Nach den Top-Platzierungen von Urs Kalecinski und Mike Sommerfeld in Mexiko – Letzterer fliegt durch seinen Sieg mit direkter Qualifikation zum Mr. Olympia 2021 nach Orlando – blickte am gestrigen Sonntag ganz Bodybuilding-Deutschland bis in die Nacht nach Portugal. In Estoril nahe Lissabon gingen nämlich zahlreiche deutsche IFBB Pros an den Start, um die schwarz-rot-goldene Flagge hochzuhalten und ein zweites, noch größeres Tijuana zu bewirken. Unter dem Strich konnten bei der Mr. Big Evolution Pro 2021 durchaus solide, wenn auch gemischte Resultate erzielt werden.
Pro Cards, Pro Cards, Pro Cards
Vor der Mr. Big Evolution Pro 2021 wurde am Samstag ebenfalls in Estoril der Mr. Olympia Amateur ausgetragen. Dementsprechend gab es wieder einige Pro Cards auszuhändigen, von denen unter anderem die deutsche Teilnehmerin Lisa Meiswinkel eine ergattern konnte. Die von Stefan Kienzl trainierte Wellness-Athletin holte sich sowohl Klassen- als auch Gesamtsieg und ging somit als Neu-Profi von der Bühne. Für den Coach aus Österreich sollten sich aber noch weitere Anlässe finden, mit seinen Schützlingen zu feiern.
Auch Kristina Brunauer vermochte es nach zahlreichen Anläufen, sich endlich die Pro Card in der Bikini-Klasse zu sichern. Um den Geschmack der Judges zu treffen, musste die 23-Jährige sogar einige Kilos an Muskulatur abwerfen. Gelohnt hat es sich allemal, dazu aber mehr im weiteren Verlauf des Artikels. Mit dem Franzosen Vincent Dutilly, der in der Classic Physique mit von der Partie war, hatte Kienzl noch einen dritten Protegé in petto, der die Profilizenz mit nach Hause nehmen konnte.
Zu guter Letzt hat es auch Lena Ramsteiner geschafft, eine Pro Card in Estoril zu erobern. Die Figur-Athletin sollte am Sonntag noch einmal groß auftrumpfen.
Die Damen bei der Mr. Big Evolution Pro
Unweigerlich die meisten Eisen im Feuer hatte Deutschland in der Figur-Klasse. Ganze fünf Athletinnen aus der Bundesrepublik gingen hier an den Start, mit insgesamt hervorragenden Ergebnissen. Lena Ramsteiner, die am Samstag erst die Pro Card einheimste, platzierte sich sofort auf Rang zwei hinter der Siegerin und zweifachen Olympia-Teilnehmerin Rhea Gayle aus Großbritannien. Dicht dahinter reihte sich Jennifer Zienert mit der Bronzemedaille ein, gefolgt von Bahar Ayra auf Platz fünf.
Viola Burk knackte mit Rang acht bei ihrem Profi-Debüt ebenso die Top 10. Für Marina Schermer reichte es bedauerlicherweise nur für den geteilten 16. Platz.
Die wie so häufig hart umkämpfte Bikini-Klasse beendete auch Johanna Dürr bei ihrem Profi-Debüt auf Platz 16. Für eine Überraschung hingegen sorgte Kristina Brunauer, die einen Tag nach dem Erhalt ihrer Pro Card tatsächlich die gesamte Konkurrenz hinter sich ließ, die Goldmedaille einsackte und nun im Oktober zum Mr. Olympia fliegt. Ein überaus verdientes und den Judges zufolge eindeutiges Ergebnis.
Lisa Meiswinkel wiederum überzeugte nach dem Gewinn ihrer Profilizenz am Tag zuvor mit einem fünften Platz in der Wellness-Division. In jedem Fall hätte man hier Argumente finden können, sie noch weiter nach vorne zu schieben.
Licht und Schatten bei den Männern
Den Anfang bei den Herren machte Steve Benthin in der 212 Division mit einer sehr starken Leistung. Der 39-Jährige präsentierte auf der Bühne ein enorm starkes Paket, landete am Ende verdientermaßen auf dem zweiten Platz und schlitterte damit nur knapp an der direkten Qualifikation für den Mr. Olympia 2021 vorbei. Gewonnen hat in der Klasse bis 96 Kilogramm der Brasilianer Lucas Coelho. Mit Sicherheit keine drastische Fehlentscheidung, obwohl für „Mr. Masse“ auch mehr hätte drin sein können.
In der Classic Physique lief es für die deutschen Athleten je nach Blickwinkel mehr oder weniger gut. David Hoffmann musste sich mit einem weniger zufriedenstellenden sechsten Platz abfinden. Alles in allem war es offensichtlich nicht die beste Performance des 41-Jährigen, doch die Wertungskriterien in der Kategorie, die klassische Körpertypen bevorzugen soll, werfen definitiv Fragen auf. Speziell die beiden Spanier Jose Maria Mete Bueriberi und German Pastor, die sich Platz eins und zwei sicherten, wären hinsichtlich ihrer Statur wohl besser in der 212-Klasse aufgehoben. Wesley Vissers aus den Niederlanden war demnach mit seinem dritten Platz bedient. Für Fabian Mayr aus Österreich verlief das Profi-Debüt mit dem fünften Platz zwar positiv, allerdings repräsentierten nur wenige Starter die Classic Physique besser als der Wiener. Sein Landsmann Kevin Stütz belegte Rang neun und knackte demzufolge ebenfalls die Top 10. Die zwei weiteren Deutschen Abdelkarim Ammari und Mohamad Al Baghdadi reihten sich auf Platz acht und zehn ein. Für den 22-jährigen Al Baghdadi ein tolles Ergebnis, nachdem er sich vor einer Woche in Alicante die Pro Card verdient hatte.
Die offene Klasse wurde aus deutscher Sicht angeführt von Tim Budesheim und Adolf Burkhard, deren Abschneiden unterschiedlicher kaum hätte ausfallen können. Während sich Tim laut Scorecard unangefochten auf dem zweiten Rang einfand, wurde es für Adolf in der Endkonsequenz Platz elf. Wie einst bei der California Pro 2019 verpasste der ESN-Athlet mit hervorragender Form also nur hauchdünn die direkte Qualifikation für den Mr. Olympia, die schließlich Andrea Presti aus Italien vergönnt blieb. Trotz einer beachtlichen Rückansicht glückte Adolf der Sprung unter die besten Zehn noch nicht.
Im Großen und Ganzen hat sich der Ablaufplan bei der Mr. Big Evolution Pro immer weiter nach hinten verschoben, was zwar keineswegs untypisch für Bodybuilding-Wettkämpfe ist, aber das perfekte Timing unweigerlich erschwert. Selbstverständlich haben alle Athleten dieselben Bedingungen, doch während der eine besser mit den zeitlichen Verschiebungen klarkommt, büßt der andere fast schon von Minute zu Minute mehr Form ein. Für die deutschen Teilnehmer reichte es beim Profi-Wettkampf leider für keinen Sieg. Die einzige Goldmedaille war für Kristina Brunauer aus Österreich möglich.
wir sind zwar als österreicher stolz einen fabian mayr zu haben, aber wiener ist er keiner. oberösterreich, glaube genau steyr ist seine genaue heimat.
mit sportlichen grüßen
thomas
Tja Tim Budesheim, ein Italiener war besser…forza Italia
was ist eigentlich mit Paul Poloczek, ist der nicht gestartet ???
Nein, da gibt’s unter anderem Infos in unserem Podcast mit Paul :)
https://www.youtube.com/watch?v=gtPOp1GLkW8