In der Geschichte des Wettkampfbodybuildings gab es einige Athleten, die von vielen als ungekrönte Mr. Olympia gehandelt werden. Kevin Levrone, Flex Wheeler oder Kai Greene sind nur einige Beispiele der letzten 20 Jahre. Doch blicken wir ein wenig tiefer in die Vergangenheit des Sports zurück, erinnern wir uns an Athleten, über die heute nicht mehr so oft gesprochen wird. Einer von ihnen ist Serge Nubret, ein Bodybuilder aus der Karibik, der bereits mit Arnold Schwarzenegger und Co. um den begehrten Titel kämpfte.
Serge Nubret wurde am 6. Oktober 1938 auf der karibischen Insel Guadeloupe geboren, welche ein französisches Überseedepartement darstellt. Im Alter von zwölf Jahren zog er mit seiner Familie nach Frankreich, wo er nicht zuletzt durch die bessere Förderung recht schnell sein athletisches Potenzial entdeckte. Nachdem er 1958 zurück in seine Heimat ging, entschied sich der 19-Jährige inspiriert von Lee Price dazu, Bodybuilder zu werden. Bereits im selben Jahr gewann Nubret seinen ersten Wettkampf, den Mr. Guadeloupe, und weitere zwei Jahre darauf den IFBB World Most Muscular Man in Montreal, womit er sich die Profi-Lizenz verdiente.
Schon jetzt war das große Talent des jungen Mannes erkennbar und er begann seinen Körper immer weiter zu verbessern. Nach einigen Top 3 Platzierungen beim NABBA Mr Universe nahm der 1,83 Meter große Athlet mit französischer Staatsbürgerschaft 1972 an seinem ersten Mr. Olympia teil und platzierte sich auf Anhieb als Dritter hinter Arnold Schwarzenegger und Sergio Oliva. Auch im darauf folgenden Jahr jagte „The Black Panther“, wie Nubret auch genannt wurde, den späteren Gouverneur von Kalifornien und platzierte sich erneut als Dritter hinter Franco Columbu. 1975, in dem Jahr als Pumping Iron gedreht wurde, konnte Nubret sogar den zweiten Platz belegen.
Das Kuriose dabei: Im Dokumentarfilm, in dem hauptsächlich die Rivalität zwischen Arnold und Lou Ferrigno gezeigt wurde, spielte Serge Nubret nur eine untergeordnete Rolle und das trotz der Tatsache, dass er den Ferrigno hinter sich lassen konnte. Es gibt mehrere spekulative Gründe, weshalb er trotz seiner Leistung nur wenig Aufmerksamkeit in dem Film bekam. Zum einen stand der damals 36-Jährige bereits zuvor als Schauspieler vor der Kamera und tat dies auch offen kund. Aufgrund dessen habe er zu hohe Gehaltsansprüche für die Rolle gehabt, weshalb man ihm eine kleinere Rolle zuwies.
Zum anderen habe Nubret zuvor in einem Pornofilm mitgespielt. Aus diesem Grund soll er 1975 fast vom Mr. Olympia Wettkampf ausgeschlossen worden sein und durfte nur sehr kurzfristig noch daran teilnehmen. Dass dies der Grund für seine kleinere Rolle in Pumping Iron war, ist rein spekulativ und ist noch immer Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Selbst heutzutage wäre es allerdings denkbar, dass ein Athlet aufgrund der Teilnahme an pornografischen Filmen derartige Konsequenzen zu befürchten hat. Daher ist diese These nicht völlig von der Hand zu weisen.
Der dritte Grund, weshalb viele Szenen mit ihm nicht im fertigen Film auftauchten, könnte gewesen sein, dass man die Rivalität des Österreichers Schwarzenegger und des US-Amerikaners Ferrigno darstellen wollte. Jeder der Beteiligten wusste im Vorfeld, dass die Show gefilmt wird und es sollte sich rein um Arnold und Lou drehen. Da Serge Nubret nur sehr kurzfristig teilnehmen durfte, war er in die Planungen womöglich nicht einbezogen. Dennoch sah der karibische Athlet, der für Frankreich an den Start ging, in diesem Jahr sehr gut aus. Sogar so gut, dass man ihm ebenso auf die Spitze des Treppchens hätte stellen können.
Im Film Pumping Iron, der 1977 erschien, hätte es jedoch womöglich nicht besonders professionell ausgesehen, wenn Schwarzenegger und Ferrigno nur um den zweiten Platz gekämpft hätten. Möglicherweise hat man den Titel deshalb dem Österreicher zugewiesen und Nubret hinter ihm platziert. Viele Kritiker und Fans behaupten jedoch noch heute, dass der wahre Mr. Olympia 1975 Serge Nubret heißen sollte. Im Anschluss an diesem Vorfall ist der 2011 verstorbene Franzose nie wieder unter dem Dach der IFBB gestartet, sondern gründete 1976 seinen eigenen Verband, die World Amateur Bodybuilding Association (WABBA), die es bis heute gibt. Womöglich hätte er den Titel des Mr. Olympia in einem der folgenden Jahre gewonnen, hätte er es nur weiter versucht.