Kennst Du dieses befreiende Gefühl, wenn du endlich die alltäglichen Sorgen für einen kurzen Moment vergisst, weil du dich komplett auf dein Training konzentrierst? Wenn das Dopamin durch deinen Körper rauscht und sämtliche Pflichten nebensächlich sind, weil gerade eine Langhantel auf deinen Schultern lastet? Dieses Gefühl ist für viele Athleten der Ausgleich zum Job und bildet oft den Abschluss eines erfolgreichen Tages. Kritisch wird es nur dann, wenn der Studiobesuch plötzlich nicht mehr als Ausgleich dient, sondern zur weiteren Belastungsprobe wird, weil diverse Stereotypen jede Möglichkeiten nutzen, deine Nerven zu strapazieren!
Die Tür öffnet sich. Du legst die Chipkarte auf das Lesegerät und kurz darauf öffnet sich das Drehkreuz. Zu diesem Zeitpunkt weißt du noch nicht, welche exotischen Besucher du heute auf Deiner Studiosafari entdecken wirst.
Um vorbereitet zu sein, findest du hier die „Big Five“ der nervigsten Besucher eines Fitnessstudios!
#1 – Der Hantelsammler
Dieses Exemplar plant bereits im Voraus für seine ganze Trainingseinheit. Er verwendet die Hanteln nicht nacheinander. Nein, er reserviert alle. Egal ob 30kg für das Kurzhantelbankdrücken am Anfang des Workouts oder 5kg für das Seitheben als Finisher. Im Workout gehören alle Kurzhanteln ihm.
Mutig ist, wer sich dazu durchringen kann, nach einem für das eigene Workout benötigte Gewicht zu fragen. Die Chance auf eine positive Antwort geht gegen Null.
Damit aber nicht genug. Wenn sein Workout sich dem Ende neigt, bleibt keine Zeit mehr, um die gelagerten Hanteln wieder an ihren ursprünglichen Platz zu bringen.
Notiz an dich, lieber Hantelsammler: Bitte denke doch daran, dass auch andere mit Kurzhanteln trainieren und du mit deiner Mitgliedschaft kein alleiniges Recht auf die Hantelablage erworben hast.
#2 – Der Stinker
Niemand behauptet, dass man im Studio nicht schwitzen darf. Dass es dadurch nicht immer riecht, wie im sonnengeküssten Rosengarten, ist auch vollkommen in Ordnung. Der eine oder andere Besucher glaubt aber anscheinend, dass das Studio ein rechtsfreier Ort ist, an dem man sämtliche Gepflogenheiten über Bord werfen darf.
Warum muss ein bereits durchgeschwitztes Tanktop noch einmal getragen werden, obwohl es schon in der letzten Woche nach Verwesung gerochen hat?
Weshalb wird vor dem Workout nicht ein kleiner Stoß aus der Deo Dose verwendet, um wenigstens ein wenig guten Willen zu zeigen?
Und aus welchem Grund werden die Handschuhe nicht auch einmal gewaschen, wenn sie schon seit einem Monat nach nassem Hund riechen?
Lieber Stinker, du zerstörst mit deinem penetranten Geruch viel mehr als nur unsere Geruchsnerven. Niemand kann einen schweren Arbeitssatz beenden, wenn ihm plötzlich ein Gestank in die Nase fliegt, bei dem er fast ohnmächtig wird.
#3 – Der Schwitzer
Nicht weniger ekelerregend ist dieser Kandidat. Wie oben bereits erwähnt, ist Schwitzen im Gym erlaubt. Wir sind dort, um zu schwitzen und wenige Athleten werden ihr dreifaches Körpergewicht beugen, ohne einen Schweißfilm auf der Haut zu entwickeln.
Wieso aber verwende ich kein saugfähiges Handtuch, wenn ich weiß, dass die Niagarafälle bei der kleinsten Anstrengung über mich herunterbrechen?
Es scheint, als ob der Schwitzer in seiner Veranlagung eine Obsession gefunden hat. Nicht anders wäre es sonst zu erklären, dass er die Schweißentwicklung durch enganliegende Funktionsshirts zusätzlich provoziert.
