„Trainiere auf nüchternen Magen, um mehr Fett zu verbrennen“ – Diese alte Bodybuildingweisheit ist bis heute stark umstritten. Während viele alte Hasen auf das Cardiotraining vor der ersten Mahlzeit schwören, um in der Diät schneller Fett zu verlieren, ist es vor allem die „New School Generation“, die vor dem Hintergrund der Kalorienbilanz keine Evidenz hinter diesem Vorgehen sieht. Eine Studie aus dem Jahe 2017 fand jetzt jedoch neue Hinweise auf Vorteile des Trainings vor dem Frühstück in Bezug auf die Fettverbrennung.
Dass die Kalorienbilanz darüber entscheidet, ob und wie viel wir zu- oder abnehmen, ist mittlerweile zu weiten Teilen ein anerkannter Fakt. Dennoch streiten sich die Gemüter darum, ob das Training auf nüchternen Magen zu gewissen Vorteilen führt, die den Fettabbau erleichtern. Britische Forscher an der University of Bath erforschten, ob man durch das Training im Fastenzustand seine Fettzellen darauf trainieren kann, mehr des gelben (Hüft-) Golds freizusetzen.
Die Studie
Die Briten führten eine kleine Untersuchung an zehn gesunden, aber übergewichtigen Männern durch. Die Forscher ließen ihre Probanden bei moderater Intensität eine Stunde lang am Morgen joggen. Die Intensität entsprach 60 % des VO2max der Teilnehmer. An einem Tag mussten sie bereits vor der ersten Mahlzeit laufen (FASTED) und beim anderen Mal durften sie zwei Stunden vorher ein Frühstück mit ca. 650 Kalorien zu sich nehmen (FED). Die Substratoxidation und der Kalorienverbrauch wurden über eine Atemgasanalyse gemessen. Weiterhin wurden Blutparameter erhoben.
Die Ergebnisse
Beim Lauf im Fastenzustand verbrannten die Teilnehmer etwa 20 Gramm weniger Kohlenhydrate und sieben Gramm mehr Fett im Vergleich zum Lauf mit vorherigem Frühstück. Für die Forscher war das jedoch keine neue Erkenntnis. Das haben bereits zahlreiche Studien vor ihnen bewiesen. Interessanter war jedoch, was im Fettgewebe der Männer passierte. Das Joggen aktivierte zahlreiche Gene, die dafür bekannt sind, die Fettverbrennung zu stimulieren. Allerdings fand diese Aktivierung insbesondere beim Training auf nüchternen Magen statt.
Zum besseren Verständnis sei kurz erklärt, was die Abkürzungen in der Abbildung bedeuten:
ATGL (Adipozyten-Triglycerid-Lipase): Ein Enzym, welches Fett in den Zellen in freie Fettsäuren und Glycerol spaltet.
HSL (Hormonsensitive Lipase): Ein Enzym, welches Fett in den Zellen in freie Fettsäuren und Glycerol spaltet und auf Hormone wie Adrenalin reagiert.
FAT/CD36 (Fettsäuren-Translokase): Ein Enzym, dass lange Fettsäuren in den Fettzellen einlagert.
PDK4 (Pyruvatdehydrogenase-Lipoamidkinase-Isozym): Ein Enzym, welches die Verbrennung von Glukose hemmt und dadurch die Verbrennung von Fettsäuren steigert.
MCP1 (Monocyt Chemoattractant Protein-1): Ein Enzym, das Immunzellen dazu bringt, alte Fettzellen zu entfernen, sodass stattdessen neuen Fettzellen aufgebaut werden können.
Schlussfolgerung der Forscher
„Diese Studie liefert die ersten Hinweise darauf, dass der Nahrungsstatus die Resonanz der Fettzellen auf akutes Training verändert. […] Mehrere Gene, die im Fettstoffwechsel, Insulin-Signaling und Glukosetransport beteiligt sind, wurden unterschiedlich stark exprimiert, wenn die körperliche Betätigung im nüchternen Zustand statt nach einer vorherigen Nahrungsaufnahme durchgeführt wurde. […] Aufgrund der Natur und Richtung dieser Unterschiede stellen wir die Hypothese auf, dass die Nahrungsaufnahme wahrscheinlich langfristige Adaptationen innerhalb des Fettgewebes in Reaktion auf normales Training herabsenkt.“
Dass beim nüchternen Training mehr Fett verbrannt wird als beim Training nach einer Mahlzeit, war zwar keine Überraschung, bedeutet jedoch nicht automatisch, dass am Ende schneller Körperfett abgebaut wird. Dabei kommt es vor allem auf die Prozesse und Bilanzen an, die über den gesamten Tag ablaufen. Die Erkenntnis aus dieser Studie deuten aber darauf hin, dass Nüchterntraining langfristig zu Veränderungen im Fettgewebe führen könnte, die einen Fettabbau vereinfachen und dafür sorgen, dass Körperfett weniger schnell aufgebaut werden kann. Um dies zu bestätigen, müssen künftig weitere Langzeitstudien mit größerer Teilnehmerzahl durchgeführt werden.
Primärquelle: ergo-log.com/exercising-before-breakfast-trains-your-fat-tissues-to-break-themselves-down.html
Literaturquelle:
Chen, Yung-Chih, et al. „Feeding influences adipose tissue responses to exercise in overweight men.“ American Journal of Physiology-Endocrinology and Metabolism 313.1 (2017): E84-E93.