In einer idealen Welt besuchen Hobbysportler das Fitnessstudio, um ihre Gesundheit zu fördern. Sie bewegen Gewichte, überschreiten Grenzen, ernähren sich gesund und steigern ihre Trainingsleistung bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie zufrieden mit den Ergebnissen sind. In dieser Welt haben Athleten auch einen identischen Testosteronspiegel und weisen keinen Mangel auf!
Leider gibt es diese ideale Welt nicht. Alltagsstress und moderner Lebensstil führen dazu, dass die Quote an Personen, die unter einem Testosteronmangel leiden, weiter steigt.
Traurigerweise leben wir in einer Zeit, in der Ungeduld das Handeln bestimmt. Niemand wartet gerne auf Erfolg oder übt sich in Geduld, um später die Früchte seiner Disziplin zu ernten.
So kommt es vor, dass bereits junge Athleten unwissend zur ersten Spritze greifen, noch bevor sie ihr eigenes Körpergewicht auf der Bank drücken oder das Potenzial von Training und Ernährung ausgereizt haben. Das ist erschreckend und kann nicht toleriert werden.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Athleten, die unter einem Mangel an Testosteron leiden und von einer externen Testosterongabe profitieren würden. Durch die negative Wahrnehmung von Steroiden, die durch den Missbrauch ungeduldiger Trainingsanfänger geschürt wird, entscheiden sich diese aber oftmals gegen eine Testosteronersatztherapie, obwohl sie ihre Lebensqualität damit steigern könnten.
Ein Mindestmaß an Hintergrundwissen liefern die folgenden vier Punkte, die mit Vorurteilen über eine Testosteronersatztherapie aufäumen sollen!
#1 – Steroidkonsum ist nicht automatisch Betrug
Auch wenn es militante Steroidgegner nicht wahrhaben wollen: der Einsatz anaboler Steroide bewirkt nicht automatisch, dass ein Mensch ganz ohne Anstrengung über Nacht zum Monster wird.
Wenn ein diagnostizierter Mangel an Testosteron besteht, ist eine Testosterongabe vergleichbar mit der Verwendung von verschreibungspflichtigen Medikamenten gegen Asthma, sofern der Patient nachgewiesen unter Asthma leidet.
Die Symptome eines Testosterondefizits sind vielfältig. Depressionen, Antriebslosigkeit, mangelnde Libido und Muskelschwund sind nur einige der vielfältigen Merkmale. Mit diesen Einschränkungen lebt ein großer Teil der Männer aber, weil sie glauben, dass sie betrügen würden, wenn sie sich einer Testosteronersatztherapie unterziehen würden.
Um noch einmal auf den Asthmapatienten zurückzukommen: mit entsprechender Medikation wird dieser seine Trainingsleistung signifikant steigern können, weil er nicht mehr unter Atemnot leidet und keine Angst haben muss, unter der Langhantel atemlos zusammenzubrechen. Hier würde niemand auch nur im Traum daran denken, die Medikamente als Betrug anzusehen. Wieso also bei einer Testosteronersatztherapie, die ein festgestelltes Defizit behebt und die Werte auf ein normales Niveau bringt?
Festgehalten werden muss, dass eine Unterscheidung zwischen einer Testosteronersatztherapie und einer Kur gemacht werden muss. Wer sich durch manipulierte Testosteronwerte ein Rezept beim Arzt seines Vertrauens besorgt und mit 250mg Testosteron Enantat pro Woche seinem angeblichen Mangel entgegentritt, befindet sich nicht in einer Ersatztherapie. Er ist mitten in einem Cycle.
#2 – Testosteronersatz bedeutet nicht nur Testosteron
Hat man sich dazu entschieden, seinen Mangel zu beheben, ist es etwas komplexer, als viele Betroffene annehmen. Mal eben zum netten Arzt von nebenan, auf Rezept die Ampullen besorgen, kurz die Nadel rein und für den Rest des Lebens glücklich sein. So einfach ist es nicht.
Eine Testosteronersatztherapie geht Hand in Hand mit dauerhafter Überwachung verschiedenster Blutwerte. Es gibt keine Wirkung ohne Nebenwirkung und alle positiven Eigenschaften, die bei der Beseitigung eines Mangels entstehen, können durch Nebenwirkungen begleitet werden.