Sehr geehrter Herr Schwitzer, wir kommen nicht ins Gym, um zu schwimmen. Wenn wir unsh auf die Bank legen, möchten wir uns nicht in einen See aus Schweiß legen. Eventuell lässt du dich einmal im Handtuchfachgeschäft beraten?
#4 – Der Instagramer
Ja, wir haben es akzeptiert. Bodybuilding ist nicht mehr der Sport, den viele alteingesessene Athleten so geliebt haben. Die Fitnessszene und Social Media sind heute unzertrennlich. Ob man diese Entwicklung positiv oder negativ sieht, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ist man Verfechter der alten Schule, sollte man zumindest so viel Toleranz zeigen, dass man der neuen Generation ihren Freiraum lässt und sich auf seine eigene Entwicklung konzentriert.
Diese Toleranz darf aber spätestens dann hinterfragt werden, wenn Geräte und Hanteln nicht mehr als Trainingsequipment verwendet werden und zu einem Schauplatz der Selbstdarstellung verkommen.
Oft genug kommt es vor, dass die Hantelstange mit einer Unmenge an Gewichten beladen wird, um sie kurz darauf wieder abzuräumen, ohne dass ein Arbeitssatz durchgeführt wurde. Für ein Instagram Selfie hat es aber gereicht.
Bedenkt man nun, dass diese Selbstdarsteller motivierten Athleten die Möglichkeit auf Gewichte und freie Plätze auf der Bank nehmen, sind kritische Situationen vorprogrammiert.
Darum eine Bitte an euch, verehrte Influencer: Verfolgt eure Social Media Karriere doch an einem anderen Ort und blockiert nicht zur Primetime Equipment, das ernsthaft trainierende Sportler eventuell benötigen.
#5 – Der Übertreiber
Wer Muskeln will, muss schwere Gewichte verwenden, oder? So weit richtig. Schwere Gewichte müssen aber nicht nur verwendet werden, man muss sie auch bewegen.
Der Muskel hat keine Augen und wird nicht von 400kg auf der Beinpresse beeindruckt sein, wenn diese 400kg nicht über einen großen Bewegungsumfang auf ihm lasten.
Wer eine halbe Stunde damit verbringt, Gewichte auf die Stange zu laden, seine Bandagen für den Gelenkschutz anzulegen, um am Ende ein riesiges Gewicht mit einer Amplitude von 3cm zu bewegen, darf nicht auf exzessives Muskelwachstum hoffen.
Nein, lieber Übertreiber. Mit deinem Maximalversuch hast du keinen neuen Weltrekord gebrochen. Du hast zwar versucht, mit deinem lauten Grunzen auf deine gefühlte Anstrengung aufmerksam zu machen, einen Muskelreiz wirst du aber kaum gesetzt haben. Dein Applaus bleibt aus.
Wer sich auf Studiosafari begibt, wird nicht selten auf die oben genannten Stereotypen treffen. Das wohl beste Gegenmittel ist und bleibt der eigene Fokus. Auch wenn es noch so schwierig ist, an seinen guten Manieren festzuhalten, profitiert der ernsthaft trainierende Athlet mehr davon, sich auf sich und seine Entwicklung zu konzentrieren!
Es fehlen noch die Geschichtenerzähler (Frauen), die ganze Zeit am sabbeln sind.
#6 der angepasste unauffällige darstellende Mitläufer, der sein Selbst wegschliesst, um Teil der (Fitness)community zu sein. Er macht nie sein Ding, zieht an was cool aussieht, stylt sich bevor er ins gym geht, trainiert wie die anderen, fuehlt sich von jedem abweichen der unausgesprochenen spielregeln angegriffen, da er selbst sich doch solche muehe gibt.
Wo sind die hardcore/strongman gyms geblieben, wo authentisch gestoehnt wird, zur motivation auch mal laut angefeuert, kreidestaub in der luft haengt, wo das (zusammen)sein und machen kein modernes schauspiel sondern ein feiern und unterstützen ist. Wo es um unsre Lebendigkeit geht, nichts anderes ist sport.
Lieber schweiß als schein.