Denjenigen unter euch, die sich für Wettkampfbodybuilding interessieren, wird der Name Ben Pakulski nicht unbekannt sein. Beneidet wurde der kanadische IFBB Pro stets für seine ausladenden Beine und Waden sowie für seine kanonenkugelartigen Schultern. Dazu im Kontrast stand auf der Bühne immer stets seine Arm- und Rückenpartie. Viel bekannter ist der heute 37 jährige aber für seinen besonders wissenschaftlichen Ansatz des Trainings und der Ernährung. Im Jahr 2013 erschienenen ersten Teil der Filmreihe Generation Iron konnte man ihn sogar im Labor unter Anleitung von Wissenschaftlern trainieren sehen!
Doch Wissenschaft hin oder her, seine Arme und Rücken konnten bisher nicht mit dem Rest seines Körpers gleich ziehen. Bei einem ganz anderen Problem konnte seine durchdachte Herangehensweise allerdings Berge versetzen. Wir gehen zurück ins Jahr 2013. Der Profi mit dem Spitznamen „Pak Man“ startete bei der Arnold Classic in Columbus, dem prestigeträchtigsten Wettkampf nach dem Mr. Olympia. Obwohl er dort mit dem Gewinn des zweiten Platzes seinen bisher größten Wettkampferfolg feierte, war das keineswegs eine unumstritten Platzierung. Viele Kritiker bemängelten Pakulskis Mittelpartie. Sein Bauch schien aufgebläht und dick zu sein, was natürlich die komplette Linie eines Bodybuilders leiden lässt.
Tatsächlich war es jedoch kein Einzelfall. Was sich in den Jahren zuvor anbahnte, nahm nun seinen Höhepunkt an. Immer mehr Athleten der offenen Klasse hatten mit herausragenden Bäuchen zu kämpfen. Wild wurde über die Ursache des Problems spekuliert und diskutiert. Vorbei seien die Zeiten der klassischen Linien aus den 70er und 80er Jahren. Alles geschuldet dem Trend nach immer mehr Masse, so die Kritiker. Ein großer Aufschrei ging durch die Szene mit der Forderung nach Bestrafung von derartigen „Wampen“ auf der Bühne. Selbst Arnold Schwarzenegger meldete sich zu Wort.
Auch heute haben einige Athleten noch mit dem Problem der „Wachswampe“ zu kämpfen, doch hat sich die Zahl deutlich reduziert. Manch Athlet, der früher noch damit kämpfte, hat mittlerweile wieder mehr Kontrolle über seine Mittelpartie erlangt. Besonders beeindruckend ist aber die Transformation von Ben Pakulski. Im Jahre 2016 schockte er die Bodybuilding-Welt und präsentierte eine Vakuum-Pose, wie man sie selten bei so massiven Athleten gesehen hat. Zwar musste der 1981 in Toronto geborene Ben ein wenig seiner Masse einbüßen, doch er sah deutlich ästhetischer aus und die schmale Taille hinterließ einen vollkommen anderen Gesamteindruck.
In der Zwischenzeit hatte sich Pakulski ein eigenes Fitnessstudio namens MI40 Gym aufgebaut. Er trainiert dort mittlerweile andere Athleten, gibt Seminare und hält im Internet regelmäßig Podcasts zu einer Vielzahl von Themen. Sei es mentale Leistung, Trainingsphilosophien, Ernährung oder Persönlichkeitsentwicklung. Auf unsere Nachfrage hin sagte Pakulski, dass er die Wettkampfbühne nicht mehr betreten werde. Zwar habe der Vater von zwei Kindern diese Zeit geliebt, wolle sich nun allerdings wichtigeren Themen widmen, wie er uns verriet. Wer seine Podcast-Reihe kennt, der dürfte wissen, dass sich der 37-Jährige auch mit sehr tiefgründigen Themen auseinandersetzt.
In einem seinem Podcasts sprach er davon, er würde derzeit lediglich eine Hormonersatztherapie mit Testosteron machen. Das jahrelange Bodybuilding habe seine eigene Produktion so weit heruntergefahren, dass dies nötig sei. Die Dosis beschränke sich aber auf die Menge, die ein gesunder Erwachsener natürlicherweise produzieren kann. Dementsprechend hat Pakulski auch ein wenig seiner früheren Muskelmasse verloren, präsentiert sich aber weiterhin in stabiler Form und sieht gesünder aus. Statt seinen 283 Pfund (128,6 Kilo) in Wettkampfform bringt er heute immer noch stabile 275 Pfund (125 Kilo) auf die Waage, verständlicherweise nicht mehr in bühnenreifer Form!