Ganzkörperroutinen sind lang und erschöpfend. Trotz ihrer vielen Vorzüge kommen die meisten Athleten auf Dauer mit dieser Belastung einfach nicht zurecht.
Mit einem Splittraining kannst du innerhalb von 30 bis 60 Minuten ein intensives und qualitativ hochwertiges Training durchziehen. Du gehst frisch, motiviert und mit einem Erfolgsgefühl aus dem Studio. Je größer deine Motivation ist, ins Studio zu gehen, desto besser sind deine Einheiten und umso schneller wirst du deine Ziele erreichen.
Fängst du erst einmal an, beim Gedanken an deine nächste Einheit Widerwillen oder gar Abscheu zu verspüren, kannst du dir sicher sein, dass du dein zentrales Nervensystem überlastet hast und ins Overreaching geraten bist. Ab diesem Zeitpunkt ist jegliches Training weit weniger effektiv.
Zusammenfassung
Noch einmal: Es gibt keinen Grund, Split- und Ganzkörpertraining als einander ausschließende Alternativen zu betrachten. Beide Methoden haben sowohl ihre Vorteile als auch ihre Nachteile und können beziehungsweise sollten innerhalb einer mehrjährigen Trainingskarriere in unterschiedlichen Phasen eine Rolle spielen!
Quelle: t-nation.com/training/full-body-vs-split-training
Leute seid ehrlich zu Euch , trainiert ohne Drogen . Man kann überdurchschnittlich muskulös werden ohne Pharmaka und lebt sicher länger . Wer das nicht begreift sollte unbedingt sein Gehirn trainieren .