Der Beruf des Holzfällers zählt zu den maskulinsten Jobs überhaupt. Muskelbepackte Männer mit dichten, langen Bärten und karierten Flanellhemden, wie man sie aus alten Filmen kennt. Doch auch wenn es aufgrund modernster Technik bei uns wohl nur noch wenige von ihnen gibt, befasste sich tatsächlich eine wissenschaftliche Studie mit der Frage, ob das Hacken von Holz auf irgendeine Weise mit dem Testosteronspiegel korreliert.
In der Wissenschaft ist seit längerer Zeit bekannt, dass Sport auf Wettkampfniveau die Produktion von Testosteron bei Männern steigern kann. Grund dafür könnte die mentale Einstellung sein, sich gegen seine Konkurrenten durchsetzen zu müssen, wobei ein höherer Testosteronspiegel zu mehr Kampfgeist, Aggression und körperlicher Leistung beitragen kann. Die Forscher der University of California wollten daher wissen, wie sich körperliche Betätigung, die nicht zum Zwecke des sportlichen Wettstreits ausgeführt wird, im Vergleich schlägt.
Aus diesem Grund rekrutierten die Wissenschaftler 63 Männer vom indigenen Stamm der Tsimane in Bolivien und analysierten ihren Testosteronspiegel bevor und nachdem sie in den Wäldern des südamerikanischen Landes Bäume fällten. Das Ergebnis war erstaunlich.
Neue Studie: Wie die Kindheit unseren Testosteronspiegel beeinflusst!
Um ganze 46,8 Prozent stieg der Testosteronspiegel der Eingeborenen während dieser alltäglichen Aufgabe an. Zum Vergleich: Die Blutkonzentration des männlichen Sexualhormons stieg um 17 Prozent stärker als vergleichbare Studien beim Fußballspielen gezeigt haben.
Der Hauptautor der Studie Ben Trumble erklärt, weshalb der Testosteronspiegel beim Holzhacken steigt:
„Wenn man besser dazu in der Lage ist, den Zucker im Blut in die Muskelzellen zu schleusen, kann man ihn effektiver zur Energiegewinnung nutzen und somit wahrscheinlich
Besonders wichtig ist das für die Tsimane, da sie von der Natur als Quelle für Nahrung, Brennstoff und Baumaterial abhängig sind. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass die Wissenschaftler außerdem beobachten konnten, dass die Männer dieses Stammes zwar generell einen geringeren Testosteronspiegel als Vergleichspersonen in den westlichen Industriestaaten haben, aber die akuten Spikes länger aufrechterhalten.
„Wenn du beispielsweise ein 50-jähriger Mann der Tsimane bist, hast du wahrscheinlich sechs oder mehr Kinder und musst sie mit Nahrung versorgen. Wenn du die Fähigkeit verlierst, diese akuten Spikes des Testosterons zu produzieren, die deine Fähigkeit Holz zu hacken steigern, wäre das schlecht für deine Familie“, beschreibt Trumble.
Auch wenn die meisten von uns nicht vom Holzhacken abhängig sind, kann uns diese Studie dennoch etwas sagen, denn auch Krafttraining und andere intensive, aber nicht unbedingt direkt wettbewerbsmäßige Sportarten können den Testosteronspiegel akut erhöhen. Zwar ist ein hoher Spiegel im Normalbereich in Bezug auf den Muskelaufbau nicht unbedingt besser als ein niedriger, aber normaler Testosteronspiegel, doch können bestimmte Lifestylefaktoren besonders im Alter dafür sorgen, dass ein Testosteronmangel entsteht.
Ein Defizit dieses wichtigen Hormons fördert hingegen nicht nur Muskelabbau und Fettzunahme, sondern auch Osteoporose und Depressionen. Also entweder fängst du an, Holz zu hacken, oder du suchst dir eine andere sportliche Aktivität, um dich fit zu halten und deinen Testosteronspiegel auf Vordermann zu bringen beziehungsweise zu halten!
Primärquelle:
newsfeed.time.com/2013/08/26/chopping-wood-a-manlier-feel-than-sports/#ixzz2d65PBRR6
Literaturquelle:
Trumble, Benjamin C., et al. „Age-independent increases in male salivary testosterone during horticultural activity among Tsimane forager-farmers.“ Evolution and Human Behavior 34.5 (2013): 350-357.