Instinktives Training bedeutet grundsätzlich, dass sich die Trainingsintensität daran orientieren sollte, wie man sich während einer bestimmten Einheit fühlt. Im Wesentlichen setzt man also auf eine Kombination aus Erfahrung und Instinkt, um die eigenen Workouts von Tag zu Tag zu lenken. Diese Vorgehensweise hilft dabei, die Tatsache zu adressieren, dass äußere Einflüsse wie Schlafmuster, Ernährung, Stress und eventuell vorherrschende Wehwehchen die maximale Leistungsfähigkeit signifikant beeinträchtigen können!
Die aktuelle Wissenschaft scheint den Ansatz des instinktiven Trainings zu unterstützen. In wissenschaftlichen Kreisen wird diese Strategie auch „autoregulatorisches Training“ genannt und Forscher haben dessen Anwendbarkeit in vielerlei flexiblen Periodisierungsmodellen evaluiert.
In einer Studie vom St. Francis College im amerikanischen New York wurden 16 Kraftsportler auf Anfängerniveau in zwei Gruppen eingeteilt. Alle Probanden sollten zwei Mal wöchentlich dasselbe Trainingsvolumen und die gleichen Wiederholungsschemata (10RM, 15RM und 20RM) bewältigen. Während die eine Gruppe den Plan aber reglementiert ausführte, war es der anderen Gruppe wiederum erlaubt, selbst auf Basis des eigenen Wohlbefindens zu entscheiden, wann das Workout absolviert wird.
Am Ende des insgesamt zwölf Wochen andauernden Experiments, konnten die instinktiv trainierenden Probanden ihre Kraft in der Beinpresse um durchschnittlich 62 Kilo steigern. Die Steigerung der Testpersonen in der Kontrollgruppe lag hingegen bei nur 16 Kilo.
Obwohl die Ergebnisse für Kraftsport Neulinge durchaus beeindruckend sind, bietet sich instinktives Training dennoch mehr für fortgeschrittenere Athleten an. Man muss schon sehr im Einklang mit seinem mentalen, körperlichen und emotionalen Zustand sein und wissen, wie diese Faktoren die Leistungsfähigkeit beeinflussen können. Eine solches Feingefühl entwickelt sich in den meisten Fällen erst mit längerer Trainingserfahrung. Als Anfänger ist man häufig nicht ausreichend auf die Nuancen des Trainings sensibilisiert, um Verfassung an einem bestimmten Tag beurteilen zu können, was sich dann natürlich in weniger guten Resultaten niederschlägt.
Es ist außerdem wichtig zu verstehen, dass instinktives Training einen gewaltigen Nachteil mit sich bringt. Sofern man nämlich nicht im höchsten Maß motiviert ist, kann es verlockend sein, sich der Faulheit hinzugeben. Die flexible Natur dieser Strategie liefert praktisch direkt eine fertige Ausrede mit, die Dinge etwas lockerer angehen zu lassen, auch wenn man sich eigentlich gut fühlt. Sei deshalb immer ehrlich zu dir selbst. Wenn du eher der Typ Mensch bist, der Reglementierung benötigt, um mit Eifer bei der Sache zu bleiben, dann ist ein etwas traditionellerer Ansatz vielleicht für dich die bessere Alternative.
Auf der anderen Seite ist es so, dass man instinktives Training auch als anderes Extrem sehen kann, sprich als Grund dafür, sich in jeder Situation und trotz Symptomen der Erschöpfung oder Verletzungen durchzubeißen. Man darf nie vergessen, dass der Körper sich adäquat erholen muss, um seine Ressourcen wieder regenerieren zu können. Andernfalls wird man in puncto Fortschritt gegen eine Wand laufen.
Unabhängig des subjektiven Befindens ist es deshalb sinnvoll, in regelmäßigen Abständen Deload Phasen in den eigenen Trainingsplan einzubauen. Wer wirklich ehrlich zu sich selbst sein kann, sowohl in positiven als auch in negativen Phasen, profitiert sicherlich von instinktivem Training. Ist man jedoch eher dazu geneigt, zu viel oder zu wenig zu machen, fährt man mit einem fest verankertem System aller Voraussicht nach besser!
Quelle: t-nation.com/training/tip-use-instinctive-training-wisely
Referenzstudie: ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20042923