Aus diesem Grund ist es unumgänglich, dass der liebe Onkel Doktor alle ein bis drei Monate die Blutwerte überprüft, um auftretende Abweichungen der folgenden Daten möglichst früh zu erkennen:
- Freies Testosteron
- Gesamtes Testosteron
- Östrogen
- SHBG
- FSH
- LH
- DHT
- PSA
- TSH
- T3
- T4
- HCG
Weil viele Ärzte nicht tief genug in der Materie stecken, ist Eigeninitiative gefragt. Wer eine Testosteronersatztherapie startet, muss dafür Verantwortung übernehmen und sich eigenständig mit Wirkungsmechanismen im Körper beschäftigen. Nur so können zusammen mit dem behandelnden Arzt passende Injektionsintervalle und Dosierungen ausgearbeitet und angepasst werden.
Keine Lust auf Recherche? Die Wahrscheinlichkeit, dass eine 0815-Lehrbuch-Kur verschrieben wird, ist groß. Diese wird zwar einen Mangel über einen kurzen Zeitraum beseitigen und die Lebensqualität anheben, endet aber bei zu langem Injektionsintervall in einem Loch aus Depressionen und Antriebslosigkeit.
#3 – Eine Testosteronersatztherapie ist keine Kurzzeitangelegenheit
Der Unterschied zwischen einer undurchdachten Einsteigerkur und einer Testosteronersatztherapie ist die Dauer.
Hobbysportler verwenden anabole Steroide über einen gewissen Zeitraum, um danach abzusetzen und darauf zu hoffen, dass möglichst viel Magermasse bleibt. Entscheidet man sich für eine Testosteronersatztherapie, muss man sich darauf einstellen, ein Leben lang mit Injektionen zu leben.
Ein Mangel an Testosteron kann nicht wie eine Grippe behandelt werden. Er ist nicht irgendwann weg. Er kann nur immer wieder ausgeglichen werden. Man wird nicht nach kurzer Zeit darauf hoffen können, dass man spritzenfrei und mit behobenem Defizit durch das Leben tanzt.
Zusätzlich werden einige Tage ins Land ziehen, bevor Dosis und Injektionsintervall stimmen. Anpassungen sind gerade am Anfang einer Testosteronersatztherapie notwendig, um Spiegelschwankungen zu vermeiden.
Insgesamt darf man als Betroffener deshalb nicht hoffen, dass man dauerhaft geheilt wird und muss entscheiden, wo die Prioritäten liegen. Möchte ich mit einer für mich passenden Dosis glücklich sein, auch wenn ich dafür den Rest meines Lebens auf Nadeln angewiesen bin oder ist mein aktueller Zustand trotz Mangel annehmbar und ich verzichte auf eine Substitution?
#4 – Es ist keine große Sache
Nach den bisher behandelten Punkten könnte man als Betroffener leicht abgeschreckt sein und vorzeitig die Flinte ins Korn werfen. Obwohl Blutuntersuchungen, Injektionen und eventuell auftretende Nebenwirkungen im ersten Moment wie ein Horrorfilm klingen mögen, ist eine Testosteronersatztherapie kein Staatsakt.
Zu einer großen Sache wird es erst, wenn Sportler illegale Substanzen ohne Hirn und Verstand missbrauchen und Medien eine Chance wittern, eine neue Sau durch das Dorf zu treiben. Dadurch wird vielen Athleten die Chance genommen, ihren Mangel zu beheben.
Erfahrungsgemäß erfahren Patienten, die sich nach festgestelltem Mangel für eine Therapie entscheiden, ein ganz neues Lebensgefühl. Plötzlich ist da Energie. Man freut sich über die kleinen Dinge des Lebens. Antriebslosigkeit gehört der Vergangenheit an.
Dieser Artikel soll niemanden dazu motivieren, im nächsten Augenblick den erstbesten Arzt aufzusuchen und direkt mit einer Testosteronersatztherapie zu starten. Noch weniger dient er als Absolution für alle, die beim Hinterhofdealer einkaufen und das ganze Testosteronersatztherapie nennen.
Trotzdem muss aber festgehalten werden, dass eine Verbesserung der Lebensqualität für Betroffene viel wert sein kann und ein ganz neues Gefühl mit sich bringt. Wer also unter schweren Depressionen und einem nachgewiesenen Defizit leidet, kann und sollte über eine solche Therapie nachdenken.
Anabole Steroide, Wachstumshormone und ähnliche Stoffe sind entweder verschreibungspflichtig oder überhaupt nicht mehr aus einer Apotheke zu beziehen. Derartige Substanzen ohne Rezept zu erwerben oder zu besitzen ist strafbar. Zudem kann die Verwendung sowohl kurzfristige als auch dauerhafte körperliche Schäden mit sich bringen!
[…] Testosteronersatztherapie – Wenn Steroide konsumieren angebracht ist! […]
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